Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
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Fundberichte aus Baden-Württemberg 35, 2015
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen
(Lkr. Biberach)
Dieter Quast
mit zwei Beiträgen von
Sonngard Hartmann
Dr. Helga Schach-Dörges
als kleiner, herzlicher Dank
zum Geburtstag am 9.9.2014 gewidmet
Inhalt
1. Die Langenenslinger Funde im Sigmaringer Schloss
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2. Funde aus dem westgotischen Herrschaftsbereich in der Alamannia
489
3. Die Schnalle aus Grab 1 und der Horizont der filigranverzierten Schnallen
„false chip carving“
Frühe Filigranarbeiten auf flachen Blechen
Filigran und Imitationsstufen
Ein Horizont?
495
495
504
505
509
4. Die Altfunde aus Langenenslingen: eine Einordnung
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5. Fundlisten
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1. Schnallen vom Typ Azille
2. Filigranverzierte Schnallen
3. Filigranarbeiten in „false chip carving“ Technik
6. Anhänge
1. Die Funde aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim)
2. Materialanalysen der Scheibenfibel aus Mühlacker-Dürrmenz (S. Hartmann)
7. Katalog
513
513
516
517
517
519
522
1. Die Funde aus Langenenslingen „beim alten Pfarrhof“
522
2. Materialanalysen der Gürtelschnallen aus „Grab 2“ und „Grab 4“ (S. Hartmann) 532
8. Abgekürzt zitierte Literatur
534
1. Die Langenenslinger Funde im Sigmaringer Schloss
„Langenenslingen ... besitzt auch bedeutende Reihengräber, die 1849 in einer Kiesgrube unweit des
Pfarrhofes entdeckt wurden. Es ist sehr zu bedauern, dass die Entdeckung zu spät zur Kenntnis
Sachverständiger kam. So wurden viele Sachen, Aexte und große Bronzebecken verschleppt. Es
sollen hier auch gar keine Gefäße gefunden worden sein. Der Friedhof ist noch nicht erschöpft.
Die in der fürstlichen Sammlung von dort befindlichen Funde sind: Ein Angon, zweischneidige
Schwerter (Spatha), Schildbuckel, Speere, Streitaxt (Franziska), Schnallen von Silber mit Ornamenten, Schwertknopf von Silber mit Vergoldung, Gewandnadeln (fibula) von Silber mit Vergoldung
und Niello, Feuerstahl, Messer. Es fanden sich auch Gräber ohne jede Beigabe, in einem derselben
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wurde das Skelett eines Hundes gefunden“.1 Dieser kurze Absatz fasst die verfügbaren Informationen zu den altbekannten Grabfunden aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) zusammen. Die in die
„fürstliche Sammlung“ gelangten Objekte waren bereits 1860 von Ludwig Lindenschmit in seinem
Katalog als Beigaben aus fünf Gräbern beschrieben und abgebildet worden.2 Vermutlich stammen
sie aus der Sammlung des Barons Karl von Mayenfisch, die „den Hauptbestandteil der fürstlichen
Alterthümer-Sammlung bildete“ und im Schloss Sigmaringen ausgestellt war. Von Mayenfisch erhielt 1846 die Oberaufsicht über die Fürstlich Hohenzollerischen Sammlungen und führte auch
Ausgrabungen durch, u. a. in Langenenslingen, wo er „neben den Bestattungen auch einige Waffen
fand“, wie Karl Werner Steim erwähnt. Leider liegen „keine Aufzeichnungen und Fundprotokolle über die von ihm angestellten Grabungen“ vor und ein „von ihm angefertigtes mit kollorierten
Zeichnungen bebildertes Verzeichnis seiner Sammlung fiel 1944 dem Krieg zum Opfer“.3 Es ist
anzunehmen, dass die von Lindenschmit vorgenommene Aufteilung der Funde auf vier (bzw. fünf)
Gräber auf diesem Verzeichnis basiert.4 Dass dennoch Zweifel zumindest an der Geschlossenheit
von Grab 2 bestehen, wird weiter unten erläutert.
Lindenschmit war zweifellos einer der besten Kenner frühmittelalterlicher Funde, war es doch
ihm und seinem Bruder Wilhelm erst wenige Jahre zuvor erstmals gelungen, ein von ihnen ausgegrabenes Gräberfeld aufgrund der Beigaben in die Merowingerzeit zu datieren.5 Zudem war er erster Direktor des 1852 gegründeten „römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz“, das durch
Kopien bereits eine umfangreiche Vergleichssammlung aufgebaut hatte. In seinem Sigmaringer Bestandskatalog bildete er die Langenenslinger Funde ab. Nur noch einmal wurde – ausgehend von
dieser Tafel – das Gräberfeld etwas ‚ausführlicher‘ diskutiert. Rainer Christlein stellte es in die
Gruppe der kleinen Separatfriedhöfe und verglich es mit den entlang der oberen Donau gelegenen
(chronologisch aber jüngeren) Bestattungsplätzen von Rißtissen (Gem. Ehingen a. d. Donau, Lkr.
Ulm, D), Niederstotzingen (Lkr. Heidenheim, D), Ebermergen (Stadt Harburg, Lkr. Donau-Ries,
D) und Friedberg (Lkr. Aichach-Friedberg, D) am Lech bei Augsburg.6
Es gibt weitere merowingerzeitliche Fundstellen aus der Gemeinde Langenenslingen (Abb. 1).7 Bereits 1926 wurden „ca. 100 m westlich der Pfarrkirche am Schnittpunkt der Hauptstraße mit dem
von S kommenden Fahrweg“ drei Bestattungen aufgedeckt, von denen aber nur eine Beigaben
enthielt (Abb. 2).8 Der Verbleib der Funde konnte zwar nicht ermittelt werden9, doch liegen im
Dienstsitz Tübingen des Landesamts für Denkmalpflege Zeichnungen, die eine zeitliche Einord1
2
3
4
5
6
7
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9
K. Th. Zingeler, Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern. Mitt. Ver. Gesch. u. Altkde. Hohenzollern 27, 1893/94, 1–115 bes. 108. – Anscheinend wurde auch ein Schädel geborgen und aufbewahrt: H. Hölder,
Ueber die in alten Gräbern Württembergs gefundenen Schädel. Schr. Württemberg. Alterthums-Ver. 7 (Stuttgart
1866) 41–99 bes. 68.
Lindenschmit 1860, 199 f. Taf. 1.
Zingeler (Anm. 1) 3. – A. Pfeffer, Baron Karl v. Mayenfisch und das Sigmaringer Museum. Hohenzollerische
Jahresh. 10, 1950, 123–131. – S. Schiek, Zur Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Württemberg und
Hohenzollern. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 12/2, 1983, 52–58 bes. 56. – Steim 2008, 15.
Ein weiteres beigabenloses, 1882 entdecktes Grab erwähnt Steim 2008, 15.
W. und L. Lindenschmit, Das germanische Totenlager bei Selzen in der Provinz Rheinhessen (Mainz 1848) 16 f.;
29–38. Vgl. auch das Vorwort von K. Böhner im Neudruck (Mainz 1969) VII–XIX bes. XV–XVI. – H. Ament,
Ludwig Lindenschmit d. Ä. und die Archäologie des frühen Mittelalters. In: A. Frey (Hrsg.), Ludwig Lindenschmit
d. Ä. Mosaiksteine, Forsch. RGZM 5 (Mainz 2009) 29–40.
R. Christlein, Besitzabstufungen zur Merowingerzeit im Spiegel reicher Grabfunde aus West- und Süddeutschland. Jahrb. RGZM 20, 1973, 147–180 bes. 168–170 mit Abb. 22–25. – Vgl. jetzt auch M. Dürr, Die Alte Burg bei
Langenenslingen, Landkreis Biberach, und ihr Umland. Fundber. Baden-Württemberg 34/2, 2014, 89–235 bes.
204 u. 235 Abb. 79.
Vgl. jetzt Dürr (Anm. 6) 90–95; 154 f. (dort auch ausführlich zur Topographie).
Fundber. Schwaben N. F. 4, 1926/28, 149. – Der Landkreis Biberach II (Sigmaringen 1990) 250. – F. Heinrichs,
Aus Langenenslingens Frühzeit. ’S Zollerländle 3, 1927, 19–21 bes. 21. – Steim 2008, 15.
Steim 2008, 17. – Die Funde sind weder im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart noch in Sigmaringen, Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern – Sammlungen und Hofbibliothek noch im Braith-Mali-Museum in
Biberach bekannt. Für freundliche Unterstützung danke ich F. Brunecker (BC), A. Hähnel (SIG), G. Kokkotidos (S).
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Abb. 1: Lage der merowingerzeitlichen Fundstellen in Langenenslingen (Lkr. Biberach, D). 1 Gräber von 1849
„beim alten Pfarrhof“. – 2 Gräber von 1926 „westlich der Pfarrkirche“. – 3 Gräberfeld im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘. – 4 Siedlung im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘. nach Dürr (Anm. 6) 154 Abb. 47 mit Ergänzungen.
nung des nur durch eine Fundnotiz publizierten Grabes erlauben. Das „Kindergrab“ enthielt eine
bronzene S-Fibel, die formenkundlich zwischen den Typen Schwechat-Pallersdorf und Várpalota
liegt und somit chronologisch der Stufe SD 6 (555–580) zugewiesen werden kann.10 Die Perlen
(Gruppen Schretzheim 3 und 20) widersprechen dieser Einordnung nicht.
Im Jahre 2008 wurde ein drittes Gräberfeld im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘ im Norden des Ortes
entdeckt, im Jahr darauf die zugehörige Siedlung (Abb. 1). Während die über 80 Bestattungen
zumeist beigabenlos oder -arm waren, wurden unter einem Grabhügel Reste reicher Beigaben aus
einem ausgeraubten Männer- und Frauengrab entdeckt, die in das späte 7./frühe 8. Jahrhundert
datieren.11 Aus der Siedlung „dominierte Keramik der jüngeren Merowingerzeit das bislang nicht
sehr zahlreiche Fundgut“,12 doch „mehren sich die Hinweise, – unter anderem buckelverzierte Gefäßkeramik – dass von einem Beginn der Siedlungstätigkeit im 6. Jahrhundert auszugehen ist“.13
Der erfasste Gräberfeldausschnitt lässt an eine (ausschließlich) spätmerowingische Nutzung denken,
doch kann das an der Größe des erfassten Ausschnittes liegen – hier könnten erst weitere Grabungen
Gewissheit schaffen.
10
11
12
13
Koch 1977, 66.
D. Bibby/J. Bofinger/D. Krausse/J. Scheschkewitz, Ein unbekanntes Gräberfeld der jüngeren Merowingerzeit
aus Langenenslingen, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2008, 180–183.
J. Böhm/F. Klein, Archäologische Untersuchungen im Neubaugebiet „Baumgarten“. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2009, 206–209 hier 208.
J. Böhm/F. Klein, Weitere Grabungen im Wohnbaugebiet „Baumgarten“ in Langenenslingen. Arch. Ausgr. BadenWürttemberg 2010, 204–208 hier 206. – Dies., Vielschichtiger Grabungsabschluss im Baugebiet „Baumgarten“ in
Langenenslingen. Ebd. 2012, 156–160.
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Abb. 2: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), Grab von 1926. – 1 M 2 : 3; 2 M 1 : 1; 3.4 M 1 : 2. – Zeichnungen
Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Tübingen.
Sicher ist derzeit, dass die entdeckten Grabgruppen unterschiedliche Bestattungsplätze repräsentieren; aufgrund der Entfernung zwischen den Fundstellen können sie nicht zu einer einzigen Nekropole gehören. Allem Anschein nach gab es also mehrere merowingerzeitliche Siedlungen auf der
Gemarkung. Zwar sind keine Flurnamen überliefert, die auf Wüstungen hindeuten, doch geht auch
die historische Forschung davon aus, dass das heutige langgestreckte Dorf aus einem östlichen und
einem westlichen Siedlungskern zusammengewachsen ist. Seit dem 15. Jahrhundert wird anscheinend auch zwischen einem Ober- und Unterdorf unterschieden; in den frühen Quellen (seit dem
10. Jahrhundert) ist der Ort aber nur als Enselingen überliefert.14
Die eingangs erwähnten, 1849 entdeckten Gräber sollen im Folgenden etwas ausführlicher diskutiert werden, bietet das Fundmaterial doch einige interessante Mosaiksteinchen für die Rekonstruktion der merowingerzeitlichen Alamannia.15
14
15
Heinrichs (Anm. 8). – F. Knaupp, Langenenslingen, aus der Geschichte einer oberschwäbischen Gemeinde (Riedlingen, Langenenslingen 1984) 14 f. – Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und
Gemeinden. Hrsg. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. VII: Regierungsbezirk Tübingen (Stuttgart 1978)
501. – Landkreis Biberach (Anm. 8) 250. – Steim 2008, 17. – Vgl. jetzt Dürr (Anm. 6).
Eigentlich sollte die Fundstelle durch S. Eisenmann im Rahmen einer Dissertation über die alamannischen Funde
im Altkreis Sigmaringen vorgelegt werden, doch wurde diese Arbeit nicht fertiggestellt. Vgl. G. Schmitt, Die
Alamannen im Zollernalbkreis. Materialh. Arch. 80 (Stuttgart 2007) 5 (Vorwort J. Biel). Die vom Landesamt für
Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart finanzierten Zeichnungen befinden sich im Dienstsitz Tübingen. Sie wurden mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Für freundliche Unterstützung möchte ich den
Kollegen Prof. Dr. H. Reim, Dr. F. Klein und Dr. R. Kreutle herzlich danken.
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Abb. 3: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 4“. Silberner Schwertknauf,
teilweise vergoldet. – M 1 : 1. – Foto Volker Iserhardt, RGZM.
Wie eingangs erwähnt, hatte Lindenschmit in seinem Katalog der „Vaterländischen Alterthümer
der Fürstlich-Hohenzoller’schen Sammlungen zu Sigmaringen“ die Funde fünf Gräbern zugewiesen. Zumindest das von ihm als Grab 2 (Abb. 26 u. 27) publizierte Inventar lässt Zweifel an seiner
Geschlossenheit aufkommen, denn es enthielt drei Bügelfibeln ganz unterschiedlicher Zeitstellung.
Die Einzelfibel (Abb. 26,2) datiert in die Phase SD 4 (510–530; Code X 55) nach Ursula Koch,
das Bügelfibelpaar (Abb. 27) in die Phase SD 6 (555–580; Code X 60).16 Beide Typen sind in
Südwestdeutschland und im Rheinland, aber auch im östlichen Frankreich weit verbreitet.17 Die
Gürtelschnalle aus „Grab 2“ (Abb. 26,1) gehört hingegen zu einem Typ, der sonst ausschließlich
in Südwestfrankreich und Spanien verkommt und in die Zeit um 500 bzw. ins erste Drittel des
6. Jahrhunderts datiert. Joan Pinar hat kürzlich die sehr einheitlichen Exemplare als Typ Azille
zusammengefasst.18 Charakteristisch für die cloisonnierten rechteckigen Beschläge sind die halbkreisund bogenförmigen Einlagen.
Aufgrund der Datierungen könnte man vermuten, dass die Einzelfibel und die Schnalle aus einer
Bestattung stammen, das Bügelfibelpaar aus einer jüngeren, also zwei Inventare vermengt wurden.
Auch bei den beiden von Lindenschmit vorgelegten Männergräbern könnte eine Vermischung oder
Vertauschung einiger Funde vorliegen. Der kleine pyramidenförmige Schwertknauf (Abb. 3; 28,1a)
würde chronologisch besser in Grab 1 als in Grab 4 passen. Letzteres ist durch eine Lanzenspitze
mit spitzovalem Blatt und durchlaufender Mittelrippe (Abb. 28,2) in die SD-Phasen 7–8 (580–620)
datiert.19 Auch die Gürtelschnalle (Abb. 28,6) mit festem durchbrochenem Beschlag gehört zu einer
Form („Form Krainburg), die erst seit dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts auftritt.20 Gerhard
Fingerlin hat die Schnallen als „Erzeugnisse byzantinischer, besser einheimisch-romanischer Werkstätten“ des langobardenzeitlichen Italiens erkannt.21 Zu diesen beiden Funden aus Grab 4 passt der
silberne Schwertknauf vom Typ Bifrons-Gilton nach Menghin (Abb. 3; 28,1a) kaum, denn dabei
handelt es sich um eine Form aus der Mitte des 6. Jahrhunderts.22 Auffällig ist die ungleiche Niet-
16
Koch 2000, 74 Abb. 14; 78 Abb. 16. Vermutlich wird die Phase SD 4 noch Anlass zu Diskussionen geben, was aber
hier nicht weiter von Belang ist. – Zur Datierung vgl. Koch 1990, 150 f. – A. Koch, Bügelfibeln der Merowingerzeit im westlichen Frankenreich. Monogr. RGZM 41 (Mainz 1998) 261 f.
17 A. Koch (Anm. 16, 1998) Karte 9 u. 19. – Trésors mérovingiens d’Alsace. La nécropole d’Erstein (6e–7e siècle après
J.-C.). Fouilles récentes en Alsace 6. Ausstellungskat. Strasbourg (Strasbourg 2004) 38; 82 „Grab 49“.
18 Pinar 2012, 106–108 mit Taf. 34.
19 Koch 2000, 63; 87 Abb. 24,7 („Code Y35). Vgl. dies. 1977, 111 f.
20 G. Fingerlin, Eine Schnalle mediterraner Form aus dem Reihengräberfeld Güttingen, Ldkrs. Konstanz. Bad.
Fundber. 23, 1967, 159–184 bes. 167.
21 Fingerlin (Anm. 20) 174 f.
22 Menghin 1983, 67 „überwiegend späte Zeitgruppe C“. – Zu den absolutchronologischen Daten der Arbeit Menghins vgl. M. Martin, Bayer. Vorgeschbl. 53, 1988, 337–340. – Zur Datierung der französischen Exemplare vorwiegend in das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts vgl. jetzt S. Fischer, „Les seigneurs des anneaux“. Bull. Liaison
de AFAM, Hors Ser. 2 (= Inscriptions runiques de France I) (Saint-Germain-en-Laye 2007) 49; 77; 101; 108; 112;
126.
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zahl an den Seiten des Langenenslinger Knaufes, nämlich drei an der einen, zwei an der anderen.
Bereits Rainer Christlein hat daher vermutet, dass es sich um eine Knaufringspatha gehandelt
haben muss.23 Knäufe vom Typ Bifrons-Kent zeigen einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in
Südostengland, doch sind mittlerweile ebenso viele Exemplare aus dem nordöstlichen Frankreich
überliefert. In der Alamannia stellt das Langenenslinger Stück eine ‚Fremdform‘ dar.24
Die Datierung des Knaufs passt weder zu der Schnalle noch zu der Lanzenspitze aus Grab 4. Besser
würde sie sich in Grab 1 einfügen, denn dieses dürfte bereits um die Mitte des 6. Jahrhunderts angelegt worden sein. Datierend sind der Schildbuckel, die Lanzenspitze und die Gürtelschnalle. Der
Buckel mit schwach gewölbter kegelförmiger Haube, Spitzenknopf und flachen bronzeplattierten
Nieten (Abb. 24,5) ist in die SD-Phase 5 (530–555) zu stellen.25 Die Lanzenspitze mit geschweiftem Blatt (Abb. 23,3) ist leider nicht erhalten, so dass nicht überprüft werden kann, ob sie – wie die
meisten anderen Exemplare mit vergleichbarer Form – stempelverziert war. Auch das Material der
Haubenniete an der Tülle ist unbekannt. Dennoch kann sie in die SD-Phase 6 (555–580) datiert
werden.26 Ango und Franziska (Abb. 23,2; 24,4) sind chronologisch nicht präziser zu fassen; letztere datieren in die SD-Phasen 4–6 (510–580), die Angonen mit Schlitztülle in die SD-Phasen 4–5
(510–555).27 Die Langenenslinger Waffe weist allerdings eine Federtülle auf, die nach Sigmar von
Schnurbein in der frühen Reihengräberzeit häufiger zu sein scheint.28 Aber auch in der zweiten
Hälfte des 6. Jahrhunderts und sogar um 600 sind Federtüllen noch nachzuweisen, etwa in Gammertingen (Lkr. Sigmaringen, D), oder in Beckum (Lkr. Warendorf, D).29 Dennoch wird man Angonen
im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts als Ausnahmeerscheinung betrachten dürfen.
