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Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 483 Fundberichte aus Baden-Württemberg 35, 2015 Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) Dieter Quast mit zwei Beiträgen von Sonngard Hartmann Dr. Helga Schach-Dörges als kleiner, herzlicher Dank zum Geburtstag am 9.9.2014 gewidmet Inhalt 1. Die Langenenslinger Funde im Sigmaringer Schloss 483 2. Funde aus dem westgotischen Herrschaftsbereich in der Alamannia 489 3. Die Schnalle aus Grab 1 und der Horizont der filigranverzierten Schnallen „false chip carving“ Frühe Filigranarbeiten auf flachen Blechen Filigran und Imitationsstufen Ein Horizont? 495 495 504 505 509 4. Die Altfunde aus Langenenslingen: eine Einordnung 511 5. Fundlisten 513 1. Schnallen vom Typ Azille 2. Filigranverzierte Schnallen 3. Filigranarbeiten in „false chip carving“ Technik 6. Anhänge 1. Die Funde aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim) 2. Materialanalysen der Scheibenfibel aus Mühlacker-Dürrmenz (S. Hartmann) 7. Katalog 513 513 516 517 517 519 522 1. Die Funde aus Langenenslingen „beim alten Pfarrhof“ 522 2. Materialanalysen der Gürtelschnallen aus „Grab 2“ und „Grab 4“ (S. Hartmann) 532 8. Abgekürzt zitierte Literatur 534 1. Die Langenenslinger Funde im Sigmaringer Schloss „Langenenslingen ... besitzt auch bedeutende Reihengräber, die 1849 in einer Kiesgrube unweit des Pfarrhofes entdeckt wurden. Es ist sehr zu bedauern, dass die Entdeckung zu spät zur Kenntnis Sachverständiger kam. So wurden viele Sachen, Aexte und große Bronzebecken verschleppt. Es sollen hier auch gar keine Gefäße gefunden worden sein. Der Friedhof ist noch nicht erschöpft. Die in der fürstlichen Sammlung von dort befindlichen Funde sind: Ein Angon, zweischneidige Schwerter (Spatha), Schildbuckel, Speere, Streitaxt (Franziska), Schnallen von Silber mit Ornamenten, Schwertknopf von Silber mit Vergoldung, Gewandnadeln (fibula) von Silber mit Vergoldung und Niello, Feuerstahl, Messer. Es fanden sich auch Gräber ohne jede Beigabe, in einem derselben 484 Dieter Quast wurde das Skelett eines Hundes gefunden“.1 Dieser kurze Absatz fasst die verfügbaren Informationen zu den altbekannten Grabfunden aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) zusammen. Die in die „fürstliche Sammlung“ gelangten Objekte waren bereits 1860 von Ludwig Lindenschmit in seinem Katalog als Beigaben aus fünf Gräbern beschrieben und abgebildet worden.2 Vermutlich stammen sie aus der Sammlung des Barons Karl von Mayenfisch, die „den Hauptbestandteil der fürstlichen Alterthümer-Sammlung bildete“ und im Schloss Sigmaringen ausgestellt war. Von Mayenfisch erhielt 1846 die Oberaufsicht über die Fürstlich Hohenzollerischen Sammlungen und führte auch Ausgrabungen durch, u. a. in Langenenslingen, wo er „neben den Bestattungen auch einige Waffen fand“, wie Karl Werner Steim erwähnt. Leider liegen „keine Aufzeichnungen und Fundprotokolle über die von ihm angestellten Grabungen“ vor und ein „von ihm angefertigtes mit kollorierten Zeichnungen bebildertes Verzeichnis seiner Sammlung fiel 1944 dem Krieg zum Opfer“.3 Es ist anzunehmen, dass die von Lindenschmit vorgenommene Aufteilung der Funde auf vier (bzw. fünf) Gräber auf diesem Verzeichnis basiert.4 Dass dennoch Zweifel zumindest an der Geschlossenheit von Grab 2 bestehen, wird weiter unten erläutert. Lindenschmit war zweifellos einer der besten Kenner frühmittelalterlicher Funde, war es doch ihm und seinem Bruder Wilhelm erst wenige Jahre zuvor erstmals gelungen, ein von ihnen ausgegrabenes Gräberfeld aufgrund der Beigaben in die Merowingerzeit zu datieren.5 Zudem war er erster Direktor des 1852 gegründeten „römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz“, das durch Kopien bereits eine umfangreiche