Zeitlich besser zu fassen ist die silberne Schnalle mit Goldfiligran (Abb. 7; 23,7). Sie steht dem Typ
Concevreux nahe, der von Renata Windler in einer detaillierten Untersuchung dem mittleren
6. Jahrhundert zugewiesen wurde.30 Diese Schnallen wurden „in Nordgallien, vielleicht auch in den
Gebieten südlich der Seine hergestellt“.31 Die Datierung – man möchte sie auf das dritte Jahrhundertviertel präzisieren – wird durch die Dornform der Langenenslinger Schnalle unterstrichen.32
Hermann Ament hat die Schnalle vor über 40 Jahren dem Spathagurt zugewiesen und sogar einen
Schwertgurt vom Typ Langenenslingen herausgestellt. Er bezog sich dabei besonders auf das Grab
von Sutton Hoo (Suffolk, UK) und dessen Spathagurt mit einer typologisch verwandten Schnalle
23 Christlein (Anm. 6) 168. – Vgl. H. Westphal, Beobachtungen bei der Restaurierung und Untersuchung ausgewählter Funde aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg. In: W. Melzer, Das
frühmittelalterliche Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg. Bodenaltertümer Westfalens 25 (Münster 1991)
91–119 bes. 93 f. mit Abb. 3–5.
24 Menghin 1983, 312–315 mit Karte 2. – Fischer (Anm. 22) 16 Karte 1. – Zur Datierung der angelsächsischen
Exemplare, die ausschließlich der Stufe AS M B (525/50–545/65) vorkommen, vgl. A. Bayliss/J. Hines/K. Høilund Nielsen/G. McCormac/C. Scull, Anglo-Saxon Graves and Grave Goods of the 6th and 7th Centuries AD:
A Chronological Framework (London 2013) 184 (Code SW2-b) 482 u. 485.
25 Koch 2000, 84 Abb. 22 „Code M12“, 275 mit Anm. 55.
26 Ebd. 323 mit Abb. 126; 584 f. Liste 12.42.
27 Ebd. 83 Abb. 21 „Codes Y22 und M72“.
28 S. von Schnurbein, Zum Ango. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen
Archäologie [Festschrift für Joachim Werner zum 65. Geburtstag]. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. Ergbd. 1
(München 1974) 411–433 bes. 414.
29 Zu Gammertingen zuletzt: F. Stein: Alamannische Siedlung und Kultur. Das Reihengräberfeld in Gammertingen
(Sigmaringen 1999) 57–63. – E. Riemer/P. Heinrich, Zur Restaurierung der Funde aus dem „Fürstengrab“ von
Gammertingen. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 26/2, 1997, 54–60. – B. Theune-Großkopf, Die Kontrolle der
Verkehrswege, ein Schlüssel zur fränkischen Herrschaftssicherung. In: Die Alamannen. Ausstellungskat. Stuttgart,
Zürich, Augsburg (Stuttgart 1997) 237–242 bes. 239 Abb. 252. – Zu Beckum zuletzt A. Weisgerber/V. Brieske,
Technische Bemerkungen zu den Goldbeschlägen aus dem Fürstengrab von Beckum. In: T. Otten et al. (Hrsg.),
Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen (Mainz 2010) 365–367. – Chr. Stiegemann/M. Wemhoff (Hrsg.), 799 – Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn. Ausstellungskat. Paderborn (Mainz 1999) Bd. 1, 211 f. Nr. IV.26 (beide mit älterer Lit.).
30 Windler 1989, 187. – Dies. 1994, 52 mit Abb. 68 und Anm. 302. – Ich möchte auch an dieser Stelle Dr. Renata
Windler, Zürich, für zusätzliche Informationen zu den Schnallen vom Typ Concevreux danken.
31 Windler 1994, 52.
32 Koch 2000, 297: SD-Phase 6.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
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mit rechteckigem Beschlag und abgesetzter Nietreihe am Ende. Zudem fiel ihm auf, dass sowohl in
Langenenslingen als auch in einigen weiteren Gräbern mit vergleichbaren Schnallen ein Sax im Grab
fehlt.33 Der seinerzeit noch nicht bekannte Befund aus Elgg (Kt. Zürich, CH) Grab 164 zeigt aber,
dass derartige Schnallen durchaus auch zum Verschließen des Leibgurtes genutzt werden konnten
und sogar in Frauengräbern vorkamen.34
Als letztes sei kurz noch Grab 5 genannt, das lediglich ein Bronzebecken (Abb. 29,2; 30) und
eine (?) cloisonnierte goldene Scheibenfibel mit roten und grünen Einlagen (Abb. 29,1) enthielt. Unter den zahlreichen Almandinscheibenfibeln des westlichen Reihengräberkreises findet sich keine
Parallele.35 Es liegt aber dennoch nahe, die Langenenslinger Fibel in die ersten beiden Drittel des
6. Jahrhunderts zu datieren. Das getriebene Bronzebecken mit zwei Henkeln, (heute verlorenem
Standring) und Gravur unter dem Boden weist einen umgelegten Rand auf. Koch sieht in den getriebenen Becken mit zwei Henkeln eine „seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bekannte, vor
allem aber in der zweiten Jahrhunderthälfte häufig belegte Form“.36
Fasst man die Datierung der Gräber zusammen, ergibt sich folgendes Bild:
Grab
Grab
Grab
Grab
Grab
2 (Einzelfibel und Schnalle): erstes Drittel 6. Jh.
5: Mitte 6. Jh., wohl zweites Drittel
1: ca. 550–570
2 (Fibelpaar): ca. 555–580
4: letztes Viertel 6. Jh.
Das Gräberfeld wurde also anscheinend nur im 6. Jahrhundert belegt. Zwar ist es äußerst unvollständig überliefert, doch ist es sehr unwahrscheinlich, dass bei einem großen, länger belegten Bestattungsplatz ausschließlich Gräber der älteren Merowingerzeit erfasst wurden. Auch die nur als
Notiz bei Lindenschmit überlieferten schon vor 1849 „zerstörten und verschleppten Gegenstände“,
nämlich „viele Aexte“, weisen auf das 6. Jahrhundert hin, während die „großen Becken aus Erz“
ohne Abbildung nicht präziser zu datieren sind. Auch Hundegräber waren während der gesamten
Merowingerzeit üblich.37
Allem Anschein nach hat es sich also um ein kleineres Gräberfeld wie beispielsweise in Klepsau
(Stadt Krautheim, Hohenlohekreis, D) gehandelt.38 Mit diesem hat Langenenslingen auch den hohen Prozentsatz an ‚ortsfremden‘ Beigaben gemein. Die zwei auffälligsten davon sollen im Folgenden intensiver untersucht werden, denn an ihnen lassen sich interessante Details aufzeigen.
2. Funde aus dem westgotischen Herrschaftsbereich in der Alamannia
Die Schnalle aus Grab 2 gehört zum Typ Azille, dessen Beschläge ein nahezu identisches Zellwerk
aufweisen, bestehend aus einem rechteckigen Mittelfeld und einer Randzone (Abb. 4). Charakteris33 H. Ament, Merowingische Schwertgurte vom Typ Weihmörting. Germania 52, 1974, 153–161.
34 Windler 1989, 182 Abb. 2; 195 f.
35 Lindenschmit 1860, 201 Nr. 25 Taf. 5,25 bildet für die Gräber aus dem benachbarten Hedingen (Stadt Sigmaringen) eine absolut gleiche Zierscheibe/Fibel ab. Die Zeichnungen sind nahezu identisch, beim Hedinger Exemplar
sind lediglich vier Einlagen ausgefallen. Leider sind beide Funde nicht mehr auffindbar. Vermutlich hat sich bei der
Fundvorlage bei Lindenschmit ein Fehler eingeschlichen, der heute nicht mehr aufzuklären ist. Interessant ist in
diesem Kontext die Tabelle bei A. Schliz, Die alamannischen Grabfelder des Schwabenlandes in ihrer Stellung zur
germanischen Kunstübung des frühen Mittelalters. Fundber. Schwaben 11, 1903, 21-62 bes. 39, in der für Langenenslingen zwei „Rundfibeln und Zierstücke mit Farbglaszellen“ aufgeführt sind. – Vgl. allgemein K. Vielitz, Die
Granatscheibenfibeln der Merowingerzeit. Europe médiévale 3 (Montagnac 2003) (die Langenenslinger Fibeln
sind dort nicht aufgenommen).
36 Koch 1990, 227 f.
37 W. Prummel, Early medieval dog burials among the Germanic tribes. Helinium 32, 1992, 132–194 bes. 135 Tab. 1.
38 Koch 1990.
490
Dieter Quast
Abb. 4: Schnallen vom Typ Azille. 1 Azille (Dép. Aude, F) Grab 1141; 2 Castiltierra (Prov. Segovia, E); 3 Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) Sarkophag 87; 4 „Duratón oder Castiltierra“ (Prov. Segovia, E); 5 Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) „Grab 2“; 6 Fundort unbekannt „Spanien“. – Ohne Maßstab. Nachweise vgl.
Fundliste 5,1.
tisch sind die halbkreisförmigen Zellen in der Randzone und die halbbogenförmigen Zellen im Mittelfeld. Außer aus Langenenslingen sind die Schnallen dieses Typs nur aus Südwestfrankreich und
aus Spanien bekannt (Abb. 4 u. 5). Es gibt nur wenige datierbare Fundkontexte. Im Sarkophag 87 aus
Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) waren zwei Frauen bestattet, deren Beigaben sich
nicht trennen ließen, die insgesamt aber gut den SD-Phasen 3 und 4 zugewiesen werden können.39
39 S. Poignant, Chasseneuil-sur-Bonnieure (Charente): la nécropole Saint-Saturnin. In: Wisigoths et Francs autour
de la bataille de Vouillé (507). Actes des XXVIIIe Journées internationales d’archéologie mérovingienne, Vouillé
et Poitiers (Vienne, France). Mémoires AFAM 22 (Saint-Germain-en-Laye 2010) 171–182 bes. 174 f. mit Abb. 3.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
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5
3
( ) 2
6 4?
1
Abb. 5: Verbreitung der Schnallen vom Typ Azille. – Nachweise vgl. Fundliste 5,1. –
Grafik Monika Weber, RGZM.
Für das Grab 1011 aus Azille (Dép. Aude, F) sind die weiteren Beigaben noch nicht publiziert.40 Für
keines der spanischen Exemplare liegt ein gesicherter Kontext vor.41 Wichtig für die Schnallen vom
Typ Azille ist aber, dass sie sich in eine große Gruppe der frühen „gotischen Schnallen“ der Gruppen
B 1 und B 2 nach Ebel-Zepezauer bzw. des Typs A nach Ripoll einordnen lassen, die alle in das
ausgehende 5. und frühe 6. Jahrhundert datieren.42
Die Schnalle aus Grab 2 entstammt zweifellos Werkstätten, die im westgotischen Herrschaftsbereich
arbeiteten. Gerade aus dem tolosanischen Teil sind nur wenige beigabenführende Bestattungen
überliefert, so dass die materielle Kultur dieses Raumes nur schwer einzuschätzen ist.43 In den
letzten Jahrzehnten sind aber einige Materialzusammenstellungen und auch neue Grabungen (zumindest in Vorberichten) vorgelegt worden, die einen besseren Überblick erlauben.44 Gerade im
40 S. Duchesne/J. Hernandez, Le cimetière du haut Moyen Âge d’Azille (Aude). In: La Méditerranée et le monde
mérovingien: témoins archéologiques. Actes des XXIII Journées internationales d’archéologie mérovingienne,
Arles. Bull. Arch. Provence, Suppl. 3 (Aix-en-Provence 2005) 207–217 bes. 211 f. mit Abb. 4.
41 Pinar 2012, Taf. 34,3–5.
42 V. Bierbrauer, Les Wisigoths dans le royaume franc. Antiquités Nationales 29, 1997, 167–200. - W. Ebel-Zepezauer, Studien zur Archäologie der Westgoten vom 5.–7. Jh. n. Chr. Iberia Arch. 2 (Mainz 2000) 47–49 mit Abb. 10,1.2.
(ohne Datierung). – G. Ripoll López, La ocupación visigoda en época romana a través de sus necrópolis [Hispania].
Collecció de tesis doctorals microfitxades 912 (Barcelona 1991) 102; 129–133 bes. 129. – Feinere Typologie bei
Pinar 2012, 100–115 mit Taf. 31–35.
43 E. James, The Merovingian Archaeology of South-West Gaul. BAR Suppl. Ser. 25 (Oxford 1977). – V. Bierbrauer, Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.–7. Jahrhundert. Frühmittelalterl. Stud. 28, 1994, 51–171 bes.
153–155. – A. M. Jiménez Garnica, Settlement of the Visigoths in the Fifth Century. In: P. Heather (Hrsg.), The
Visigoths from Migration Period to the Seventh Century. Studies in Historical Archaeoethnology 4 (Woodbridge
1999) 93–115.
44 Zusammenfassend jetzt Pinar 2012.
492
Dieter Quast
5. Jahrhundert waren die Westgoten in Gallien ein überaus bedeutender Machtfaktor. Sie bildeten
die dominierende Militärmacht, aber die Frage nach möglichen Beziehungen zur Alamannia sind
bislang nicht erörtert worden.45 Als Grundlage dafür soll die folgende Zusammenstellung rechtsrheinischer Funde zwischen Main und Donau dienen.
Da nach der Entstehung des tolosanischen Reiches 418 die Prägestätten von Toulouse und Arles
im westgotischen Herrschaftsgebiet lagen, waren auch die Emissionen dieser Münzen westgotisch
kontrolliert. Darüber hinaus gibt es westgotische Nachbildungen offizieller Münzen.46 Einige dieser
Solidi gelangten in die Alamannia: eine westgotische Nachprägung eines Solidus Valentinian III
(425–455), geprägt gegen 439–450, wohl in Toulouse, wurde mit einer Henkelung versehen in
dem Frauengrab 334 des frühen 6. Jahrhunderts in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis, D) entdeckt.47 Eine westgotische Nachahmung eines Solidus des Libius Severus (461–465) enthielt das
Männergrab 24 aus Fridingen a. d. Donau (Lkr. Tuttlingen, D) aus der SD-Phase 3 (480–510).48
Eine weitere westgotische Nachahmung eines Solidus des Libius Severus stammt von der Altenburg
(Gem. Jestetten-Altenburg, Lkr. Waldshut, D).49 Leider ohne weitere Bestimmung geblieben ist ein
1852 in Wurmlingen (Stadt Rottenburg, Lkr. Tübingen, D) entdeckter Münzfingerring „drei Dukaten schwer, worin eine Münze von Kaiser Libius Severus (461–465 n. Chr.) eingesetzt war“.50 Aus
dem Gräberfeld wird ebenfalls ein vergoldeter Schwertgriff (Goldgriffspatha?) erwähnt. Bei einem
Gewicht von „drei Dukaten“ (= 3,49 g × 3 = 10,47 g) war der Fingerring relativ schwer und würde
ungefähr zwei Solidi (4,55 g × 2) und einem Tremissis (1,5 g) entsprechen. Im British Museum befindet sich ein goldener Fingerring mit einem Tremissis des Libius Severus unbekannten Fundorts,
doch wiegt er nur 2,98 g.51
Eine in Toulouse (F) geprägte westgotische Nachahmung eines Solidus des Anthemius (t. p. 467)
stammt aus Herrenberg (Lkr. Böblingen, D) Grab 291, das in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts
angelegt wurde.52
Damit liegen immerhin fünf Solidi aus der Alamannia vor, von denen zumindest vier aus dem tolosanischen Westgotenreich stammen. Darüber hinaus gibt es fünf westgotische Nachprägungen auf
45 Allgemeine Zusammenstellungen „westgotischer Funde“ im Osten des Merowingerreiches bei W. Ebel-Zepezauer (Anm. 42) 149–152; 288–294. – M. Grünewald/U. Koch, Zwischen Römerzeit und Karl dem Grossen.
Die frühmittelalterlichen Grabfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms im Andreasstift.
Bd. I: Worms und seine Stadtteile (Lindenberg/Allgäu 2009) 86 (mit weiteren neuen [linksrheinischen] Funden
aus Rheinhessen und der Pfalz).
46 Vgl. allgemein zu den barbarischen Nachahmungen aus Gallien: C. E. King, Roman, local, and barbarian coinages
in fifth-century Gaul. In: J. Drinkwater/H. Elton (Hrsg.), Fifth-century Gaul: a crisis of identity? (Cambridge
1992) 184–195. – S. White et al., A Mid-Fifth Century Hoard of Roman and Pseudo-Roman Material from Patching, West Sussex. Britannia 30, 1999, 310–315 bes. 307.
47 J. F. Fischer, Der Münzumlauf in Südwestdeutschland während der Merowingerzeit. Ungedr. Magisterarbeit
(Freiburg 1996) 89 f.; 257 M 349. – H. Steuer, Handel und Fernbeziehungen. Tausch, Raub und Geschenk. In:
Die Alamannen. Ausstellungskat. Stuttgart, Zürich, Augsburg (Stuttgart 1997) 389–402 bes. 390 Abb. 440,3.
48 A. von Schnurbein, Der alamannische Friedhof bei Fridingen an der Donau (Kreis Tuttlingen). Forsch. u. Ber.
Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 21 (Stuttgart 1987) 88 mit Anm. 386. – Fischer (Anm. 47) 257 M 350. –
Koch 2000, 85 datiert das Grab in die Phase 4, da zuvor bei den Alamannen die Obolussitte fremd war. Doch
auch in der Phase 4 fehlen weitere Belege dafür. Aussagekräftiger sind Krug und Schmalsax. Vgl. D. Quast, Bemerkungen zum merowingerzeitlichen Gräberfeld bei Fridingen an der Donau, Kreis Tuttlingen. Fundber. BadenWürttemberg 20, 1995, 803–836 bes. 805 f.
49 Arch. Deutschland 2005/1, 44 f.
50 Beschreibung des Oberamtes Rottenburg (= Beschreibung des Königreichs Württemberg 5) (hrsg. K. Statistisches
Landesamt) (2Stuttgart 1899) 544. – W. Veeck, Die Alamannen in Württemberg. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 1 (Berlin, Leipzig 1931) 282.
51 Für freundliche Hinweise habe ich Barry Ager und Richard Abdy vom British Museum zu danken. Es handelt
sich anscheinend um den bei F. H. Marshall, Catalogue of the Finger Rings, Greek, Etruscan, and Roman in the
Department of Antiquities, British Museum (London 1907) 47 f. Nr. 270 publizierten Ring, für den eine unleserliche Inschrift als möglicherweise Arcadius gelesen wurde.
52 C. Oeftiger/K.-D. Dollhopf, Weiterführende Untersuchungen auf dem alamannischen Friedhof im „Zwerchweg“ bei Herrenberg, Kreis Böblingen. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1999, 158–161 bes. 160 mit Taf. 11
unten. – U. Klein, Fundmünzen in Württemberg. Ebd. 262–268, bes. 264 f. mit Abb. 189 i.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
493
1
2
Abb. 6: 1 Scheibenfibel aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim); 2 Gürtelschnalle aus El Carpio de Tajo (Prov.
Toledo, E) Grabstelle 258. – 1 M 1 : 1, 2 M 3 : 4. – 1 Foto Sabine Steidl, RGZM, 2 nach Sasse (Anm. 65) Taf. 34 e.
Emissionen Justinians aus Gräbern des 6. Jahrhunderts aus Eppstein (Stadt Frankenthal, D) Grab 405,
Rheinsheim (Stadt Philippsburg, Lkr. Karlsruhe, D), Munningen (Lkr. Donau-Ries, D) und Landau
in der Pfalz (D) sowie ein kontextloses Exemplar aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen, D).53 Bei den
Münzen aus dem spanischen Westgotenreich handelt es sich durchweg um Tremisses.
Zwei weitere Fundgruppen belegen Kontakte in den westgotischen Raum, nämlich Fibeln und Gürtelschnallen. Neben dem Exemplar aus Langenenslingen (Abb. 4,5; 26,1) sind aus Buggingen (Lkr.
Breisgau-Hochschwarzwald, D) und Fridingen (Lkr. Tuttlingen, D) Grab 139 Schnallen mit rechteckigem Beschlag mit jeweils neun aufgesetzten Cabochons bekannt.54 Pinar hat die Beschläge mit
sieben und neun Cabochons zu einem Typ zusammengefasst.55 Dass sie im spanischen Westgotenreich gefertigt wurden, belegen mehrere Exemplare. Ob sie allerdings ausschließlich dort hergestellt
wurden, ist unsicher, denn auch aus Nordgallien sind mehrere Typvertreter bekannt.56 Dasselbe
53 Chr. Engels, Das merowingische Gräberfeld von Eppstein, Stadt Frankenthal (Pfalz). Internat. Arch. 121 (Rahden
2012) 187 mit Anm. 1267. – FMRD I 6 (Berlin 1975) 6048,1. – FMRD I 7 (Berlin 1962) 7334,9 f. – FMRD II 1
(Berlin 1963) 1020,1. – FMRD IV 2 (Berlin 1965) 2187,7.8. – X. Barral i Altet, La circulation des monnaies Suèves et Visigotiques. Francia, Beih. 4 (München 1976) 175 f. Nr. 41–43. – Fischer (Anm. 47) 257 f. M 351–M354.
54 M. Martin, Zur frühmittelalterlichen Gürteltracht der Frau in der Burgundia, Francia und Aquitania. In: L’art
des invasions en Hongrie et en Wallonie. Actes du Colloque tenu au Musée royal de Mariemont du 9 au 11 avril
1979. Monogr. Musée Royal Mariemont 6 (Mariemont 1991) 31–84 bes. 72 mit Anm. 95 und Abb. 36,4. – von
Schnurbein (Anm. 48) 41 f. Taf. 31 B 6.
55 Pinar 2012, 80–83 mit Taf. 24.
56 In diesem Sinne Martin (Anm. 54) 63–79 („weit verbreitete mediterrane/romanische Schnallenform“).
494
Dieter Quast
gilt für die Schnalle aus Basel-Kleinhüningen (CH) Grab 125. Sie weist einen großen rechteckigen
Beschlag aus Eisen auf, der auf der Schauseite silberplattiert ist.57 Dies erlaubt sie dem Typ Mailhac
nach Pinar zuzuweisen, der in Gallien bereits seit der Mitte des 5. Jahrhunderts auftritt, in Spanien
aber auch noch in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Gebrauch war.58 Das Kleinhüninger Grab
datiert aufgrund der Rautenfibel und der trommelförmigen Reticellaperle in das zweite Drittel des
6. Jahrhunderts.59
Fibeln aus dem südfranzösisch-spanischen Raum sind in der Alamannia sehr rar. Die besonders
in Spanien häufig vorkommenden Silberblechfibeln fehlen komplett in Südwestdeutschland. Aus
Mannheim-Sandhofen ist aber eine cloisonnierte Adlerfibel mit tropfenförmigem Brustschild bekannt.60 Diese Form aus Bronze mit Glaseinlagen weist einer Verbreitungskarte zufolge eindeutig
in den spanischen Raum.61 Dies wird durch die einfachen bronzenen Exemplare ohne Einlagen
unterstrichen, die ebenfalls konzentriert auf der Iberischen Halbinsel vorkommen.62
Es gibt ein weiteres Grab aus der Alamannia, das möglicherweise eine Fibel aus dem südfranzösischspanischen Raum enthält. 1970 wurden in Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D) einige Gräber
beim Aushub eines Kanalgrabens zerstört. Zu den Funden, die aus dem Aushub geborgen wurden,
gehören einige Objekte aus einer Frauenbestattung. Die Geschlossenheit ist nicht gesichert, aber
wahrscheinlich. Die Objekte sind bislang nur in einer Fundnotiz erwähnt63 und werden daher im
Anhang aufgeführt. Hier seien nur ein Paar bronzener Drahtohrringe (vermutlich Körbchenohrringe), einige Glasperlen und die bronzene Scheibenfibel (Abb. 6,1; 20–22) erwähnt. Diese ähnelt auf
den ersten Blick durchaus den „burgundo-romanischen Pressblechscheibenfibeln“, die hauptsächlich
in der Westschweiz verbreitet waren.64 Allerdings ist die Dürrmenzer Fibel aufgrund technischer
Detail klar von diesen abzugrenzen, denn während bei den westschweizerischen Exemplaren die
zumeist mugeligen Einlagen durch ein Pressblech gefasst sind, wurden bei ihr die Glaseinlagen von
hinten in die Deckplatte in Form eines plate inlaying eingelassen. Diese Technik ist im Reihengräberkreis äußerst selten und die wenigen Vorkommen datieren zumeist ins ausgehende 5. bis frühe
6. Jahrhundert. Später sind derartige Einlagen aus Südfrankreich und Spanien belegt, beispielsweise
57 U. Gielser-Müller, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen. Katalog und Tafeln. Basler
Beitr. Ur- u. Frühgesch. 11 B (Derendingen, Solothurn 1992) 113 f. Nr. 6; Taf. 26,6; 57,4.
58 R. Legoux/P. Périn/F. Vallet, Chronologie normalisée du mobilier funéraire mérovingien entre Manche et
Lorraine. Bull. Liaison de l’AFAM, hors série 1 (Condré-sur-Noireau 2004) 31 u. 52. – Pinar 2012, 89–95 mit Taf.
27.
59 Giesler-Müller (Anm. 57) Taf. 26,3.6. – Zur Datierung Windler 1994, 82; 86 f.
60 U. Koch, Einheimische und Fremde werden Franken. In: H. Probst (Hrsg.), Mannheim vor der Stadtgründung.
Bd. I/2 (Regensburg 2007) 192–223 bes. 192 ff. – Dies., Ein frühmittelalterliches Gräberfeld in MannheimSandhofen. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1999, 152–155 bes. 153 f. mit Taf. 10.
61 Koch 2007, 193. Nachtrag: Madrona (Prov. Segovia) Grab 17 (Fragment): A. Molinero Pérez, Aportaciones de
las excavaciones y hallazgos casuales (1941–1959) al Museo Arqueologico de Segovia. Excavaciones Arqueologicas
en España 72 (Madrid 1971) 55 Taf. 72,1. – Pinar 2012, Taf. 126–128.
62 Pinar 2012, Taf. 129 u. 130 (leider ohne Verbreitungskarte). – Vgl. auch Ph. von Rummel, Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert. RGA Ergbd. 55 (Berlin, New York 2007)
331–337 bes. 334 mit Anm. 256.
63 Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 255.
64 A. Rettner, Das Inventar des Frauengrabes 11. In: R. Marti/H.-R. Meier/R. Windler, Ein frühmittelalterliches
Gräberfeld bei Erlach BE. Antiqua 23 (Basel 1992) 13–28.
65 J.-M. Lassure, La nécropole Wisigothique des Martels à Giroussens. Arch. Midi Medieval 6, 1988, 51–64 bes. 75
Abb. 15,2. – B. Sasse, „Westgotische“ Gräberfelder auf der Iberischen Halbinsel am Beispiel der Funde aus El Carpio de Tajo (Torrojos, Toledo). Madrider Beitr. 26 (Mainz 2000) Taf. 34 e. – S. Consuegra/R. Parra, La necrópolis
visigoda de Acedinos en Getafe. In: Huellas, actuaciones de la Comunidad de Madrid en el Patrimonio Histórico.
Ausstellungskat. Madrid (Madrid 2005) 78–83 mit Abb. auf S. 83. – M. Almagro Basch, Materiales visigodos del
Museo Arqueológico de Barcelona, Memorias de los Museos Arqueológicos Provinciales 8, 1947, 55–76 bes. 61
Nr. 17, Taf. 15,17. – J. Werner, Katalog der Sammlung Diergardt. Bd. I: Die Fibeln (Berlin 1961) 42 Nr. 203 Taf.
39. – H. Zeisss. Die Grabfunde aus dem spanischen Westgotenreich. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit
A 2 (Berlin, Leipzig 1934) Taf. 6,1. – U. Koch 2007 (Anm. 60) 192–223 bes. 193. – Pinar 2012, Taf. 126.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
495
auf einem Taschenbügel aus Giroussens (Dép. Tarn, F) Grab 14, auf Gürtelschnallen aus El Carpio
de Tajo (Prov. Toledo, E) Grabstelle 258 (Abb. 6,2), Getafe (Prov. Madrid, E), Duratón oder Castiltierra (beide Prov. Segovia, E), oder auf den Adlerfibeln aus Ville-sous-Cousance (Dép. Meuse, F)
und Talavera de la Reina (Prov. Toledo, E).65 Dies lässt eine Herkunft der Fibel aus Dürrmenz aus
Südfrankreich oder Spanien zumindest vermuten. Eine vergleichbare Scheibenfibel ist aus diesem
Raum aber nicht bekannt. Eine mögliche Parallele liegt nur aus dem westfranzösischen Gondrecourt
(Dép. Meuse, F) vor, doch ist die Einlagetechnik nicht beschrieben und aus der Zeichnung nur ungenau zu erschließen.66
Insgesamt sind Nachweise für Beziehungen zum westgotischen Herrschaftsbereich in Südwestgallien und auf der Iberischen Halbinsel also nicht sehr zahlreich. Doch ist zu bedenken, dass gerade im
Tolosanischen Reich beigabenführende Gräber sehr selten sind. Daher ist die Kenntnis der dortigen
Kleinfunde ungenügend. Politisch handelt es sich zweifellos um einen wichtigen Raum. Vor allem
die Solidi aus den südfranzösischen Prägestätten belegen alamannische Kontakte dorthin.67 Als bedeutendste militärische Macht in Gallien waren die Westgoten sicherlich ein Anziehungspunkt für
ganz unterschiedliche Kriegergruppen.68 Die weitgestreute Verbreitung der in ihrem Herrschaftsraum geprägten Solidi der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bezeugt dies eindrücklich.69
3. Die Schnalle aus Grab 1 und der Horizont der filigranverzierten Schnallen
„false chip carving“
Auch die Schnalle aus Grab 1 (Abb. 7) ist kein lokal gefertigtes Produkt, wie oben bereits erwähnt
wurde. Renata Windler hat sie als ihrem Typ Concevreux verwandt beschrieben, dessen Herstellung sie „in Nordgallien, vielleicht auch in den Gebieten südlich der Seine“ vermutet.70 Die Langenenslinger Schnalle unterscheidet sich durch einige Merkmale: Zunächst einmal weist der Beschlag
eine niellierte Rahmung auf – beim Typ Concevreux (Abb. 8,1) sind Rahmungen mit Filigrandraht
üblich. Bedeutender ist aber die Ausführung des goldenen Filigrans der Langenenslinger Schnalle.
Es ist nicht einfach auf ein flaches Blech aufgelötet. Vielmehr sind die Konturen des Flechtbandes in
das Blech gepresst und auf diese Erhebungen wurden die Drähte aufgelötet. Dadurch erscheint das
Ornament sehr plastisch (Abb. 7). George Speake hat diese technische Ausführung als „unechten
bzw. nachgeahmten Kerbschnitt“ (false chip-carved effect) bezeichnet, Niamh Whitfield nennt sie
„filigree with single back-plates in relief“.71 Sie ist im Reihengräberkreis nicht häufig nachzuweisen
(Abb. 9). Lediglich eine weitere Schnalle, die dem Typ Concevreux verwandt ist, ist mit einem
Goldblech im nachgeahmten Kerbschnitt verziert. Bereits 1913 wurde bei Erdarbeiten in Rijnsburg
(Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) eine Schnalle gefunden, die weit aufwändiger und sorg-
66 L. Maxe-Werly, Note sur des objets antiques découverts à Gondrecourt (Meuse) et à Grand (Vosges). Mém. Soc.
Nat. Ant. France 48, 1887, 153–178 bes. 164 Taf. 12,5.
67 Vgl. allgem. Barral i Altet (Anm. 53).
68 H. Wolfram, Geschichte der Goten (München 1979) 207–227. – W. Pohl, Die Völkerwanderung, Eroberung und
Integration (2Stuttgart 2005) 58–65 (mit weiterer Lit.).
69 S. White/J. Manley/R. Jones/J. Orna-Ornstein/C. Johns, L. Webster, A Mid-Fifth Century Hoard of
Roman and Pseudo-Roman Material from Patching, West Sussex. Britannia 30, 1999, 301–315 bes. 307–310. –
R. Abdy, After Patching: Imported and Recycled Coinage in Fifth- and Sixth-Century Britain. In: B. Cook/G.
Williams (Hrsg.), Coinage and History in the North Sea World c. 500–1250 [Essay in Honour of Marion Archibald]. The Northern World 19 (Leiden, Boston 2006) 75–98. – M. Blackburn, Three silver coins in the name
of Valentinian III (425–55) and Anthemius (467–72) from Chatham Lines, Kent. The Numismatic Chronicle 148,
1988, 169–174 bes. 173 f.
70 Windler 1994, 52.
71 Speake 1980, 52. – N. Whitfield, Motifs and techniques in Early Medieval Celtic filigree: their ultimate origins.
In: R. Moss (Hrsg.), Making and Meaning in Insular Art. Proceedings of the fifth international conference on
Insular art held at Trinity College Dublin, 25–28 August 2005 (Dublin 2007) 18–39 bes. 37.
496
Dieter Quast
Abb. 7: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D). 1 Gürtelschnalle aus Grab 1. – 2.3 Details des false chip carvings. –
1 M 1 : 1, 2.3 o. M., vergrößert. – 1 Foto Volker Iserhardt, RGZM, 2.3 Foto Dieter Quast, RGZM.
fältiger gearbeitet ist, als das Langenenslinger Exemplar.72 Jüngst publizierte Fotos, besonders jene
der Rückseite, lassen sehr gut erkennen, dass es sich um false chip carving handelt (Abb. 10,1).73 Der
entwickelte Tierstil II der Filigranverzierung zeigt, dass die Schnalle jünger ist als die Langenenslinger und wohl in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert.74 Die Rijnsburger Schnalle ist mit
einem cloisonnierten Dornschild versehen, was sie mit einigen weiter unten noch zu diskutierenden
angelsächsischen Schnallen verbindet.
Von der Ausführung in false chip carving steht der Schnalle aus Langenenslingen ein jüngst von Gerhard Fingerlin publiziertes Exemplar aus Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335 sehr
nahe (Abb. 11).75 Auch dieses zeigt ein goldenes Pressblech mit aufgelegten Filigrandrähten im
Tierstil II, doch weicht ihre Form insofern ab, als ihr hinteres Ende als Raubvogelkopf ausgearbeitet
ist. Die Herkunft dieser Schnalle aus dem langobardischen Italien hat Fingerlin anhand einer ähnlichen Schnalle (allerdings ohne Pressblech sondern mit gegossenem Ornament) aus Nocera Umbra
(Prov. Perugia, I) Grab 6 aus dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts überzeugend aufgezeigt.76
Die Technik des false chip carving mit Filigranauflage findet sich in einem weiteren Grab aus dem
langobardenzeitlichen Italien, nämlich am Beschlag eines vorderen Sattelbogens aus Castel Trosino
72
73
74
Fundliste 5,2 Nr. 10.
Willemsen 2014, 153.
Eine mögliche Datierung noch ins ausgehende 6. Jahrhundert sieht M. F. P. Dijkstra, Rondom de Mondingen van
Rijn & Maas (Amsterdam 2011) 232. Vgl. zum chronologischen Wechsel von Stil I zu Stil II im angelsächsischen
England S. Lucy, The Anglo-Saxon Way of Death. Burial Rites in early England (Strout 2000) 20 f. (mit Lit.).
75 Fingerlin 2013, 28–33 bes. Abb. 2 u. 3.
76 C. Rupp, Das langobardische Gräberfeld von Nocera Umbra I. Katalog und Tafeln. Ricerche Arch. Altomedievale
e Medievale 31 (Borgo S. Loronzo 2005) Taf. 15,16. – Zur Datierung vgl. dies., La necropoli longobarda di Nocera
Umbra (loc. Il Portone): l’analisi archeologica. In: Umbria Longobarda. La necropoli di Nocera Umbra nel centenario della scoperta. Ausstellungskat. Nocera Umbra, Museo Civico (Roma 1996) 23–130 bes. 35 Taf. 1 (Periode
1 = 572–590).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
497
Abb. 8: Typen filigranverzierter Gürtelschnallen. 1 Typ Concevreux: Elgg (Kt. Zürich, CH); 2 mit festem, triangulärem oder profiliertem/gezacktem Beschlag: ohne Fundort „Colección Torkom Demirjian“; 3 mit triangulärem
Beschlag: Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D); 4 Typ Beckum – Templeux-la-Fosse: Marchélepot (Dép. Somme,
F); 5 mediterrane Schnalle, vielteiliger Gürtel: Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I); 6 mediterrane Schnalle, Typ
Trapezunt: Latakia (SYR). – M 1 : 1. - Nachweise vgl. Fundliste 5,2.
498
Dieter Quast
(Prov. Ascoli Piceno, I) Grab 119. Auf dem gepressten Goldblech sind an fünf Stellen Flechtbänder
aus Filigrandraht aufgelegt.77 Das Grab datiert allerdings bereits in das erste Drittel des 7. Jahrhunderts.78
Dies sind nicht die einzigen Nachweise für die beschriebene Technik aus dem Mittelmeergebiet
(Abb. 9). Aus Hama und aus einem Schatzfund aus Latakia (Abb. 8,6), beide in Syrien, sowie von unbekanntem Fundort sind goldene byzantinische Gürtelschnallen vom Typ Trapezunt bekannt, deren
Beschläge Flechtbänder aus Filigran besitzen.79 Sie datieren in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts.80
Auch von einigen goldenen Riemenzungen vielteiliger Gürtelgarnituren sind mit Filigran aufgelegte Flechtbänder bekannt, doch ist anhand der Abbildungen und Beschreibungen nicht immer zu
entscheiden, ob die Drähte auf ein flaches Blech aufgelötet sind, oder ob es sich um false chip carving
handelt. Bei den Exemplaren aus dem Cleveland Museum of Art, aus dem Bodemuseum Berlin und
aus Caesarea Maritima (IL) ist dies nach den publizierten Fotos zu vermuten.81 Bei der prächtigen,
goldenen Garnitur aus Sremska Mitrovica Sirmium (okr. Srem, Vojvodina, SRB) ist ein false chip carving wohl auszuschließen, dennoch erzeugen die aufgelegten Drähte auch so einen sehr plastischen
Eindruck.82 Die genannten Riemenzungen vielteiliger Gürtel und Schnallen datieren aber bereits in
die ersten beiden Drittel des 7. Jahrhunderts.83 Aus dieser Zeit sind auch noch einige Gürtelschnallen
mit U-förmigem Beschlag vielteiliger Garnituren überliefert (Abb. 8,5), die aber seltene Ausnahmen
darstellen.84 Sie sind in jedem Fall jünger als die Exemplare aus dem Merowingerreich.
Im westlichen Reihengräberkreis stellen die in der false chip carving Technik verzierten Schnallen
aus Langenenslingen (Abb. 7), Rijnsburg (Abb. 10,1) und Hüfingen (Abb. 11) Ausnahmen dar, und
es gibt nur wenige weitere Beispiele. Aus Marchélepot (Dép. Somme, F) (Abb. 8,4)85 liegt eine Taschenschnalle (?) aus Goldblech vor, die zu einem weit verbreiteten Typ gehört, der im Folgenden
nach zwei Fundorten als Typ ‚Beckum-Templeux-la-Fosse‘ bezeichnet werden soll. Er wurde vor
20 Jahren zusammenfassend von Françoise Vallet behandelt und datiert in die zweite Hälfte des
6. Jahrhunderts.86 Das älteste Exemplar aus Hordain (Dép. Nord, F) Grab 260 ist als loser Beschlag
noch mit einer Schilddornschnalle kombiniert, den jüngsten Befund stellt das um 600 datierte Grab
von Beckum (Lkr. Warendorf, D) dar.87 In diesen zeitlichen Rahmen ist auch die Schnalle aus Marchélepot (Abb. 8,4)einzuordnen, für die leider der Grabkontext unbekannt ist. Sie stellt den einzigen
77 L. Paroli/M. Ricci, La necropoli altomedievale di Castel Trosino. Ricerche di Archeologia Altomedievale e
Medievale 32/33 (Borgo San Lorenzo 2005) 84 f. Nr. 44a Taf. 107,44 a; 223. – H. Dannheimer, Ostmediterrane
Prunksättel des frühen Mittelalters. Bayer. Vorgeschbl. 65, 2000, 193–205 bes. 197 f. Taf. 27.
78 V. Bierbrauer, Die Langobarden in Italien aus archäologischer Sicht. In: Die Langobarden, das Ende der Völkerwanderungszeit. Ausstellungskat. Rheinisches LandesMuseum Bonn (Darmstadt 2008) 109–151 bes. 136 Abb. 28.
79 Fundliste 5,2 Nr. 43–45. – Zur Typbeschreibung J. Werner, Byzantinische Gürtelschnallen des 6. und 7. Jahrhunderts aus der Sammlung Diergardt. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 1, 1955, 36–48 bes. 36 f.
80 M. Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Teil 2. Kat. vor- u. frühgesch. Altertümer 30/2 (Mainz 2009) 55–61 bes. 60.
81 B. Tobias, Riemenzungen mediterraner Gürtelgarnituren mit Monogrammen. Studien zur Chronologie und
Funktion. Acta Praehist. et Arch. 43, 2011, 151–188 bes. Abb. 10,10; 24,1; 27.
82 I. Popović, Golden Avarian Belt from the Vicinity of Sirmium. Nat. Mus. Belgrad Monogr. 10 (= Arch. Inst. Belgrad Monogr. 32) (Belgrade 1997) 32 Abb. 22; 39 Abb. 25; Abb. 34 b; 36 b. – Vgl. auch das Exemplar aus einem
Kriegergrab mit Lamellenhelm aus Kerč auf der Krim: W. Arendt, Beiträge zur Entstehung des Spangenharnischs.
Ein alttürkischer Waffenfund aus Kertsch. Zeitschr. Hist. Waffen- u. Kostümkde. 13 (= N. F. 4) 1932, 49–55 bes.
51 mit Abb. 4. – J. Werner, Nomadische Gürtel bei Persern, Byzantinern und Langobarden. In: La Civiltà dei
Longobardi in Europa. Accademia Nazionale dei Lincei, Quaderno 189 (Roma 1974) 109–139 bes. 111 mit Taf. 9,9.
83 Tobias (Anm. 81) 151–188. – Popović (Anm. 82) 86 f.
84 Fundliste 5,4 Nr. 46 u. 47.
85 C. Boulanger, Le cimetière franco-mérovingien et carolingien de Marchélepot (Somme) (Paris 1909) 96 Taf.
6,10. – Kat. Soissons 1986, 134 Nr. 59 mit Abb. 86.
86 Vallet 1993.
87 V. Brieske, Tradition und Akkulturation. Neue Untersuchungen zum „Fürsten“ von Beckum. In: B. Ludowici/H.
Pöppelmann (Hrsg.), Das Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander von Kulturen. Zur Archäologie und
Geschichte wechselseitiger Beziehungen im 1. Jahrtausend n. Chr. Neue Stud. Sachsenforsch. 2 (Stuttgart 2011)
124–133 bes. 127.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
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31
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16
Abb. 9: Verbreitung der filigranverzierten Arbeiten in false-chip-carving-Technik
aus dem 6. und frühen 7. Jahrhundert. – Nachweise Fundliste 5,3.
Vertreter dieses Typs dar, der im false chip carving mit Vierpassknoten verziert ist; bei allen anderen
Exemplaren ist das Filigran auf ein flaches Goldblech aufgelötet.
Ein weiteres Beispiel für die hier interessierende Technik stammt aus dem Frauengrab unter dem
Kölner Dom (Abb. 12,2.3).88 Durch eine Halbsiliqua des Athalarich (526–534) ist die Bestattung ins
zweite Viertel des 6. Jahrhunderts datiert.89 Auf den Kopf- und Fußplatten der beiden Bügelfibeln
sind die zentralen Felder – jeweils gerahmt durch Cloisonné – mit Filigranflechtbänder ausgelegt.
Die Bügelfibeln selbst bestehen aus Silber, sind aber auf der Schauseite komplett mit Goldblech
bedeckt, das als Träger für sämtliche Verzierung dient. Otto Doppelfeld beschreibt die technische
Ausführung wie folgt: „Die Flechtbandmuster aus doppeltem Filigran an der Kopf- und Fußplatte
wurden zunächst auf einer gesonderten Goldplatte aufgelötet. Dann wurden die Zwischenräume
88 O. Doppelfeld, Das fränkische Frauengrab unter dem Chor des Kölner Domes. Germania 42, 1962, 156–188.
89 K. Böhner, Zur Zeitstellung der beiden fränkischen Gräber im Kölner Dom. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 9,
1967/68, 124–135.
500
Dieter Quast
Abb. 10: Filigranverzierte Schnallen mit rechteckigem Beschlag. 1 Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland,
NL); 2 Gilton (Kent, UK). – M 1 : 1. – 1 nach Willemsen 2014, 153 Abb. 209, 2 nach Speake 1980, 59 Taf. 9 g.
Abb. 11: Schnalle mit filigranverzierter Goldblecheinlage in false chip carving aus Hüfingen
(Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335. – M 1 : 1. – Nach Fingerlin 2013, 30 Abb. 2.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
501
Abb. 12: 1 Bügelfibel aus Skodborg (Syddanmark, Jütland, DK); 2 Bügelfibel aus dem Frauengrab unter dem
Kölner Dom; 3 Detail der Kopfplatte mit Filigranverzierung in false-chip-carving-Technik. – 1.2 M 1 : 1, 3 M 2 : 1. –
1 nach Haseloff 1981, Taf. 32,1, 2.3 nach Doppelfeld (Anm. 88) Taf. 15,10; 17,10 b.
des Untergrundes mit dem Stichel weggearbeitet ...“.90 Somit stehen die Flechtbänder etwas erhöht,
genau wie beim false chip carving, wenngleich sie anscheinend abweichend gearbeitet wurden. Whitfield hat diese technische Besonderheit mit Durchbrüchen, die mit einer Platte hinterlegt sind, als
„hollow platform technique“ beschrieben.91 Die Kölner Fibeln sind von großer Bedeutung, da sie
klar in das soziale Umfeld weisen, in dem vergleichbare Filigranarbeiten heimisch waren. Bei den
führenden Familien waren die hervorragenden Goldschmiede ansässig, die der Verzierung durch
den unechten Kernschnitt eine zusätzliche Plastizität verliehen.
Filigranarbeiten in false-chip-carving-Technik sind auch aus dem angelsächsischen England bekannt.
Dort treten sie etwas später auf als auf dem Kontinent. Speake hat neun Gürtelschnallen mit tri-
90 Doppelfeld (Anm. 88) 96 mit Taf. 15,10; 17,10 b.
91 Whitfield (Anm. 71) 37.
502
Dieter Quast
angulärem Beschlag zusammengestellt, die mit filigranverzierten Pressblechen belegt sind.92 Die
Exemplare datieren in das ausgehende 6. und vor allem in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, ein
repariertes Exemplar aus Alton (Hampshire, UK) Grab 16 datiert in die Phase 4 der dortigen Belegung, die der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts entspricht.93 Die meisten dieser Schnallen weisen
einen cloisonnierten Dornschild auf, wie die oben schon erwähnte Gürtelschließe aus Rijnsburg. Da
es aus Südostengland zudem Schnallen mit rechteckigem Beschlag mit abgesetzter hinterer Nietleiste gibt (Abb. 10,2), zudem auch Rechteckbeschläge mit beidseitig abgesetzter Nietleiste und
Filigranverzierung (formal dem Typ Weihmörting ähnlich), hat Speake das Rijnsburger Exemplar
als „kentisch“ bezeichnet.94 Ruth Mazo Karras stellte sie dagegen nach detaillierten Untersuchungen zu den friesischen Filigranarbeiten als Produkte lokaler Werkstätten heraus, die allerdings unter
kentischem Einfluss arbeiteten und oftmals skandinavische Form und angelsächsische Verzierung zu
etwas Einmaligem kombinierten.95
Doch bleiben wir noch bei dem false chip carving. Vorbilder dafür sind in Skandinavien zu finden. Von
dort sind Schwertscheidenmundbleche aus massivem Gold bekannt, deren Schauseiten ein Tierstil-IOrnament in (echter) Kerbschnitttechnik zeigen (Abb. 13), dessen erhöhte Grate aber mit Filigran
dekoriert sind.96 Günther Haseloff hat diese Mundbleche in den Zeitraum zwischen 450 und
550 eingeordnet, doch konnte Siv Kristoffersen die Datierung der norwegischen Exemplare in
ihre Phase D2b (ca. 520–575) präzisieren.97 Die Verzierung im frühen Stil II auf dem Mundblech
aus Hou im Norden der dänischen Insel Langeland (Abb. 13,2) wirkt zudem wie ein Vorbild des
Filigrans auf der goldenen Schnalle aus Taplow (Buckinghamshire, UK), wie bereits Speake erkannt
hat.98 Neben den Mundblechen gibt es auch skandinavische Arbeiten im false chip carving, nämlich
die Schwertknäufe von unbekanntem Fundort aus dem Kirchspiel Skurup (Skåne, S) (Abb. 14,2),
Ødeberg (Østfold, N) und Hodneland (Hordaland, N) (Abb. 14,1).99 Haseloff ordnet sie in die
erste Hälfte des 6. Jahrhunderts ein, Kristoffersen datiert das Grab aus Hodneland in ihre Phase
D2b (520–575); dazu passt die Zuweisung durch Jan Bemmann und Güde Hahne in ihre NerhusGruppe (510/525–565/570).100 Auch die Bügelfibel aus Skodborg (Vejen Kommune, Syddanmark,
Jütland, DK), weist auf Kopf- und Fußplatte Tierstil in der genannten technischen Ausführung auf.
Sie stammt aus einem Schatzfund, der mindestens zehn bis zwölf Solidi enthielt, deren jüngste
92 Speake 1980, 52–57 Taf. 6 a–f; 7 a–c.f. – Vgl. bereits Åberg 1926, Abb. 216–221.
93 Speake 1980, 52–57. – V. I. Evison, An Anglo-Saxon Cemetery at Alton, Hampshire. Hampshire Field Club Monogr. 4 (Gloucester 1988) 43 f. mit Tab. 18 f. – S. Marzinzik, Early Anglo-Saxon Belt Buckles (late 5th to early 8th
centuries A.D.). BAR Brit. Ser. 357 (Oxford 2003) 50. - Bayliss et al. (Anm. 24) 140 f. (Codes BU3-c und BU3-e),
482 f. u. 485.
94 Die kentischen Exemplare sind allerdings nicht filigranverziert, sondern cloisonniert. – Speake 1980, 59 („be
perfectly at home in a Kentish context“). – Åberg 1926, 123 Abb. 224 u. 225; 129 Abb. 230 u. 231. – R. BruceMitford, The Sutton Hoo Ship Burial. 2: Arms, Armour and Regalia (London 1978) 456–473 mit Abb. 324–337. –
Dijkstra (Anm. 74) 232 mit Abb. 6,7. – Willemsen 2014, 155.
95 R. Mazo Karras, Seventh-Century Jewellery from Frisia: A Re-Examination. In: Anglo-Saxon Studies in Archaeology and History 4 (Oxford 1985) 159–177. – J. A.W. Nicolay, The Splendour of Power (Groningen 2014) konnte
leider nicht mehr berücksichtigt warden.
96 Lindqvist 1926, 61–70 Abb. 64 u. 68–80. – Haseloff 1981, 246–262 Taf. 36–38. – H. Thrane, Goldene Schwertteile der Völkerwanderungszeit aus Gudme auf Fünen, Dänemark. In: H. Keller/N. Staubach (Hrsg.), Iconologia
Sacra [Festschrift für Karl Hauck] (Berlin, New York 1994) 106–117 bes. 112 f. – Whitfield (Anm. 71) 37 rechnet
die goldenen Mundbleche abweichend seiner „hollow platform technique“ zu.
97 Haseloff 1981, 261 f. – S. Kristoffersen, Sverd og spenne. Dyreornamentik og sosial kontekst. Studia Humanitatis Bergensia 13 (Kristiansand 2000) 88 Tab. 7; 283 Nr. F 23; 291 f. Nr. F 28; 332 f. Nr. F 63. – Vgl. zur norwegischen Chronologie jetzt J. Eberlein, Die Gürtelringe der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit
in Südwestnorwegen. Univforsch. Prähist. Arch. 251 (Bonn 2014) 29–37.
98 Lindqvist 1926 70 Abb. 80. – Speake 1980, 53. – Haseloff 1981, 256–259; 261 f.
99 Lindqvist 1926, 62 Abb. 65 u. 67. – Haseloff 1981, 241–245 Taf. 34 u. 35. – J. Bemmann/G. Hahne, Waffenführende Grabinventare der jüngeren römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Skandinavien. Studien zur
zeitlichen Ordnung anhand der norwegischen Funde. Ber. RGK 75, 1994, 283–640 bes. 383, 500 Nr. 6, 535 Nr.
266.
100 Haseloff 1981, 242–245. – Kristoffersen (Anm. 97) 351 f. Nr. F 79. – Bemmann/Hahne (Anm. 99) 334.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
503
Abb. 13: Goldene Scheidenmundbleche. 1 Bergsaker (Vest Agder, N); 2 Hou
(Langeland, DK). – M 1 : 1. – Nach Haseloff 1981, Taf. 36,3 u. 37,1.
Abb. 14: Schwertknäufe mit Filigranverzierung in false-chip-carving-Technik. – 1 Hodneland (Hordaland, N);
2 Fundort unbekannt, Kirchspiel Skurup (Skåne, S). – M 1 : 1. – Nach Haseloff 1981, Taf. 34,1 u. 35,2.
Prägung eine Münze des oströmischen Kaisers Anastasius I (491–518) einen Terminus post quem
gibt.101
Somit sind drei Regionen auszumachen, in denen in false-chip-carving-Technik verziert wurde, nämlich im Skandinavien/England, in Gallien bzw. dem westlichen Reihengräberkreis und im Mittelmeergebiet. Die ältesten Nachweise sind aus dem skandinavischen Raum, aber auch aus Köln
bekannt. (Etwas) jünger sind die angelsächsischen und mediterranen Belege. Wie das Auftreten dieser Technik in den unterschiedlichen, zum Teil weit voneinander entfernten Gebieten zu erklären
ist, muss offen bleiben. Sicherlich wird man Bezüge zwischen Skandinavien und England mühelos
aufzeigen können,102 doch will man Aussagen aus der räumlichen und chronologischen Verteilung
ableiten, so gilt es die Überlieferung zu beachten. Arbeiten mit false chip carving sind an das Material
Gold gebunden, kommen auf dem Kontinent dementsprechend nur in ‚Oberschichtgräbern‘ vor. In
Skandinavien sind die Vorkommen hingegen durch einen Horizont mit zahlreichen Goldhortfunden bedingt. Im (östlichen) Mittelmeerraum fehlen entsprechende Befunde! Gerade Italien ist im
mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts ausgesprochen fundarm. Daher ist kaum zu bestimmen, ob
101 Haseloff 1981, 236–241 (mit älterer Lit. in Anm. 30) Taf. 32. Haseloff führt noch weitere Bügelfibeln mit Filigranverzierung auf, bei denen aber nur einzelne Tierfiguren plastisch hervorgehoben sind.
102 Vgl. oben S. 502 mit Anm. 95 (Mazo Karras).
504
Dieter Quast
auch dort Filigranarbeiten auf profilierten Blechen hergestellt wurden. Auffälligerweise zeigen die
angelsächsischen und skandinavischen false-chip-carving-Arbeiten aber niemals mediterrane Flechtbänder, sondern stets die Weiterentwicklung zum Tierstil; es dürfte sich also kaum um mediterrane
Importe handeln.103
Ein Blick auf die frühen Filigranarbeiten aus dem merowingischen Gebiet – und zwar auf all jene
mit flacher Grundplatte – kann weitere Informationen liefern.
Frühe Filigranarbeiten auf flachen Blechen
Holger Arbman hat bereits vor über 60 Jahren die skandinavischen Filigranarbeiten von kontinentalen, fränkischen hergeleitet.104 Auch wenn man seinen Datierungen nicht immer zustimmen können wird,105 sind doch mehrere filigranverzierte Arbeiten aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts
überliefert. Besonders aus sehr reichen Frauengräbern kennt man einige hervorragende Arbeiten,
bei denen man durchaus an mediterrane Importe denken könnte. Neben den Almandinscheibenfibeln aus dem Frauengrab unter dem Kölner Dom sind hier die Funde aus Picquiny (Dép. Somme,
F) und beispielsweise die Fassung einer Bergkristallkugel aus Alzey (Lkr. Alzey-Worms, D) zu nennen.106 Auch in reichen Männergräbern setzen frühe Goldfiligranarbeiten bereits im ersten Drittel
des 6. Jahrhunderts ein, etwa auf dem Pferdegeschirr aus Krefeld-Gellep (D) Grab 1782 oder auf
den fünfeckigen Saxscheidenbeschlägen aus Planig (Stadt u. Lkr. Bad Kreuznach, D) und Chaouilley
(Dép. Meurthe-et-Moselle, F), um nur einige Beispiele zu nennen.107
Enge Beziehungen zwischen kontinentalen und skandinavischen Filigranarbeiten belegen in jedem
Fall sowohl die identisch verzierten Schwertbeschläge aus Saint-Dizier (Dép. Haute-Marne, F) Grab
11 und Lejde (Skultuna, Västmansland, S) als auch die gleichartigen Filigranornamente auf einem
Mundblech aus Tureholm (Södermanland, S) und auf der Schnalle aus Picquiny (Dép. Somme, F)
(Abb. 19,2).108 Allerdings sollten bei der Frage der Beziehungen zwischen kontinentalen und skandinavischen Filigranarbeiten die hervorragenden skandinavischen Zeugnisse wie die Goldhalskragen
in Zukunft stärker berücksichtigt werden.109
Für die Frage des Entstehungsgebietes des false chip carvings lässt sich aus all dem nur eine große
vernetzte Region (westlicher Reihengräberkreis, Skandinavien) ausmachen, in der Filigranverzierung auf Kerbschnittverzierung traf, bei letzterer vornehmlich auf Tierstil. Damit erscheint eine
Entstehung im Mittelmeergebiet unwahrscheinlich, und bezeichnenderweise sind die mediterranen
Nachweise für diese technische Ausführung auch jünger.
103 Zu den angelsächsisch-byzantinischen Beziehungen vgl. A. Harris, Byzantium, Britain & the West. The Archaeology of Cultural Identity AD 400–600 (Strout 2003).
104 H. Arbman, Verroterie cloisonnée et filigrane. Meddelanden Lund 1950, 136–172 bes. 147–172.
105 Arbman (Anm. 104) 150 (zu Chaouilley „pas postérieurs à l’an 500“).
106 Köln: O. Doppelfeld, Die Rosettenfibeln aus dem Kölner Dom. In: Museion. Studien zur Kunst und Geschichte
für Otto H. Förster (Köln 1960) 168–173. – Alzey: H. Rupp, Die Herkunft der Zelleneinlage und die AlmandinScheibenfibeln im Rheinland. Rhein. Forsch. Vorgesch. 2 (Bonn 1937) Taf. 30,8. – H. Ament, Fränkische Adelsgräber von Flonheim in Rheinhessen. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 5 (Berlin 1970) 118 Anm.
22. – Picquiny: Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80.
107 Krefeld-Gellep Grab 1782: R. Pirling, Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep 1960–1963. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 8 (Berlin 1974) 129–132 mit Farbtaf. B 1. – Zu den Saxscheidenbeschlägen vgl. Fundliste mit Nachweisen bei D. Quast, Völkerwanderungszeitliche Frauengräber aus Hippo Regius
(Annaba/Bône) in Algerien. Jahrb. RGZM 52, 2005, 237–315 bes. 309 Fundliste 5 d. – A. Burzler/M. Höneisen/
J. Leicht/B. Ruckstuhl, Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser
Arch. 5 (Schaffhausen 2002) 127 mit Taf. 31,3 (Grab 391).
108 C. Varéon (Hrsg.), Nos ancêtres les barbares. Voyage autour de trois tombes de chefs francs. Ausstellungskat. SaintDizier (Paris, Saint-Dizier 2008) 80 Abb. 12. – Arbman (Anm. 104) 148 mit Abb. 14. – Lindqvist 1926, 74 Abb.
89. – Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80.
109 A. Pesch, Die Kraft der Tiere. Völkerwanderungszeitliche Goldhalskragen und die Regeln, Bedeutungen und
Prinzipien germanischer Kunst. Kat. vor- u. frühgesch. Altertümer 47 (Mainz, im Druck).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
28
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(45 )
Abb. 15: Verbreitung der filigranverzierten Gürtelschnallen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts. Farben
kennzeichnen unterschiedliche Typen. – Nachweise Fundliste 5,2. – Grafik Monika Weber, RGZM.
Filigran und Imitationsstufen
Zurück zur Schnalle aus Langenenslingen. Sie bildet insofern eine Ausnahme, als die Filigrandrähte
das mediterrane Flechtband noch sehr gut erkennen lassen, während charakteristische Teile von
Tierkörpern nicht klar auszumachen sind. Zudem zeigt die Form der Schnalle einzig kontinentale Vergleiche. In weiten Teilen des ehemaligen weströmischen Reiches, in Spanien, Gallien und
Italien, bildete sich kurz nach der Mitte des 6. Jahrhunderts ein Horizont filigranverzierter Gürtelschnallen heraus110 (Abb. 15). Hier wurden aber einfach geometrische Ornamente auf ein flaches
glattes Blech gelötet. False chip carving und Tierstil sind hier nicht vertreten. Nur ungefähr bis zur
Jahrhundertwende wurden auf dem Kontinent filigranverzierte Gürtelbeschläge genutzt, wobei sich
die Verzierungstechnik an unterschiedlichen Typen findet. Der Typ Concevreux mit rechteckigem
110 Ausgeklammert bleiben hier die Schnallen mit triangulärem Beschlag mit runden bzw. ovalen Zellen mit Einlagen
aus einer bleihaltigen Masse, in die Silberdrähte eingelegt waren: vgl. Koch 2000, 284, 576 Liste 12.34. – M. Martin, Das frühmittelalterliche Grabgebäude unter der Kirche St. Pankratius in Hitzkirch. Arch. Schweiz 11, 1988,
89–101 bes. 96 mit Abb. 10 u. 11. – F. Vallet, Plaques-boucles de Tabariane (Ariège) au Musée des Antiquités
Nationales. Ant. Nat. 10, 1978, 65–73, bes. 69 f.
506
Dieter Quast
Beschlag (Abb. 8,1) wurde bereits erwähnt. Zusätzlich gibt es Schnallen mit festen unterschiedlich
profilierten Beschlägen und Schilddorn, beispielsweise aus Gondrecourt (Dép. Meuse, F) (Abb. 17,1)
und Maastricht (NL) St. Servatius.111 Auch die Schnalle aus Basel Bernerring Grab 33 wird man
zu dieser Gruppe zählen müssen.112 Ebenso sind silberne Schnallen mit triangulärem Beschlag und
goldenem Filigran bekannt, zwei davon aus Bayern (Altenerding und München-Aubing) (Abb. 8,3),
die aufgrund der Ornamente vermutlich aus Italien stammen dürften.113 Interessanterweise stammt
aus Grab 1 der Nekropole San Stefano in Pertica in Cividale del Friuli (Prov. Udine, I) eine massiv
goldene Gürtelgarnitur mit Filigrandrähten, die allerdings nicht zu Ornamenten geformt, sondern
einfach als gerade Linien aufgelegt sind.114 Die filigranverzierten Gürtel- oder Taschenbeschläge vom
Typ ‚Beckum-Templeux-la-Fosse‘ wurden anscheinend von der Mitte bis zum Ende des 6. Jahrhunderts benutzt (Abb. 8,4).115
Die Vorliebe für Filigranverzierung ist keinesfalls auf Gürtelschnallen beschränkt. Auch Schwertknäufe wurden in der zweiten Hälfte des 6. und im frühen 7. Jahrhundert in dieser Technik verziert,
wie die Beispiele aus Nocera Umbra (Prov. Perugia, I) Grab 1 und 32, Gyírmót (Kom. Győr-Sopron,
H), aus dem angelsächsischen Aldbrough (East Yorkshire, UK) und jetzt auch aus dem Staffordshire
Hoard zeigen.116 Bei den beiden angelsächsischen Knäufen sind die Filigrandrähte beidseitig mit
dünneren Drähten gerahmt, so dass sie plastischer wirken und durchaus an false chip carving erinnern.
Wiederum gibt es etwas ältere Vorformen aus Skandinavien, nämlich aus Hodneland (Hordaland,
N) (Abb. 14,1), Ødeberg (Østfold, N), und von unbekanntem Fundort aus dem Kirchspiel Skurup
in Schonen (S) (Abb. 14,2).117 Das Exemplar aus Gyírmót ist aufgrund seiner Ornamentik eng verwandt mit schwedischen Knäufen.118 Diese weite Vernetzung frühmittelalterlicher Eliten zeigt auch
die Verbreitung einer kleinen Gruppe goldener Spathagriffbeschläge mit Filigranverzierung. Sie
treten ausschließlich an Prunkschwertern auf, nämlich in Nocera Umbra (Grab 1 und 32), in Castel
Trosino (Grab von 1872), aus Reggio Emilia (I), Sutton Hoo (Suffolk, East Anglia), „Cumberland“
(UK).119
Der hohe Wert der filigranverzierten Schnallen wird auch dadurch unterstrichen, dass es Nachahmungen gibt, die soweit dies archäologisch zu beschreiben ist, zeitgleich sind.120 Bereits 1955
hat Joachim Werner einige gegossene Bronzeschnallen mit geperltem Flechtbanddekor aus dem
Mittelmeerraum als Nachahmungen goldener (nicht überlieferter) Vorbilder interpretiert.121 Nörd111
112
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118
119
120
121
Fundliste 5,2 Nr. 14 u. 15.
Fundliste 5,2 Nr. 12.
Fundliste 5,2 Nr. 18 u. 24. – Windler 1989, 194 f. mit Abb. 27.
Fundliste 5,2 Nr. 20.
Vgl. S. 498.
Menghin 1983, 66–69 (zur Chronologie) 309–312 Nr. 36. – Rupp 2005 (Anm 76) Taf. 1; 51,1. Zur Chronologie
dies. 1996 (Anm. 76) Taf. 1. – D. Hinton, Gold and Gilt, Pots and Pins. Possessions and People in Medieval Britain
(Oxford 2005) Taf. B 3. – Treasure Annual Report 1998–99, 34 Nr. 60 (A. C. Evans). – K. Leahy/R. Bland, The
Staffordshire Hoard (London 2009) 33 Abb. unten.
Menghin 1983, 66–69 (zur Chronologie) 310–312 Nr. 19, 38 u. 41. – Zur Chronologie der skandinavischen Exemplare vgl. auch oben S. 502.
Vgl. z. B. die Rück- und Oberseite des Knaufes aus Endrebacke (Gotland). J. Werner, Die Schwerter von Imola,
Herbrechtingen und Endrebacke. Acta Arch. (Kopenhagen) 21, 1950, 45–81 bes. Taf. 6,3. – Gute Abbildung des
ungarischen Knaufes jetzt bei A. Molnár/A. Nagy/P. Tomka (Hrsg.), Sie kamen und sie gingen. Langobarden und
Awaren in der Kleinen Tiefebene. A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3 (Győr 2008) 20.
F. Vallet, Une tombe de riche cavalier lombard découverte à Castel Trosino. In: F. Vallet/M. Kazanski (Hrsg.),
La noblesse romaine et les chefs barbares du IIIe au VIIe siècle. Mémoires AFAM 9 (Condé-sur-Noireau 1995)
335–349 bes. 337 f. Abb. 4,1.5.6 (die Funde galten lange Zeit als aus Chiusi stammend, vgl. O. von Hessen, Secondo contributo alla archeologia longobarda in Toscana [Firenze 1975] 13–20). Rupp 2005 (Anm. 76) Taf. 1; 51,1. – J.
Werner, Langobardische Grabfunde aus Reggio Emilia. Germania 30, 1952, 190–193 bes. 192 f. mit Taf. 9,6.7. –
Bruce-Mitford (Anm. 94) 298 f. mit Abb. 225. – R. A. Smith, British Museum, A Guide to the Anglo-Saxon and
foreign Teutonic Antiquities (London 1923) 92 f.Taf. 7.
In diesem Sinne bereits Martin (Anm. 110) 96.
Werner (Anm. 79) 41. – M. Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Teil 1. Kat. Vor- u. Frühgesch. Altertümer 30/1 (Mainz 2002) 215–217.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
507
Abb. 16: Silberne Gürtelschnalle mit goldenem Pressblech aus Schwenningen (Lkr. VillingenSchwenningen, D). – M 1 : 1. – Nach Fingerlin (Anm. 123) Abb. 6.
Abb. 17: 1 Silberne Gürtelschnalle mit festem profiliertem Beschlag und eingesetztem, filigranverziertem Goldblech, Gondrecourt (Dép. Meuse, F); 2 „Erste Imitationsstufe“ Bronze mit punzverziertem Bronzeblech, Bulles
(Dép. Oise, F) Grab 439; 3 „Zweite Imitationsstufe“, Bronze mit punzverziertem Beschlag, Bulles (Dép. Oise,
F) Grab 127. – 1 o. M., 2.3 M. 1 : 1. – 1 nach Maxe-Werly (Anm. 66) 164 Taf. 12,6, 2.3 nach Legoux (Anm. 130)
Bd. 1, 129 Abb. 139.
508
Dieter Quast
lich der Alpen gibt es zwei Stufen der Imitation, beide zumeist aus Bronze gefertigt. Gut als solche
zu erkennen sind die Exemplare, bei denen ein Pressblech eingesetzt ist, das Filigranverzierung
nachahmt. Im angelsächsischen England sind tierstilverzierte Bleche verwendet worden (und auch
gegossene Beschläge mit Tierstil).122 Auch auf dem Kontinent waren derartige Arbeiten bekannt, wie
beispielsweise eine silberne Schnalle mit goldenem Pressblech aus Schwenningen (Lkr. VillingenSchwenningen, D) (Abb. 16) und eine Bronzeschnalle aus Mainz–Finthen (D) Grab 25 zeigen.123
Häufiger sollten aber Kreisaugen auf den Blechen kleine Drahtauflagen vortäuschen. Bereits bei den
Exemplaren mit losem Beschlag, die chronologisch vor den mehrteiligen Garnituren auftreten,124
sind Belege von Nordostfrankreich bis nach Slowenien anzuführen.125 Für diese Schnallenform sind
allerdings keine filigranverzierten Exemplare bekannt. Ob es sie gegeben hat, kann derzeit nicht
geklärt werden, doch liegen zweifellos zeitgleich filigranverzierte Schnallen anderer Typen vor.
Deutlicher sind die Imitationen bei den Schnallen mit triangulärem Laschenbeschlag erkennbar. Die
unmittelbaren Vorbilder aus Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D) (Abb. 8,3), München-Aubing (D)
und Cividale (Prov. Udine, I) wurden bereits erwähnt. Wiederum sind Pressbleche mit Kreisaugenpunzen eingesetzt, die Filigranverzierung vortäuschen sollen. Bislang sind sie nur aus dem östlichen
Merowingerreich und aus der Westschweiz bekannt.126
In einer zweiten Imitationsstufe wurden überhaupt keine Bleche mehr eingesetzt, sondern die kleinen Kreispunzen wurden direkt in die vertieften Mittelfelder der Beschläge eingeschlagen. Diese
einfache Herstellung hat sicherlich zu der insgesamt weiten Verbreitung beigetragen. Derartig verzierte Beschläge finden sich von Nordfrankreich über das Mittelrhein- und Moselgebiet bis nach
Mittelitalien.127 Zweifellos gehört auch die massive, punzverzierte Bronzeschnalle aus Goudelan122 Speake 1980, Taf. 6 g; 8 d–j. – A. MacGregor/E. Bolick, Ashmolean Museum Oxford. A Summary Catalogue of
the Anglo-Saxon Collections (non ferrous Metals). BAR Brit. Ser. 230 (Oxford 1993) 196–198 Nr. 34.17–34.21.
123 W. Veeck, Ein alamannisches Frauengrab aus Schwenningen a. N. Germania 23, 1939, 40–42 bes. 42 mit Abb. 2. G. Fingerlin, Das alamannische Reihengräberfeld von Schwenningen „Auf der Lehr“. Ausstellungskat. Schwenninger Heimatmuseum (Villingen-Schwenningen 1987) 9 f. mit Abb. 6 (nochmals abgedruckt in: Almanach, Heimatjahrb. Schwarzwald-Baar-Kreises 11. Folge, 1987, 82–104). – Chr. Engels, Die merowingischen Grabfunde
von Mainz-Finthen. Mainzer Arch. Schr. 8 (Mainz 2008) 81 Taf. 20,6. – Weitere Beispiele zusammengestellt bei
J. Giesler, Frühmittelalterliche Funde aus Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis. Bonner Jahrb. 183, 1983, 475–590 bes.
518 Anm. 60. – W. Timpel, Das fränkische Gräberfeld von Alach, Kreis Erfurt. Alt-Thüringen 25, 1990, 61–155
bes. 81–83.
124 Vgl. Koch 2000, 85 f. Abb. 86 Code M54 = SD-Phase 6 (555–580). – M. Martin, Die absolute Datierung der
Männergürtel im merowingischen Westen und im Awarenreich. Antaeus 29/39, 2008, 143–174 bes. 156.
125 A. Nice, La nécropole mérovingienne de Goudelancourt-lès-Pierrepont (Aisne). Rev. Arch. Picardie, Numéro
Special 25 (Senlis 2008) 199 Abb. 273 u. 388,6.10 (Grab 178). – R. Joffroy, Le cimetière de Lavoye, nécropole
mérovingienne (Paris 1974) 105 Taf. 1,2 (Grab 8). – R. Legoux, La nécropole mérovingienne de Cutry (Meurtheet-Moselle). Mémoires AFAM 14 (Saint-Germain-en-Laye 2005) 145; 329 Taf. 41 (Grab 910). – A. Wagner/
J. Ypey, Das Gräberfeld auf dem Donderberg bei Rhenen. Katalog (Leiden 2011) 42 Abb. 64; S. 168–170 (Grab
182). – B. Päffgen, Die Ausgrabungen in St. Severin zu Köln. Kölner Forsch. 5 (Mainz 1992) Taf. 106,7 (Grab
IX 92). – H. Stoll, Die Alamannengräber von Hailfingen in Württemberg. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 4 (Berlin 1939) Taf. 23,23.24 (Grab 371 und 436). – V. Stare, Kranj, nekropola iz časa preseljevanja
ljudstev. Katalogi in Monografije 18 (Ljubljana 1980) Taf. 95,6. – Zd. Vinski, Kasnoantički starosjedioci u Salonitanskoj regiji prema arheološkoj ostavštini predslavenskog supstrata. Vjesnik Arh. Hist. Dalmatinsku Split 69, 1967
(1974) 5–86 bes. Taf. 47.
126 P. Leman/Ph. Beaussart, Une riche tombe mérovingienne à Famars (France, Nord). In: M. Fleury/P. Périn
(Hrsg.), Problèmes de chronologie relative et absolue concernant les cimetières mérovingiens d’entre Loire et
Rhin (Paris 1978) 145–156 bes. 151 f. Nr. 28 mit Abb. 8. – U. Koch, Die merowingerzeitlichen Friedhöfe. In:
H. Probst (Hrsg.), Mannheim vor der Stadtgründung. Bd. I/2 (Regensburg 2007) 34–117 bes. 86 Abb. 88. –
R. Marti, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Saint-Sulpice VD. Cahiers Arch. Romande 52 (Lausanne 1990)
86 Taf. 11,13; 17,4 (Grab 193). – P. Glazema/J. Ypey, Merovingische ambachtskunst (Barn 1956) Abb. 72 (Maastricht, St. Servatius Grab 128).
127 H. Neumayer, Die merowingerzeitlichen Funde aus Frankreich. Mus. Vor- u. Frühgesch. Staatl. Mus. Berlin, Bestandskat. 8 (Berlin 2002) Taf. 9, 5 (Chivres-en-Laonois, Dép. Aisne, F, Grab 58). – M. Schulze-Dörrlamm, Die
spätrömischen und frühmittelalterlichen Gräberfelder von Gondorf, Gem. Kobern-Gondorf, Kr. Mayen-Koblenz).
German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 14 (Stuttgart 1990) 264 f. (mit weiteren Beispielen aus dem Mittelrheingebiet) Taf. 52,50. – Rupp 2005 (Anm. 76) Taf. 152,10.11 (Grab 145).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
509
court-lès-Pierrepont (Dép. Aisne, F) Grab 190 in diesen Kontext, auch wenn die Punzen nicht in
ein vertieftes Mittelfeld geschlagen wurden.128
Die beiden beschriebenen Imitationsstufen lassen sich auch für die anderen filigranverzierten Schnallentypen aufzeigen. Allerdings fehlt in einigen Fällen die Stufe 1 mit Pressblech. Ob dies erhaltungsbedingt, der geringen Gesamtzahl geschuldet ist oder das tatsächliche Vorkommen beschreibt, lässt
sich derzeit nicht feststellen. Der 1989 von Renata Windler definierte Typ Maastricht dürfte die
zweite Imitationsstufe der Schnallen vom Typ Concevreux darstellen – die erste Stufe ist bislang
nur aus dem angelsächsischen England bekannt.129 Sehr klar hingegen zeigen sich beide Stufen für
die Schnallen mit festem profiliertem Beschlag. Zu dem Exemplar aus Gondrecourt (Dép. Meuse, F)
(Abb. 17,1) liegen aus dem Gräberfeld von Bulles (Dép. Oise, F) deutliche Imitationen mit Pressblech
(Grab 127) und gepunzt (Grab 439) (Abb. 17,2.3) vor.130 Auch für die Schnallen vom Typ ‚BeckumTempleux-La-Fosse‘ existieren Imitationen mit vertieftem Mittelfeld. Nietlöcher ließen schon Anne
Roes 1960 vermuten, dass diese zur Fixierung von Zierblechen dienten.131 Verwandt sind zweifellos einige Silberschnallen mit eingelegten, gepunzten Bronzeblechen aus der „Nähe von Amiens“,
Thennes (beide Dép. Somme, F) und Waben (Dép. Pas-de-Calais, F).132 Die zweite Imitationsstufe
mit vertieftem, punzverziertem Mittelfeld ist aus Liévin (Dép. Pas-de-Calais, F) überliefert.133
Ein Horizont?
Es wurde bereits mehrfach der Terminus ‚Horizont‘ für das Auftreten der filigranverzierten Gürtelschnallen verwendet. Nun ist es an der Zeit, den Begriff kurz zu definieren, bisherige Ergebnisse
zusammenzufassen und zu fragen, ob der Begriff passend gewählt wurde.
Als Horizont wird hier ein kurzfristiges, aber weit verbreitetes Phänomen verstanden. Trotz der
relativen Kurzfristigkeit muss der Horizont nicht nur eine chronologische Stufe darstellen, sondern
er kann auch zwei oder sogar drei umfassen. Es handelt sich somit nicht um die vereinzelt in den
späten 60er- und 70er-Jahren propagierten ‚Altertümer-Horizonte‘, die die chronologischen Stufen
ersetzen sollten.134 Der Vorteil des hier benutzten Begriffes liegt darin, aufgrund der weiten Verbreitung bestimmter Phänomene (kultur)geschichtliche Aussagen treffen zu können.
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts treten (nach den schlichten Schilddornschnallen) aufwändig gearbeitete Gürtelschnallen als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen ‚Schicht‘
im gesamten Merowingerreich auf. Einfacher gearbeitete Imitationen dieser Schnallen unterstreichen den hohen, anscheinend für alle erkennbaren Wert und die Bedeutung der filigranverzierten
Schnallen. Hier sei nur kurz erwähnt, dass auch die große Gürtelgarnitur der Königin Arnegunde
(† 573–579) mit filigranverzierten Goldblechen verziert war.135 Der hohe Grad der Vernetzung der
Eliten in den Merowingerreichen führte anscheinend zur Herausbildung einheitlicher ‚Statussymbole‘. Andererseits werden gerade die politischen Strukturen innerhalb der Reichsteile entsprechende
Grundlagen für einen hohen Vernetzungsgrad gelegt haben.
128 Nice (Anm. 125) 196 f.; 198 Abb. 272; 276; 392,5.
129 Windler 1989, 191 mit Anm. 36. – Speake 1980, Taf. 9 a.c. (St. Peter’s Broadstairs, Kent, Gräber 59 und 98).
130 R. Legoux, La nécropole mérovingienne de Bulles (Oise). Mémoires AFAM 24 (Saint-Germain-en-Laye 2011) Bd. 1,
127 mit Abb. 139. – Vgl. dazu auch ein Exemplar aus Minerve (Dép. Hérault) « Le Pech » Grab 2: J. Hernandez/
C. Raynaud, La Septimanie du Ve au VIIIe siècle: archéologie du changement culturel. In: La méditerranée et le
monde mérovingien. Bull. Arch. Provence Suppl. 3 (Aix-en-Provence 2005) 177–188 bes. 184 Abb. 6 c.
131 A. Roes, Plaques-boucles mérovingiennes coulées d’une seule pièce. Rev. Arch. Est et Centre-Est 11, 1960, 214–218
bes. 216 f. – C. Lorren, Fibules et plaques-boucles à l’époque mérovingienne en Normandie. Mémoires AFAM 8
(Paris 2001) 340 f. Taf. 48,6–10.
132 A. MacGregor, Ashmolean Museum Oxford. A Summary Catalogue of the Continental Archaeological Collections. BAR Internat. Ser. 674 (Oxford 1997) 155 f. Nr. 77,4.6.7 und 182 Nr. 78,3.
133 Neumayer (Anm. 127) 171 Nr. 4826, Taf. 32,14.
134 H. Ament, Archäologie der Merowingerzeit, Literaturbericht 1977. Ber. RGK 58, 1977, 643–701 bes. 671–673.
135 Fundliste 5,2 Nr. 41.
510
Dieter Quast
Interessanterweise werden die angelsächsischen Reiche allem Anschein nach erst etwas später Teil
dieses Kommunikationraumes und zwar im ausgehenden 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, in der Zeit, in der auch die ersten „princely graves“ (z. B. Prittlewell, Sutton Hoo) dort angelegt
werden.136 Allerdings verläuft die Entwicklung in England nicht immer synchron mit derjenigen
auf dem Kontinent, denn im angelsächsischen Raum werden gerade im 7. Jahrhundert auf hohem
Niveau die Ziertechniken Cloisonné und Filigranverzierung verwendet und kombiniert, die im
Merowingerreich längst aus der Mode gekommen waren.137
Doch zurück auf den Kontinent: Die beschriebene Vorliebe für filigranverzierter Arbeiten war in der
zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts nicht auf die Ausstattungsgegenstände von Männern begrenzt.
Sie findet sich auch bei typischen Bestandteilen weiblicher Kleidung. Beispielhaft sei auf unterschiedliche Typen der Kleinfibeln, Vogelfibeln, Greifenfibeln, aber auch kleine Scheibenfibeln, mit
flächendeckendem Filigrandekor hingewiesen.138 Und auch für einige dieser Typen sind bronzene
Imitationen mit Filigran imitierenden Kreisaugenpunzen bekannt.139 Als weitere Schmuckformen
seien die kleinen filigranverzierten Goldanhänger, oft rund mit kleinem Mittelbuckel, angeführt, die
gerne mit durchbohrten Amethysten kombiniert wurden.140
Bei den Saxscheidenbeschlägen und Kleinfibeln wird deutlich, dass Filigran Cloisonné als Zierstil
ablöst, wobei es selbstverständlich zu zeitlichen Überschneidungen kommt. Aus Vichy (Dép. Allier,
F) stammt eine filigranverzierte Gürtelschnalle, die formal älteren, cloisonnierten Typen entspricht
(Abb. 18).141 Bei den oben genannten fünfeckigen Saxscheidenbeschlägen gehen den filigranverzierten ebenfalls cloisonnierte voraus. Erst die Betonung oder die weitgehende ‚Reduzierung‘ auf
Filigranverzierung kennzeichnet die Arbeiten der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts.
Es lässt sich ein auffälliges Phänomen feststellen, dass sowohl beim Cloisonné als auch beim Filigran – abgesehen von einigen mediterranen Importen – der neue Zierstil zunächst bei der Ausstattung reicher Krieger zur Anwendung kam und erst etwas zeitversetzt auch in der weiblichen
Sphäre Aufnahme fand, dort dann aber eine echte ‚Breitenwirkung‘ entwickelte. Dementsprechend
ist der jeweilige Zierstil länger in der weiblichen als in der männlichen Welt en vogue. Während
Filigran nach 600 auf den Ausstattungsgegenständen der Männer weitestgehend verschwindet (und
anscheinend durch Tauschierung ersetzt wird?), hält sich die Verzierungstechnik in der Schmuckausstattung merowingerzeitlicher Frauen länger, wird bei den großen Filigranscheibenfibeln des
7. Jahrhunderts das namengebende Merkmal, dort allerdings wiederum mit unterschiedlichen anderen Ziertechniken kombiniert.142 Auch zwei Schatzfunde aus dem friesischen Raum aus der Zeit um
ca. 630 zeigen noch einmal die Bedeutung der Filigranornamentik auf Bestandteilen der weiblichen
Kleidung. In Hogebeintum (Prov. Friesland, NL) kam eine entsprechend verzierte Bügelfibel mit
Bügelscheibe zum Vorschein, in Wieuwerd (Prov. Friesland, NL) die Fußplatte einer ebenfalls goldenen Bügelfibel.143
136 M. Welch, The Mid Saxon “Final Phase”. In: H. Hamerow/D. A. Hinton/S. Crawford (Hrsg.), The Oxford
Handbook of Anglo-Saxon Archaeology (Oxford 2011) 266–287 bes. 269–275.
137 Vgl. dazu zukünftig A. Hilgner, Granat-Cloisonné im 7. Jahrhundert an der nord-westlichen Peripherie des Merowingerreiches. Diss. Uni Mainz, in Vorber.
138 F. Vallet, Le mobilier de Jouy-le-Comte (Val-d’Oise). Ant. Nat. 9, 1977, 77–91 bes. 86–90. – F. Moreau, Collection Caranda, fasc. 2 (Saint Quentin 1880) Taf. K. – Nice (Anm. 125) 133–137. – G. Thiry, Die Vogelfibeln
der germanischen Völkerwanderungszeit. Rhein. Forsch. Vorgesch. 3 (Bonn 1939) Taf. 21,494–503. – Willemsen
2014, 66 Abb. 86. – Zur Chronlogie der filigranverzierten Vogelfibeln vgl. U. Haimerl, Die Vogelfibeln der älteren
Merowingerzeit. Ungedr. Diss. (München 1996) 79 f.
139 z. B. Kat. Soissons 1986 132 f. Nr. 56b; Nr. 58. – Thiry (Anm. 138) Taf. 22,512–515.
140 M. Martin, Das fränkische Gräberfeld von Basel-Bernerring. Basler Beitr. Ur- u. Frühgesch. 1 (Mainz 1976)
76 f. – Koch 1990, 124 mit Anm. 44. – Grünewald/Koch (Anm. 45) 108. – S. Keim, Kontakte zwischen dem alamannisch-bajuwarischen Raum und dem langobardenzeitlichen Italien. Internat. Arch. 98 (Rahden 2007) 112–117;
193 f. Fundliste 27 u. 28; mit Karte 27.
141 Vichy: Fundliste 5,2 Nr. 42. – Cloisonnierte Exemplare z. B. F. Moreau, Collection Caranda, fasc. 2 (Saint-Quentin
1880) Taf. K und fasc. 3 (Saint-Quentin 1881) Taf. 8 nouvelle série.
142 Zuletzt G. Graenert, Merowingerzeitliche Filigranscheibenfibeln westlich des Rheins. Europe Médiévale 7 (Montagnac 2007).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
511
Abb. 18: 1 Filigranverzierte Schnalle aus Vichy (Dép. Allier, F). Cloisonnierte Schnallen aus (2) Arcy-SainteRestitute (Dép. Aisne, F) und (3) Breny (Dép. Aisne, F). – M ca. 1 : 1. – Nachweise Anm. 141.
4. Die Altfunde aus Langenenslingen: eine Einordnung
Im Allgemeinen werden Gräberfelder des mittleren 6. Jahrhunderts aus der Alamannia mit Angonen und Franzisken als fränkische Straßenposten interpretiert. Oftmals wird dabei eine Ansiedlung
fremder Gruppen vorausgesetzt, deren Aufgabe in der Sicherung der Verkehrswege bestand.144 Betrachtet man allerdings Verbreitungskarten der beiden genannten Waffentypen, so sind so viele
Vorkommen im heutigen Südwestdeutschland bekannt, dass wohl andere Distributionsmechanismen überdacht werden müssen.145 Gerade Waffen und militärtechnisches Knowhow erfuhren zu
allen Zeiten eine schnelle und jegliche Grenzen übergreifende Verbreitung. Man muss also in den
Gräbern mit Franziska und/oder Ango keine Zugewanderten erkennen, denn es drückt sich darin
143 P. C. J. A. Boeles, Friesland tot de elfde eeuw, zijn vóór- en vroege geschidenis (2’S-Gravenhage 1951) 328, 331 f.
mit Taf. 42,3; 43,2. – J. Lafaurie/B. Jansen/A. N. Zadoks-Josephus Jitta, Le trésor de Wieuwerd. Oudheidkundige Mededelingen 42, 1961, 78–107 bes. 103 f. mit Taf. 8 R. – J. C. Besteman/J. M. Bos, H. A. Hedinga, Graven
naar Friese Koningen. De opgravingen in Wijnaldum (Franeker 1993) 20–23. – E. Knol, De Noordnederlandse
kustlanden in de Vroege Middeleeuwen (Groningen 1993) 218–221 mit Abb. 77; 226. – Könige der Nordsee,
250–850 n. Chr. Ausstellungskat. Leeuwarden, Nijmegen, Husum, Stavanger, Newcastle upon Tyne, Esbjerg
(Leeuwarden 2000) 150 Nr. 79; 152 Nr. 106. – Willemsen 2014, 125–127 mit Abb. 177 und 211. – Mazo Karras
(Anm. 95) 165–170 mit Abb. 5,4; 7; 8.
144 R. Reiß, Der merowingerzeitliche Reihengräberfriedhof von Westheim (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. Anz.
German. Nationalmus., Wiss. Beibände 10 (Nürnberg 1994) 221–223. – Theune-Großkopf (Anm. 29) 237–
242. – Grünewald/Koch (Anm. 45) 216 f.
145 In diesem Sinne S. Brather, Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. RGA Ergbd. 42
(Berlin, New York 2004) 315. – Kartierungen bei R. Reiß, Die ersten Franken in Franken. In: Die ersten Franken
in Franken. Das Reihengräberfeld von Westheim. Ausstellungskat. Nürnberg (Nürnberg 1994) 33–56 bes. 48 f.
Abb. 19 a.b.
512
Dieter Quast
‚nur‘ ein neuer waffentechnischer Standard in reichen Kriegergräbern aus. Und dass das Führen
bestimmter Waffen mit Verpflichtungen gegenüber dem merowingischen Königshaus verbunden
war, ist nicht nachzuweisen.
Auch ein Versuch, die Langenenslinger Gräber anhand der von Frank Siegmund errechneten Kulturmodelle einzuordnen und evtl. als ‚fremd‘ zu bestimmen, scheitert schon im Ansatz, denn diese
Kulturmodelle zeigen sich gerade bei den überdurchschnittlich reichen Gräbern nicht.146 Und selbst
wenn sie das täten, wären die unsachgemäß geborgenen Langenenslinger Gräber kaum in dieser
Hinsicht auszuwerten. Das vollständige Fehlen von Keramik war bereits Lindenschmit aufgefallen
(der aber gar nicht an die Möglichkeit dachte, dass dies der unsachgemäßen Ausgrabung geschuldet
sein könnte).147
Für die Interpretation des kleinen Gräberfeldes scheint die Herausarbeitung des ‚Horizontes filigranverzierter Gürtelschnallen‘ weiterführender. In weiten Teilen Europas stellten reiche Männer
(Funktionsträger?) sich durch das Tragen entsprechend feinteilig verzierter Edelmetallschnallen
dar. Regionale Unterschiede sind in den Formen zu erkennen, doch waren die Träger sicherlich
auch durch andere ‚Accessoires‘ ausgezeichnet und sowohl in ihrem regionalen Umfeld als auch
international entsprechend einzuordnen gewesen. Die zeitgleichen Imitationsformen lassen zudem
eine breite gesellschaftliche Verankerung der Bedeutung erkennen. Es sind also ‚Kulturräume‘ mit
gleichen Zeichensystemen vorauszusetzen.148 Eine weite Vernetzung merowingerzeitlicher Eliten
ist – wie zu allen Zeiten – durch eine hohe Mobilität dieser Gruppen gekennzeichnet. Verständlich
wird das nicht nur vor dem Hintergrund politischer und militärischer Aktivitäten, sondern auch
über die z. T. weite Streuung von Ländereien, die sich wohl nur ansatzweise in den wenigen erhaltenen Testamenten der Merowingerzeit spiegeln.149 Bereits Rainer Christlein hatte Streubesitz als
einen möglichen Grund für die fehlende Bestattungskontinuität innerhalb der frühmittelalterlichen
Kirchen der Alamannia angeführt.150 Es ist anzunehmen, dass Streubesitz nicht nur die Mobilität
Einzelner bedingte, sondern diese stets auch mit entsprechendem Gefolge unterwegs waren.
In diesem Elitennetzwerk war auch der in Langenenslingen Grab 1 bestattete Mann verankert. Seine
Silberschnalle mit goldenem Filigran gehört auch international zu den herausragenden Objekten. In
der Folgezeit treten diese Netzwerke noch deutlicher als durch den Horizont der filigranverzierten
Schnallen – Eliten sind in dieser Zeit häufig auch großräumig agierende Militärs – in Verwendung
des Tierstils II auf. Er ist sehr viel häufiger als der Stil I belegt und zeigt durch seine Verbreitung
Räume mit gleichem ideologischem oder kulturellem Hintergrund.151 Die zum Teil enormen Entfernungen, über die die Eliten miteinander verknüpft waren, zeigen archäologisch auch einige identische Schwertknäufe zwischen Italien und Gotland, ebenso die Verwendung gleicher Bildchiffren
im 7. Jahrhundert.152
146 F. Siegmund, Alemannen und Franken. RGA Ergbd. 23 (Berlin, New York 2000) 87 f.; 253–350.
147 Lindenschmit 1860, 200.
148 Vgl. in diesem Kontext jetzt auch von Seiten der Historiker: H. Stegeman, The growth of an Austrasian identity.
Processes of identification and legend construction in the Northeast of the Regnum Francorum, 600–800 (Groningen 2014).
149 M. Weidemann, Das Testament des Bischofs Berthramn von Le Mans vom 27. März 616. Untersuchungen zu
Besitz und Geschichte einer fränkischen Familie im 6. und 7. Jahrhundert. Monogr. RGZM 9 (Mainz 1986) 79 ff. –
A. Frey, Gürtelschnallen westlicher Herkunft im östlichen Frankenreich. Untersuchungen zum Westimport im
6. und 7. Jahrhundert. Monogr. RGZM 66 (Mainz 2006) 204.
150 R. Christlein, Merowingerzeitliche Grabfunde unter der Pfarrkirche St. Dionysius zu Dettingen, Kr. Tübingen,
und verwandte Denkmale in Süddeutschland. Fundber. Baden-Württemberg 1, 1974, 573–596 bes. 593 f.
151 K. Høilund Nielsen, Animal Art and the Weapon-Burial Rite – a Political Badge? In: C. Kjeld Jensen/K.
Høilund Nielsen (Hrsg.), Burial and Society. The Chronological and Social Analysis of Archaeological Burial
Data (Aarhus 1997) 129–148. – Dies., Animal Style – A Symbol of Might and Myth. Salin’s Style II in a European
Context. Acta Arch. (Kopenhagen) 69, 1998, 1–52.
152 Werner (Anm. 118) 45–81. – Ders. Kirmukarmu – Monza – Roes – Vendel XIV. Suomen Museo 1958, 29–43. –
D. Quast, Kriegerdarstellungen der Merowingerzeit aus der Alamannia. Arch. Korrbl. 32, 2002, 267–280.. – H.
Steuer, Helm und Ringschwert. Prunkbewaffnung und Rangabzeichen germanischer Krieger. Eine Übersicht.
Stud. Sachsenforsch. 6 (Hildesheim 1987) 189–236.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
513
Geht man davon aus, dass die Objekte fremder Herkunft nicht vollkommen zufällig nach Langenenslingen gelangten, so kann man darin über Generationen andauernde Kontakte der hier bestatteten ‚Familie‘ nach Gallien erkennen, und zwar in unterschiedliche Herrschaftsgebiete, nämlich das
westgotische und das fränkische. Wäre die Anzahl der Funde nicht so gering, so könnte man fast
sagen, dass sie den machtpolitischen Wandel in Gallien im 6. Jahrhundert spiegeln. Ganz gleich, wie
diese Kontakte im Einzelfall ausgesehen haben, die Langenenslinger ‚Familie‘ hat ihre hervorgehobene Rolle über die Jahrzehnte nicht eingebüßt.153
5. Fundlisten
1. Schnallen vom Typ Azille (Abb. 5)
(nach Pinar 2012, 107 und Taf. 34)
1. Azille (Dép. Aude, F) Grab 1141 (Abb. 4,1)
Lit.: vgl. Anm. 40.
2. Castiltierra (Prov. Segovia, E) (Abb. 4,2)
Lit.: J. Martínez Santa-Olalla, El cementerio visigodo de Madrid (capital). Anuario de Prehistoria Madrileña
4–6, 1933/35 (1936) 167–174 bes. 171 mit Taf. 1,2.
3. Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) Sarkophag 87 (Abb. 4,3)
Lit.: vgl. Anm. 39.
4. „Duratón oder Castiltierra“ (Prov. Segovia, E) (Abb. 4,4)
Lit.: M. Almagro Basch, Materiales visigodos del Museo Arqueológico de Barcelona. Memorias de los Museos Arqueológicos Provinciales 8, 1947, 56–76 bes. 67 f. Nr. 33 Taf. 20,33.
5. Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) „Grab 2“ (Abb. 4,5)
6. Fundort unbekannt „Spanien“ (Abb. 4,6)
Lit.: I. Arias Sánchez/F. Novoa Portela, Un conjunto de broches de cinturón de época visigoda ingresados
en el Museo Arqueológico Nacional 14, 1996, 71–86 bes. 75 f. Nr. 9.
2. Filigranverzierte Schnallen (Abb. 15)
a) Typ Concevreux (und verwandte Schnallen) (Abb. 15,1-11)
(nach Windler 1989, 197 Fundliste 1 und dies. 1994, 53 Anm. 302)
1. Baron (Dép. Oise, F) „Le Buisson Saint-Cyr“ Grab 30
Lit.: Windler 1994, 53 Anm. 302.
2. Concevreux (Dép. Aisne, F)
Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,2, 197 Fundliste 1,1.
3. Elgg (Kt. Zürich, CH) Grab 164 (Abb. 8,1)
Lit.: Windler 1989. 181–185 Abb. 1; 5. – Dies. 1994, 52 Abb. 67 Taf. 50.
4. Gondorf (Gem. Kobern-Gondorf, Lkr. Mayen-Koblenz, D)
Lit.: Schulze-Dörrlamm (Anm. 127) Taf. 48,2.3. – Windler 1994, 53 Anm. 302.
5. Gilton (Kent, UK)
Lit.: Åberg 1926, 123 Abb. 224. – Speake 1980, 59 Taf. 9 g.
6. Kirchheim unter Teck (Lkr. Esslingen, D) Grab 133
Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,4; 197 Fundliste 1,3.
7. Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) Grab 1 (Abb. 7)
8. Normée (Dép. Marne, F) Grab 25
Lit.: Windler 1994, 53 Anm. 302.
9. Orp-Le-Grand (Prov. Brabant Wallon, B) Grab 9
Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,3; 197 Fundliste 1,4.
10. Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) (Abb. 10,1)
Lit.: Åberg 1926, 123 Abb. 223. – Speake 1980, Taf. 9 b. – Könige der Nordsee, 250–850 n. Chr. Ausstellungskat. Leeuwarden, Nijmegen, Husum, Stavanger, Newcastle upon Tyne, Esbjerg (Leeuwarden 2000) 147 Nr.
49. – Willemsen 2014, 153 Abb. 209.
11. Fundort unbekannt, vermutl. Rheinland
Lit.: Windler 1989 197 Fundliste 1,5.
153 Siegmund (Anm. 146) 320.
514
Dieter Quast
b) mit festem, triangulärem oder profiliertem/gezacktem Beschlag (Abb. 15,12–17)
12. Basel (CH) Bernerring Grab 33
Lit.: Martin (Anm. 140) 282 f. Nr. 33,5 Taf. 1,1.
13. Briarres-sur-Essonne (Dép. Loiret, F)
Lit.: L. Dumuys, Le cimetière franc de Briarres-sur-Essone (Loiret). In: Congrès Archéologique de France 59,
Orléans 1892 (Paris, Caen 1894) 177–226 bes. 210 Taf. 9,68–70. – H. Zeiss, Die germanischen Grabfunde des
frühen Mittelalters zwischen mittlerer Seine und Loiremündung. Ber. RGK 31, 1941, 5–173 bes. 85 Abb. 19,2.3.
14. Gondrecourt (Dép. Meuse, F) (Abb. 17,1)
Lit.: Maxe-Werly (Anm. 66) 164 Taf. 12,6.
15. Maastricht (NL) St. Servatius Grab 128
Lit.: Glazema/Ypey (Anm. 126) 69. – Vinski (Anm. 125) Taf. 42,1.
16. Schleitheim-Hebsack (Kt. Schaffhausen, CH) Grab 766
Lit.: Burzler et al. (Anm. 107) 142 f. Abb. 92.
17. Ohne Fundortangabe
a) Musée Lorrain, Nancy
Lit.: A. Thouvenin, Les décors de rubans hachures dans l’orfèvrerie mérovingienne. Revue Arch. Est et
Centre-Est 23, 1972, 441–444 bes. 443 Abb. 2.
b) „Colección Torkom Demirjian“ (Abb. 8,2)
Lit.: D. Kornfeld (Hrsg.), Tesoros de la edad oscura (Valencia 2002) 188 Nr. 253.
c) mit triangulärem Beschlag (Abb. 15,18–29)
18. Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D) Grab 969 (Abb. 8,3)
Lit.: W. Sage, Das Reihengräberfeld von Altenerding in Oberbayern I. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 14 (Berlin 1984) 245 Taf. 121,26; 200,14. – W. Menghin, Frühgeschichte Bayerns (Stuttgart 1990)
Taf. 22.
19. Alton (Hampshire, UK) Grab 16
Lit.: Speake 1980, 54 (mit Lit. in Anm. 14) Taf. 6 b. – Evison (Anm. 93) 94 Abb. 27,2 und Frontispiz. – Willemsen 2014, 156 Abb. 213.
20. Cividale del Friuli (Prov. Udine, I), San Stefano in Pertica Grab 1
Lit.: G. P. Brogiolo/A. Chavarría Arnau (Hrsg.), I Longobardi, dalla caduta dell’Impero all’alba dell’Italia.
Ausstellungskat. Torino, Novalese (Milano 2007) 248–250 (mit älterer Lit.).
21. Crundale (Kent, UK)
Lit.: Åberg 1926, 122 Abb. 222. – Speake 1980, Taf. 7 d.
22. Faversham (Kent, UK) (2 Exemplare)
Lit.: Åberg 1926, 120 Abb. 217 u. 218. – Lindqvist 1926, 78 Abb. 99. – Speake 1980, 54 (mit Lit. in Anm. 15
u. 16) Taf. 6 c.e. – Willemsen 2014, 155 Abb. 212 Mitte und unten.
23. Gilton (Kent, UK) Grab 23 und ohne Grabzusammenhang
Lit.: Åberg 1926, 119 Abb. 216; 120 Abb. 219. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 20 u. 21) Taf. 7 a (Grab 23);
Taf. 7 b. – Willemsen 2014, 155 Abb. 212 oben.
24. München-Aubing (D) Grab 328
Lit.: H. Dannheimer, Das baiuwarische Reihengräberfeld von Aubing, Stadt München (Stuttgart 1998) 119
Taf. 37,2; 108,14.
25. Rochester (Kent, UK) Watts Avenue Grab 6
Lit.: Åberg 1926, 215 Nr. 78. – Speake 1980, 55 mit Anm. 23.
26. Sarre (Kent, UK) Grab 68
Lit.: Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 18) Taf. 6 f. – Willemsen 2014, 158 Abb. 217.
27. Seligenstadt (Lkr. Offenbach, D)
Lit.: J. Möller, Katalog der Grabfunde aus Völkerwanderungs- und Merowingerzeit im südmainischen Hessen (Starkenburg). German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 11 (Stuttgart 1987) 128 Taf. 141,2.
28. Taplow (Buckinghamshire, UK) (2 Exemplare, eines davon aus Gold).
Lit.: Åberg 1926, 121 Abb. 220. – Lindqvist 1926, 131 Abb. 129,1.3. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 22)
Taf. 7 c.f. – S. Marzinzik, Masterpieces, early Medieval Art (London 2013) Nr. 43. – Willemsen 2014, 182
Abb. 243.
29. Wickhambreux (Kent, UK)
Lit.: Åberg 1926, 121 Abb. 221. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 17) Taf. 6 d.
Es gibt eine weitere Schnalle mit goldenem triangulärem Beschlag mit Filigran und mugeligen Granateinlagen:
N. Adams, Bright Lights in the Dark Ages. The Thaw Collection of Early Medieval Ornaments (New York 2014)
73 f. Nr. 2.11. Sie wurde nicht in die Liste aufgenommen, da sie ungewöhnlich aussieht und unsicher ist, ob es sich
nicht um eine Fälschung handelt.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
515
Abb. 19: Sonderformen filigranverzierter Schnallen. 1 Faversham (Kent, UK), Gold;
2 Picquiny (Dép. Somme, F), Gold. – M 1 : 1. – Nachweise Fundliste 5,2 Nr. 38 u. 40.
d) Goldblechbeschläge vom Typ Beckum-Templeux-la-Fosse (Abb. 15,30–37)
(nach Vallet 1993, mit bibliographischen Ergänzungen)
30. Beaucaire-sur-Baïse (Dép. Gers, F) „La Turraque“ Grab 92
Lit.: M. Larrieu/B. Marty/P. Périn/É. Crubézy, La nécropole mérovingienne de La Turraque, Beaucairesur-Baïse (Gers) (Toulouse 1985) 145 f.
31. Beckum (Lkr. Warendorf, D)
Lit.: Vallet 1993, 109 Abb. 6. – Weisgerber/Brieske (Anm. 29) 365–367.
32. Castiltierra (Prov. Segovia, E)
Lit.: R. Menéndez Pidal, Historia de España. III: España Visigoda (Madrid 1940) 636 mit Abb. 409.
33. Chaffois (Dép. Doubs, F)
Lit.: Vallet 1993, 110 Abb. 9.
34. Hordain (Dép. Nord, F) Grab 260
Lit.: Die Franken, Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim (Mainz 1996) 891 Nr. V.3.2. – Varéon
(Anm. 108) 36. – P. Demolon (Hrsg.), La nécropole mérovingienne de Hordain (Nord). Arch. Duacensis 20
(Douai 2006) Abb. auf CD.
35. Marchélepot (Dép. Somme, F) (Abb. 8,4)
Lit.: Boulanger (Anm. 85) 96; 105 f. mit Taf. 6,10; 10,3. – Kat. Soissons 1986, 78 Abb. 86. – Vallet 1993, 110
Abb. 7.
36. Marœuil (Dép. Pas-de-Calais, F)
Lit.: Vallet 1993, 105 f. Abb. 1 u. 2.
37. Templeux-la-Fosse (Dép. Somme, F)
Lit.: Vallet 1993, 110 Abb. 8.
e) Sonderformen (Abb. 15,38–42)
38. Faversham (Kent, UK) (Abb. 19,1)
Lit.: Åberg 1926, 124 Abb. 226. – Marzinzik (wie Nr. 28) Nr. 55.
39. Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335 (Abb. 11)
Lit.: Fingerlin 2013, 28–33 bes. Abb. 2 u. 3.
40. Picquiny (Somme, F) (Abb. 19,2)
Lit.: Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80. – MacGregor (Anm. 132) 156 Nr. 77,8.
41. St. Denis (Dép. Seine-Saint-Denis, F) Grab 49 „Arnegundegrab“
Lit.: M. Fleury/A. France-Lanord, Les trésors mérovingiens de la basilique de Saint-Denis (Woippy 1998)
II-138. – P. Périn, Die Bestattung in Sarkophag 49 unter der Basilika von Saint-Denis. In: E. Wamers/P. Périn (Hrsg.), Königinnen der Merowinger. Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und
Frankfurt am Main. Ausstellungskat. Frankfurt (Regensburg 2012) 101–121 bes. Abb. 71 u. 79.
42. Vichy (Dép. Allier, F) (Abb. 18,1)
Lit.: A. Morlet, Vichy celto-grec et Vichy mérovingienne (Mâcon 1966) 167 Abb. 22.
f) mediterrane Schnallen (Typ Trapezunt; 7. Jh.) (Abb. 15,43–45)
43. Hama (SYR)
Lit.: Early Christian and Byzantine Art. Ausstellungskat. Walters Art Gallery Baltimore (Baltimore 1947) 99
Nr. 468 Taf. 66,468.
44. Latakia (SYR) Schatzfund (Abb. 8,6)
Lit.: M. C. Ross, Catalogue of the Byzantine and Early Medieval Antiquities in the Dumbarton Oaks Collection. 2: Jewelry, Enamels, and Art of the Migration Period (Washington 1956) 4–6 Nr. 2 Taf. 7 C.
516
Dieter Quast
45. Fundort unbekannt
Lit.: Werner (Anm. 79) Taf. 4,8 (Fundort unbek.), zu dieser Schnalle auch O. d’Assia, Schema per la relazione
su „alcune oreficerie bizantine“. In: XXIX Corso di Cultura sull’Arte Ravennate e Bizantina (Ravenna 1982)
23–29 Abb. 3.
g) mediterrane Schnallen vielteiliger Gürtel (spätes 6./7. Jh.) mit U-förmigem Beschlag (Abb. 15,46–47)
46. Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I) (Abb. 8,5)
Lit.: Vallet (Anm. 119) 337 Abb. 3,4. Vgl. dazu auch Schulze-Dörrlamm (Anm. 80) 46 f. mit Abb. 20 (die
Funde galten lange Zeit als aus Chiusi stammend; vgl. O. von Hessen, Secondo contributo alla archeologia
longobarda in Toscana [Firenze 1975] 13–20).
47. Perugia (I) Frauengrab, münzdatiert (t. p. q. 578)
Lit.: G. Ciampoltrini, Considerazioni sul „tesoro“ di Perugia. Prospettiva 40, 1985, 53–56 bes. 54 Abb. 3. –
Schulze-Dörrlamm (Anm. 121) 72 mit Abb. 26.
3. Filigranarbeiten im „false-chip-carving“-Technik
a) Schnallen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Alton (Hampshire, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 19.
Crundale (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 21.
Faversham (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 22.
Gilton (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 23.
Hama (SYR) = Fundliste 5,2 Nr. 43.
Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) = Fundliste 5,2 Nr. 39 (Abb. 11).
Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) = Fundliste 5,2 Nr. 7 (Abb. 7).
Latakia (SYR) Schatzfund = Fundliste 5,2 Nr. 44. (Abb. 8,6).
Marchélepot (Dép. Somme, F) = Fundliste 5,2 Nr. 35 (Abb. 8,4).
Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) = Fundliste 5,2 Nr. 10 (Abb. 10,1).
Rochester (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 25.
Sarre (Kent, UK) Grab 68 = Fundliste 5,2 Nr. 26.
Taplow (Buckinghamshire, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 28.
Wickhambreux (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 29.
Fundort unbekannt = Fundliste 5,2 Nr. 45.
b) Riemenzungen
16.
17.
18.
19.
Caesarea Maritima (IL) (vgl. Anm. 81).
Kerč auf der Krim (vgl. Anm. 82).
Ohne Fundort, Cleveland Museum of Art (vgl. Anm. 81).
Ohne Fundort, Bodemuseum Berlin (vgl. Anm. 81).
c) Schwertknäufe
20. Hodneland (Hordaland, N). (Haseloff 1981, 241 Nr. 3) (Abb. 14,1).
21. Ødeberg (Østfold, N). (Haseloff 1981, 241 Nr. 2).
22. Fundort unbekannt, Kirchspiel Skurup (Skåne, S). (Haseloff 1981, 241 Nr. 1) (Abb. 14,2).
d) Scheidenmundbleche
23. Åmdal (Vest Agder, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 14).
24. Bakka (Västergötland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 1).
25. Bergsaker (Vest Agder, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 7) (Abb. 13,1).
26. Darum (Jütland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 8).
27. Egge (Oppland, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 12).
28. Etne (Hordaland, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 13).
29. Gudme (Fünen, DK) 2 Exemplare (eines davon bislang unter dem Fundort Oure publiziert). (Haseloff 1981,
246 Nr. 2. – Thrane [Anm. 96] 112 f. mit Abb. 29 u. 30).
30. Hou (Langeland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 15) (Abb. 13,2).
31. Langbakk (Åkerhus, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 11).
32. Mällby (Västergötland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 2).
33. Sletner (Østfold, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 4).
34. Stavijordet (Åkerhus, N) 2 Exemplare. (Haseloff 1981, 246 Nr. 5 u. 6).
35. Tureholm (Södermanland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 10).
36. Væth (Jütland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 3).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
517
e) Sattelbögen
37. Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I) Grab 119. (vgl. Anm. 77).
f) Fibeln
38. Köln (D), Frauengrab unter dem Dom. (vgl. Anm. 90) (Abb. 12,2.3).
39. Skodborg (Syddanmark, Jütland, DK). (vgl. Anm. 101) (Abb. 12,1).
6. Anhänge
1. Die Funde aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D)
Im Jahr 1970 wurden bei Kanalisationsarbeiten in der Flur ‚Leimengrube‘ am Südrand des Ortes
Dürrmenz im Nelkenweg, etwa 30 m von der Ernst-Händle-Straße entfernt, vier gemauerte Gräber
zerstört. Neben einem Breitsax wurden die unten angeführten Funde geborgen. Eine Zuweisung
zu einem bestimmten Grab war nicht möglich, es ist aber denkbar, dass sie aus einem Frauengrab
stammen. Es liegt nur eine kurze Fundnotiz vor, die aber alle Informationen zur Fundstellen zusammenfasst (Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 255 [H. Zürn]). Die Funde kamen ins Württembergische Landesmuseum Stuttgart (Inv.-Nr. F 70/405). Für die Möglichkeit der Ausleihe danke ich
Dr. G. Kokkotidis herzlich. Eine Kopie der Ortsakten aus dem Dienstsitz Karlsruhe des Landesamts
für Denkmalpflege stellte mir freundlicherweise Dr. G. Wieland zur Verfügung. Wichtige Beobachtungen machte S. Kaiser M. A. bei der Restaurierung im RGZM. Auch ihr gilt ein herzliches
Dankeschön!
1. Scheibenfibel (Abb. 6,1; 20,1; 22), Bronze, Dm. 5,7 cm. Nadelapparat aufgenietet, Spirale aus Eisen; minimale
Fadenreste auf der Rückseite. Grundplatte ist mit einer 0,4 mm hohen Zarge aus Bronzeblech umfasst, die so entstandene ‚Dose‘ wurde mit organischem Material gefüllt. Abgeschlossen wird das Ganze durch eine aufgenietete
verzinnte Bronzescheibe mit rechteckigen und kreuzförmigen Durchbrüchen. Einige dieser Durchbrüche mit
(Resten von) farblosen Glaseinlagen. Auf der Schauseite Punzverzierung (Abb. 22,2).
Zusätzlich zu den ursprünglich vier Nieten mit halbkugeligem Kopf, die Grund- und Bodenplatte verbinden,
findet sich ein weiterer mit nahezu völlig eingeebnetem Kopf (Abb. 22,1): Er ist weiter zur Mitte hin angebracht
und zeugt vermutlich von einer Reparatur. Weitere Zeugnisse dafür stellen vermutlich Arbeitsspuren an einem
Nietloch der Grundplatte dar, die vom Aufhebeln eines umgelegten Nietendes mit einem scharfkatigem Werkzeug stammen (Abb. 22,3).
Vgl. Anhang 6.2 zu den Materialanalysen.
2.3. Paar Ohrringe aus Silberdraht, doppelter Hakenverschluss, bei einem Exemplar Mittelteil ausgeschmiedet.
Dm. 3,4 cm. (Abb. 21,2.3).
4. 24 Perlen, 1 transluzid hellblau mit Wickelspuren. 2.3 Mehrfachperle, grün opak. 4 Mehrfachperle, gelb opak.
5.6 doppelkonisch bis tonnenförmig, orange opak. 7–11 doppelkonisch bis tonnenförmig, rotbraun opak. 12–14
doppelkonisch bis tonnenförmig, weiß opak. 15–18 doppelkonisch bis tonnenförmig, türkisblau opak. 19.20 melonenkernförmig, schlierig graugrün opak. 21 ringförmig, türkisblau mit weißen Punkten (Koch 1.14). 22 tonnenförmig, weiß opak mit türkisblauen und rotbraunen Punkten (Koch 3.2). 23 quaderförmig, rotbraun opak,
punktförmige Einlage ausgefallen (Koch 4.1–4.3). 24 zylindrisch weiß opak mit türkisblauen sich kreuzenden
Fadenauflagen (Koch 34.7) (Abb. 20,4).
5. Durchzug aus Bronzeblech, drei Niete, davon einer ausgefallen. L. 3,8 cm. (Abb. 21,5)
6. Bronzering, gegossen. Dm. 3,3 cm (Abb. 21,6).
7. Glasring aus hellgelbem, fast farblosem Glas, transluzid. Dm. 2,6 cm (Abb. 21,7).
8. Mugelige, kobaltblau transluzide Glaseinlage (Dm. 2,1 cm) und passende ‚Fassung‘ aus Bronzeblech; unklar
ob zur Fibel gehörig oder eventuell zu Ohrring (Körbchenohrring?), die Ohrringe sind allerdings aus Silber (Abb.
21,8).
518
Dieter Quast
Abb. 20: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). Funde aus einem Frauengrab?
M 1 : 1. – Zeichnung Michael Ober, RGZM.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
2
519
3
6
5
8
7
Abb. 21: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). Funde aus einem Frauengrab? (Fortsetzung).
M 1 : 1. – Zeichnung Michael Ober, RGZM, Foto Sabine Steidl, RGZM.
2. Materialanalysen der Scheibenfibel aus Dürrmenz (S. Hartmann)
Analysenergebnis
Da das Objekt stark korrodiert ist, ist die quantitative Auswertung der Messungen unsicher. Die
Messung erlaubt keine Aussage darüber, ob ein nachgewiesenes Element Bestandteil der ursprünglichen Legierung ist oder Reste von Lot, einer Oberflächenbeschichtung oder zugewanderten Korrosionsprodukten.
Die Schauseite der Fibel ist verzinnt. Das Blech der Schauseite ist Messing, möglicherweise mit
einem unbekannten Anteil an Blei und Zinn (Messung auf der Korrosionsschicht). Eine Messung
an einer Stelle an einem abgebrochenen Steg, wo die Korrosionsschicht entfernt wurde, ergab sehr
hohe Anteile von Blei und Zinn neben Kupfer und Zink (Lotreste?).
Eine Stelle an einem Niet (auf Korrosion gemessen) zeigt ebenfalls sehr hohe Anteile an Zinn und
Blei, die als Lot zur Füllung/Befestigung der Nietkappe gedeutet werden können.
Eine Nietkappe (ohne Korrosion gemessen) besteht aus einer Kupfer-Zinn-Zink-Blei-Legierung.
520
Dieter Quast
Ein kleines rundes Blech in der Mitte der Schauseite besteht aus Kupfer mit geringen Konzentrationen von Zink, Blei und Zinn. Der grausilbrige Ring oder Rahmen auf diesem Blech ist Zinn/
Verzinnung. Lot (hohe Konzentrationen von Blei oder Blei/Zinn) wurde nicht gefunden.
Ein Stift, der auf dem Röntgenbild sichtbar ist und im Zentrum des runden Bleches sitzt, lässt sich
als Material nicht von der Scheibe unterscheiden und besteht wohl ebenfalls aus Kupfer.
Einige Messwerte (halbquantitative Auswertung) sind zur Orientierung angefügt (Angaben in Gew%):
Fe
Ni
Cu
Zn
Pb
Sn
Fibelmitte
auf Korrosion
0.13
n.n.
96.09
1.33
1.49
0.96
Blech
auf Korrosion
0.05
0.06
87.81
10.44
0.17
1.47
Blech
auf Metall
0.28
0.12
63.83
15.51
9.15
11.12
Nietkappe
auf Metall
0.20
n.n.
87.49
3.98
2.21
6.12
Glaseinlagen
Das Glas ist ein Kalk-Soda-Glas und entspricht am ehesten einer spätrömischen Rezeptur.
Na2O MgO Al2O3 SiO2 P2O5
SO3 Cl2O
K2O
CaO
19.62
0.30
1.93
8.19
2.07
1.60
64.14
0.50
0.69
TiO2 MnO
0.14
0.11
FeO
SrO ZrO2
0.62
0.10
0.02
Füllmaterial
Das Füllmaterial besteht im Wesentlichen aus Ton/Erde, das durch die Elemente Al, Si, P, S, K, Ca
und Fe identifiziert wurde (RFA). Hellere Bereiche enthalten höhere Anteile von Kalzium (‚Kalk‘).
Außerdem enthält das Füllmaterial Bienenwachs (Raman- und IR-Spektroskopie).
Die Oberflächen einer Glaseinlage sowie der Abdruck, den dieses Glas im Füllmaterial hinterlassen
hat, wurden besonders betrachtet, um zu klären, ob es ursprünglich eine Hinterlegung der Glaseinlagen mit einer dünnen Metallfolie gegeben hat, von der keine Reste optisch erkennbar sind. Gold, Silber oder Zinn wurden nicht nachgewiesen. Kleine Konzentrationen an Kupfer und Zink stammen
vermutlich aus der Korrosion des Messingbleches, wobei auffällt, dass bei gleichem Zinkgehalt die
Konzentration an Kupfer auf einer Seite des Glasplättchens doppelt so hoch ist wie auf der anderen.
Messmethode
Mikro-Röntgenfluoreszenz
Mit der µ-RFA Methode lassen sich die meisten Elemente in einer Probe qualitativ und quantitativ bestimmen. Die Methode ist zerstörungsfrei bzw. zerstörungsarm, es müssen lediglich evtl.
vorhandene Korrosionsschichten abgetragen werden bzw. Proben aus dem Inneren des Objektes
entnommen werden. Wegen des kleinen Messflecks (0,3 mm) kann diese Beschädigung sehr klein
gehalten werden.
Die Probe wird bei der Analyse durch eine dünne Glasfaserkapillare mit Röntgenstrahlung beschossen. Diese primäre Strahlung regt dann im Material der Probe eine sekundäre Röntgenstrahlung an,
die Fluoreszenzstrahlung. Da der Messfleck nur 0,3 mm groß ist, lassen sich auch feine Strukturen
analysieren. Jedes in der Probe vorhandene Element sendet nach der Anregung Röntgenstrahlung
von bestimmter charakteristischer Energie aus (‚Linien‘).
Die Intensität der Linie ist abhängig von der jeweiligen Konzentration in der Probe. Im Detektor
werden Energie und Intensitäten der Röntgenfluoreszenzstrahlung analysiert und daraus ein Spektrum erzeugt, das über Eichverfahren mit Standardproben bekannter Zusammensetzung quantitativ
ausgewertet werden kann.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
521
Abb. 22: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). 1 Scheibenfibel; der Pfeil markiert den zusätzlichen Niet
einer Reparatur; 2 Detail der Punzverzierung; 3 Arbeitsspuren an einem Nietloch der Grundplatte. – 1 M 1 : 1,
2 u. 3 vergrößert. – 1 Foto Sabine Steidl, RGZM. 2 u. 3 Foto Sandra Kaiser, RGZM.
Raman-Mikroskopie
Die Raman-Spektroskopie erlaubt eine genauere Aussage darüber, in welcher Form die mit der RFA
detektierten Elemente vorliegen. Die Probe wird mit Laserlicht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt (verschiedene Wellenlängen stehen zur Verfügung und werden je nach vorliegender Probe
ausgewählt). Die Moleküle der Probe und/oder das Kristallgitter werden dadurch zu Schwingungen
angeregt, ein Teil der Energie der Photonen wird dabei verbraucht und die Wellenlänge ändert sich
um einen bestimmten Betrag, der für die jeweilige Schwingung charakteristisch ist. Die Analyse
des an der Probe gestreuten Laserlichtes ergibt ein ‚Ramanspektrum‘, das mit Spektren bekannter
Proben verglichen wird.
Sowohl organische als auch anorganische Proben können untersucht werden. Metalle und amorphe
Materialien ergeben keine Ramanspektren, ebenso einige Moleküle, die sich mit dieser Methode
nicht anregen lassen.
Probenvorbereitung und Messung
Das Glas wurde auf der frischen Bruchfläche eines kleinen Fragments gemessen.
Für die RFA-Analyse des Füllmaterials wurde am Objekt eine Matrix aus 100 Punkten gemessen
und an einer kleinen Probe, die für die Raman-Spektroskopie entnommen eine einzelne Stelle.
522
Dieter Quast
RFA-Gerät
Eagle III der Firma Röntgenanalytik, Taunusstein
Rhodium-Röhre mit max. 40 kV, 1 mA, Oxford Instruments
Si(Li)-Detektor, EDAX, Auflösung 148 eV für MnKα
Probenkammer 75 × 75 × 135 cm
Röntgenoptik: Monokapillare mit 0,3 mm Brennfleck (entspricht Analysenfläche)
EDAX-Analytik, stickstoffgekühlt
Raman-Mikroskop
‚Labram‘ Raman-Mikroskop der Fa. Jobin Yvon Laserwellenlänge: 532.21 nm
Messfleck: 1–2 µm
Messparameter RFA Glas und Füllmaterial
Atmosphäre
Röhrenspannung
Röhrenstrom
Messzeit
Formungszeit
Filter
Quantifizierung
Vakuum
40 kV
355 µA
300 sec
35 µs
ohne
Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode
mit Eichkurve
Messparameter RFA Metalle
Atmosphäre
Röhrenspannung
Röhrenstrom
Messzeit
Formungszeit
Filter
Quantifizierung
Luft
40 kV
125 µA
300 sec
35 µs
Ti-25
Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode
mit Eichkurve
7. Katalog
1. Die Funde aus Langenenslingen „beim alten Pfarrhof“
Vorbemerkung: Soweit die Funde noch vorhanden bzw. auffindbar waren, wurden sie im Original
erfasst. Für die Möglichkeit einer Ausleihe nach Mainz ins RGZM danke ich der Leiterin der Sammlungen und Hofbibliothek der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, Frau A. Hähnel.
Ursprünglich sollten die Langenenslinger Gräber von Frau S. Eisenmann als Teil ihrer Dissertation
über „Die alamannischen Funde im Altkreis Sigmaringen“ publiziert werden, doch wurde diese
Arbeit nie abgeschlossen. Die bereits fertig montierten Tafeln lagern im Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen, und konnten für diesen Aufsatz übernommen werden. Einige Funde
auf diesen Tafeln sind derzeit nicht auffindbar. Leider war Frau Eisenmann trotz mehrfacher Anfragen nicht bereit, mir ihre Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Die Maßangaben im Katalog
beziehen sich bei diesen Objekten auf die genannten Tafeln.
Die Funde wurden 1860 von Ludwig Lindenschmit publiziert und fünf Gräbern zugewiesen. An
der Geschlossenheit dieser Gräber wurden oben Zweifel geäußert. Da sie aber nur als – wenn auch
begründeter – Verdacht bestehen, werden die Funde hier weiterhin den Inventaren Lindenschmits
entsprechend vorgelegt, wobei sie in Anführungszeichen gesetzt werden.
Alle Funde befinden sich in den ‚Sammlungen und Hofbibliothek‘ der Unternehmensgruppe Fürst
von Hohenzollern auf Schloss Sigmaringen. Sie tragen keine Inventarnummern.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
523
„Grab 1“ (Abb. 23–25)
1. Spatha, Eisen, größere Partien der Holzscheide erhalten,154 an einer Stelle Reste einer Umwicklung, wohl aus
Bast (Abb. 24). L. noch 78,2 cm. Gew. 845 g.
2. Ango mit Federtülle, vier Federringe, im Schaftloch geringe Holzreste festkorrodiert. L. insges. 116 cm. Gew.
586 g (von Schnurbein [Anm. 28] 430 Nr. 45 mit Abb. 2,4).
3. Lanzenspitze, Eisen, zwei halbkugelige Nietköpfe an der Tülle, (Material?), nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 33,3 cm.
4. Franziska, Eisen, Schaftloch annähernd quadratisch, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 18,2 cm.
5. Schildbuckel, Eisen, mit flachen bronzeplattierten Nieten, nicht auffindbar. Dm. (nach Zeichnung): 17,4 cm. H.
(nach Zeichnung): 7,4 cm.
6. Schildfessel, Eisen, nicht auffindbar. Erhaltene L. (nach Zeichnung): 25,4 cm. rekonstruierte L. (nach Zeichnung): 41,2 cm.
7. Schnalle, Silber, gegossen, Nielloverzierung, stellenweise vergoldet (Beschlag und Dorn) (Abb. 7), Beschlag
mit Goldblech mit Filigranverzierung mit vier Goldnieten in das vertiefte zentrale Feld des rechteckigen Laschenbeschlages eingenietet, Filigranstränge aus jeweils drei sehr feinen Perldrähten. Im Bügelinneren deutliche
Abnutzungsspuren. L. insges. 6,5 cm. Beschlag-Br. 2,1 cm. Gew. 36,3 g. (Lindqvist 1926, 77 Abb. 97. – Windler
1989, 187 Abb. 10).
Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,1–7. – Menghin 1983, 247 Nr. 95.
„Grab 2“ (Abb. 26 u. 27)
1. Schnalle mit rechteckigem Beschlag, Bronze, vergoldet, mit Glaseinlagen. Bügel und Dorn gegossen, Dornschild
mit mitgegossener runder Fassung, Einlage fehlt; Dornspitze als stilisierter Tierkopf. Beschlag aus rechteckiger
Grundplatte mit aufgelötetem Stegwerk, drei farblose Glaseinlagen erhalten. Von der Laschenkonstruktion nur
der Ansatz erhalten. Beschlag-L. 7 cm. Br. 5 cm. Gew. 59,4 g. Bügel-Br. 5,4 cm. Gew. Bügel und Dorn 58,8 g.
(Ebel-Zepezauer [Anm. 42] 291 Nr. 29). – Vgl. Anhang 7.2 zu den Ergebnissen der Materialanalyse,.
2. Bügelfibel, gegossen, Silber, Schauseite mit Nielloverzierung, stellenweise vergoldet, kerbschnittverziert; Achsträger und Nadelhalter mitgegossen, am Nadelhalter deutliche Abnutzungsspuren. L. 8,7 cm. Gew. 28,9 g.
3 u. 4. Paar Bügelfibeln
3. Bügelfibel, gegossen, Silber, Schauseite mit Nielloverzierung, stellenweise vergoldet, kerbschnittverziert; Achsträger und Nadelhalter mitgegossen; Bruchstelle zwischen Fußplatte und Bügel mit minimaler Fehlstelle. L.
8,7 cm. Gew. 18,4 g.
4. wie 2, aber Reste der eisernen Spirale zwischen den Achsträgern erhalten. L. 8,5 cm. Gew. 20,5 g.
Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,8–10.
„Grab 3“
„Kindergrab ohne Beigabe“
Lit.: Lindenschmit 1860, 199.
„Grab 4“ (Abb. 28)
1. Spatha, Eisen, beidseitig (unkenntliche) Reste der Holzscheide erhalten. L. 83,3 cm. Gew. 660 g. Knauf aus Silber gegossen, innen hohl, stellenweise vergoldet, Nielloverierung (Kreisaugen) (Abb. 3). Br. 3,95 cm. Gew. 18,3 g.
Knauf (Menghin 1983, 314 Nr. 58. – Fischer [Anm. 47] 92 f. Nr. 19 [dort weitere Lit.]).
2. Lanzenspitze, Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 21,6 cm.
3. Franziska, Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 18 cm.
4. Schildbuckel, nicht erhalten, nicht dokumentiert (bei Lindenschmit nur unter Nr. 13 erwähnt „Schildknopf
(Umbo) wie Nr. 3“ (= Schildbuckel aus Grab 1).
5. Messer , Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 16,2 cm.
154 Eine detaillierte Untersuchung konnte leider nicht durchgeführt werden. Vgl. allgem. U. Lehmann, Organische
Bestandteile merowingischer Spathascheiden und ihre Verzierung im Gebiet der Alamannen und rechtsrheinischen
Franken. Arch. Korrbl. 37, 2007, 129–146.
524
Dieter Quast
Abb. 23: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“. – 1 M 1 : 5, 2 M 1 : 6, 3 M 1 : 3, 7 M 1 : 1.
Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
Abb. 24: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“ (Fortsetzung). – M 1 : 2.
Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen.
525
526
Dieter Quast
Abb. 25: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“. Details der Spathascheide
mit Spuren einer Bastumwicklung. – Foto Volker Iserhardt, RGZM.
6. Schnalle mit festem Beschlag, Silberlegierung, gegossen, drei Stegösen. L. insges. 6 cm. Gew. 19,8 g. – Vgl. Anhang 7.2 zu den Ergebnissen der Materialanalyse.
7. Taschenbügel? Feuerstahl?, Eisen, nicht auffindbar, ohne Maßangabe.
8. Pinzette, Bronzeblech, beidseitig mit Tremolierstich verziert. L. 7,2 cm. Gew. 5,3 g.
Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,11–18. – Menghin 1983, 248 Nr. 98.
„Grab 5“ (Abb. 29 u. 30)
1. Scheibenfibel. „Gewandnadel von Gold, mit rothem und grünem Glase besetzt“; evtl. handelt es sich um eins
vor ursprünglich zwei Exemplaren (vgl. Anm. 35).
2. Bronzebecken mit umgelegtem Rand, getrieben, Standring fehlt (bei Lindenschmit 1860 noch vorhanden),
aber deutlich erkennbare Lötspuren am Boden, am Boden im Inneren des Standrings geritztes Linienmuster.
Attaschen gegossen und ausgeschmiedet, zwei Henkel; Attaschen mit Gefäß verlötet. Dm. Rand max. 25,6 cm.
Erhaltene H. 6,5 cm. Gew. 420,8 g (Koch 1990, 229 Nr. 10).
Lit.: Lindenschmit 1860, 200 Taf. 1,19.20.
Weitere Gräber
Lindenschmit (1860, 199 f.) erwähnt „viele Sachen, Aexte und große Bronzebecken“, die „verschleppt“ wurden.
Weitere, beigabenlose Gräber
„Es fanden sich auch Gräber ohne jede Beigabe, in einem derselben wurde das Skelett eines Hundes gefunden“
(Zingeler [Anm. 1] 108).
Grab von 1882
1882 wurde ein weiteres beigabenloses Grab entdeckt (Steim 2008, 15).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
Abb. 26: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 2“. – M 1 : 1. - Zeichnungen Landesamt
für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen, Fotos Volker Iserhardt, RGZM.
527
528
Dieter Quast
Abb. 27: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 2“ (Fortsetzung). – M 1 : 1.
Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
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Abb. 28: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 4“. – 1 M 1 : 5, 1a M 1 : 1, 2 M 1 : 3, 3 und 5 M 1 : 2,
6 und 8 M 2 : 3. – Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen.
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Dieter Quast
Abb. 29: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 5“. – 1 M 1 : 1, 2 M 1 : 3, 2a.b M 1 : 2.
Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
Abb. 30: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), Bronzebecken aus „Grab 5“. – Ohne Maßstab.
Fotos Volker Iserhardt, RGZM.
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Dieter Quast
2. Materialanalysen der Gürtelschnallen aus „Grab 2“ und „Grab 4“ (S. Hartmann)
Gürtelschnalle aus „Grab 2“, Analysenergebnis
Die Zusammensetzung des Glases der drei noch erhaltenen Einlagen sowie die Art der Vergoldung
wurden bestimmt.
Die drei Einlagen aus farblosem bis leicht grünlichem Glas sind aus einem Sodaglas gefertigt. Das
Glas wurde mit Mangan entfärbt, ein Läutermittel (z. B. Antimon) wurde nicht nachgewiesen. Der
hohe Zinngehalt an manchen Stellen ist ungewöhnlich für ein farbloses, transparentes Glas. Möglicherweise stammt das Zinn aus der Korrosion einer Bronzelegierung und ist in das Glas eingewandert; detaillierte Werte siehe Tabelle 1 (rechte Seite).
Die Vergoldung auf der Platte und der Schnalle ist über den Quecksilbergehalt als Feuervergoldung
identifiziert. Die Legierungen von Schnallenbügel, Dorn und Beschlag sind wegen der starken Korrosion nicht quantitativ bestimmt worden. Auf der Korrosionsschicht gemessen sind die Hauptkomponenten Kupfer und Zink, dazu kommen Blei und Zinn in geringeren Anteilen. Damit wäre das
Objekt als Messing anzusprechen.
Messmethode: Mikro-Röntgenfluoreszenz
Siehe Anhang 6.2.
Probenvorbereitung und Messung
Für die Analyse des Glases wurde an je zwei Punkten je Einlage in einem kleinen Bereich die Korrosionsschicht mit einem Diamantwerkzeug abgetragen. Die stark korrodierten Metalle wurden ohne
vorherige Präparation gemessen.
RFA-Gerät
Siehe Anhang 6.2.
Messparameter Metalle
Atmosphäre
Röhrenspannung
Röhrenstrom
Messzeit
Formungszeit
Filter
Quantifizierung
Luft
40 kV
300 µA
300 sec
35 µs
Ti-25
keine quantitative Auswertung
Messparameter Glas:
Atmosphäre
Röhrenspannung
Röhrenstrom
Messzeit
Formungszeit
Filter
Quantifizierung
Vakuum
40 kV
300 µA
300 sec
35 µs
ohne
Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode
mit Eichkurve
MgO
1,38
1,14
1,26
l2O3
2,26
2,35
2,31
SiO2
64,99
66,02
65,51
SO3
0,24
0,27
0,26
K2O
0,63
0,61
0,62
CaO
7,39
7,64
7,52
TiO2
0,15
0,15
0,15
Cr2O3
0,01
0,03
0,02
MnO
1,44
1,50
1,47
FeO
0,72
0,81
0,77
CuO
n.n.
n.n.
n.n.
SrO
0,08
0,09
0,09
ZrO2
0,02
0,02
0,02
SnO
2,59
2,53
2,56
Na2O
17,57
18,64
18,11
MgO
1,34
1,26
1,30
Al2O3
2,35
2,08
2,22
SiO2
65,56
66,64
66,10
SO3
0,31
0,27
0,29
K2O
0,65
0,66
0,66
CaO
7,20
7,39
7,30
TiO2
0,13
0,13
0,13
Cr2O3
0,01
0,01
0,01
MnO
1,82
1,46
1,64
FeO
0,71
0,63
0,67
CuO
n.n.
n.n.
n.n.
SrO
0,09
0,08
0,09
ZrO2
0,02
0,02
0,02
SnO
2,24
0,72
1,48
Na2O
MgO Al2O3
Einlage 3
St1
17,05
1,36
2,13
Einlage 3
St2
17,82
1,21
2,16
Einlage 3
MW
17,44
1,29
2,15
Zinn und Kupfer aus dem Boden/vom Objekt?
SiO2
68,24
67,52
67,88
SO3
0,32
0,29
0,31
K2O
0,71
0,65
0,68
CaO
7,28
7,33
7,31
TiO2
0,13
0,14
0,14
Cr2O3
0,01
0,01
0,01
MnO
1,78
1,73
1,76
FeO
0,69
0,70
0,70
CuO
0,03
0,06
0,05
SrO
0,09
0,08
0,09
ZrO2
0,03
0,02
0,03
SnO
0,16
0,28
0,22
Einlage 2
Einlage 2
Einlage 2
St1
St2
MW
Tab. 1: Gürtelschnalle aus Langenenslingen „Grab 2“, Analysewerte.
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
Messung 40/355/Vak/oFi
Auswertung Glas2012.msf
Na2O
Einlage 1
St1
18,10
Einlage 1
St2
16,83
Einlage 1
MW
17,47
533
534
Dieter Quast
Gürtelschnalle aus „Grab 4“, Analysenergebnis
Unter einer dunklen Kruste befand sich ein helles, eher weiches Material, dessen Zusammensetzung
bestimmt werden sollte. Dazu wurden 3 Stellen gemessen und mit einander verglichen.
dunkle äußere Kruste
helles Material
Silberoberfläche
Silber
5
20
76
Kupfer
85
23
15
Zink
7
55
5
sonstiges (Spuren)
Co, Ni, Pb, S
Co, Ni, Pb
Au, Pb
Alle Angaben sind ungefähre Werte, in Gew-%.
Auch bei der Messung im Vakuum konnten kein Chlor, Brom oder Schwefel in dem hellen Material
nachgewiesen werden.
8. Abgekürzt zitierte Literatur
Åberg 1926
N. Åberg, The Anglo-Saxons in England during the early centuries after the Invasion
(Cambridge, Uppsala, Leipzig, Haag 1926).
Fingerlin 2013
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frühmittelalterlichen Gräberfeld von Hüfingen im Quellgebiet der Donau. Arch.
Nachr. Baden 86/87, 2013, 28–33.
Haseloff 1981
G. Haseloff, Die germanische Tierornamentik der Völkerwanderungszeit. Studien
zu Salin’s Stil I (Berlin, New York 1981).
Kat. Soissons 1986
La Picardie, berceau de la France. Clovis et les derniers Romains. Ausstellungskat.
Soissons, Amiens, Beauvais, Saint-Germain-en-Laye, Laon (Amiens 1986).
Koch 1977
U. Koch, Das Reihengräberfeld bei Schretzheim. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 13 (Berlin 1977).
Koch 1990
U. Koch, Das fränkische Gräberfeld von Klepsau im Hohenlohekreis. Forsch. u. Ber.
Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 38 (Stuttgart 1990).
Koch 2000
U. Koch, Das alamannisch-fränkische Gräberfeld bei Pleidelsheim. Forsch. u. Ber.
Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 60 (Stuttgart 2000).
Lindenschmit 1860
L. Lindenschmit, Die vaterländischen Alterthümer der Fürstlich Hohenzoller’schen
Sammlungen zu Sigmaringen (Mainz 1860).
Lindqvist 1926
S. Lindqvist, Vendelkulturens ålder och urspung. Handlingar Kungl. Vitterhets Hist.
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Menghin 1983
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Pinar 2012
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Steim 2008
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Willemsen 2014
A. Willemsen, Gouden Middeleeuwen. Nederland in de Merovingische Wereld,
400–700 na Chr. (Leiden 2014).
Windler 1989
R. Windler, Ein frühmittelalterliches Männergrab aus Elgg (ZH). Bemerkungen zu
einem filigranverzierten Schnallentyp. Jahrb. SGUF 72, 1989, 181–200.
Windler 1994
R. Windler, Das Gräberfeld von Elgg und die Besiedlung der Nordostschweiz im
5.–7. Jh. Züricher Denkmalpflege, Arch. Monogr. 13 (Zürich, Elgg 1994).
Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach)
Schlagwortverzeichnis
Merowingerzeit; Gräberfeld; 6. Jh.; filigran; Gürtelschnallen.
Anschrift der Verfasser
Priv.-Doz. Dr. habil. Dieter Quast M. A.
Römisch-Germanisches-Zentralmuseum
Forschungsinstitut für Archäologie
Ernst-Ludwig-Platz 2
55116 Mainz
E-Mail: quast@rgzm.de
Dipl.-Ing. (FH) Sonngard Hartmann
Römisch-Germanisches-Zentralmuseum
Forschungsinstitut für Archäologie
Ernst-Ludwig-Platz 2
55116 Mainz
E-Mail: hartmann@rgzm.de
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