Vergleichssammlung aufgebaut hatte. In seinem Sigmaringer Bestandskatalog bildete er die Langenenslinger Funde ab. Nur noch einmal wurde – ausgehend von dieser Tafel – das Gräberfeld etwas ‚ausführlicher‘ diskutiert. Rainer Christlein stellte es in die Gruppe der kleinen Separatfriedhöfe und verglich es mit den entlang der oberen Donau gelegenen (chronologisch aber jüngeren) Bestattungsplätzen von Rißtissen (Gem. Ehingen a. d. Donau, Lkr. Ulm, D), Niederstotzingen (Lkr. Heidenheim, D), Ebermergen (Stadt Harburg, Lkr. Donau-Ries, D) und Friedberg (Lkr. Aichach-Friedberg, D) am Lech bei Augsburg.6 Es gibt weitere merowingerzeitliche Fundstellen aus der Gemeinde Langenenslingen (Abb. 1).7 Bereits 1926 wurden „ca. 100 m westlich der Pfarrkirche am Schnittpunkt der Hauptstraße mit dem von S kommenden Fahrweg“ drei Bestattungen aufgedeckt, von denen aber nur eine Beigaben enthielt (Abb. 2).8 Der Verbleib der Funde konnte zwar nicht ermittelt werden9, doch liegen im Dienstsitz Tübingen des Landesamts für Denkmalpflege Zeichnungen, die eine zeitliche Einord1 2 3 4 5 6 7 8 9 K. Th. Zingeler, Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern. Mitt. Ver. Gesch. u. Altkde. Hohenzollern 27, 1893/94, 1–115 bes. 108. – Anscheinend wurde auch ein Schädel geborgen und aufbewahrt: H. Hölder, Ueber die in alten Gräbern Württembergs gefundenen Schädel. Schr. Württemberg. Alterthums-Ver. 7 (Stuttgart 1866) 41–99 bes. 68. Lindenschmit 1860, 199 f. Taf. 1. Zingeler (Anm. 1) 3. – A. Pfeffer, Baron Karl v. Mayenfisch und das Sigmaringer Museum. Hohenzollerische Jahresh. 10, 1950, 123–131. – S. Schiek, Zur Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Württemberg und Hohenzollern. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 12/2, 1983, 52–58 bes. 56. – Steim 2008, 15. Ein weiteres beigabenloses, 1882 entdecktes Grab erwähnt Steim 2008, 15. W. und L. Lindenschmit, Das germanische Totenlager bei Selzen in der Provinz Rheinhessen (Mainz 1848) 16 f.; 29–38. Vgl. auch das Vorwort von K. Böhner im Neudruck (Mainz 1969) VII–XIX bes. XV–XVI. – H. Ament, Ludwig Lindenschmit d. Ä. und die Archäologie des frühen Mittelalters. In: A. Frey (Hrsg.), Ludwig Lindenschmit d. Ä. Mosaiksteine, Forsch. RGZM 5 (Mainz 2009) 29–40. R. Christlein, Besitzabstufungen zur Merowingerzeit im Spiegel reicher Grabfunde aus West- und Süddeutschland. Jahrb. RGZM 20, 1973, 147–180 bes. 168–170 mit Abb. 22–25. – Vgl. jetzt auch M. Dürr, Die Alte Burg bei Langenenslingen, Landkreis Biberach, und ihr Umland. Fundber. Baden-Württemberg 34/2, 2014, 89–235 bes. 204 u. 235 Abb. 79. Vgl. jetzt Dürr (Anm. 6) 90–95; 154 f. (dort auch ausführlich zur Topographie). Fundber. Schwaben N. F. 4, 1926/28, 149. – Der Landkreis Biberach II (Sigmaringen 1990) 250. – F. Heinrichs, Aus Langenenslingens Frühzeit. ’S Zollerländle 3, 1927, 19–21 bes. 21. – Steim 2008, 15. Steim 2008, 17. – Die Funde sind weder im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart noch in Sigmaringen, Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern – Sammlungen und Hofbibliothek noch im Braith-Mali-Museum in Biberach bekannt. Für freundliche Unterstützung danke ich F. Brunecker (BC), A. Hähnel (SIG), G. Kokkotidos (S). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 485 4 Abb. 1: Lage der merowingerzeitlichen Fundstellen in Langenenslingen (Lkr. Biberach, D). 1 Gräber von 1849 „beim alten Pfarrhof“. – 2 Gräber von 1926 „westlich der Pfarrkirche“. – 3 Gräberfeld im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘. – 4 Siedlung im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘. nach Dürr (Anm. 6) 154 Abb. 47 mit Ergänzungen. nung des nur durch eine Fundnotiz publizierten Grabes erlauben. Das „Kindergrab“ enthielt eine bronzene S-Fibel, die formenkundlich zwischen den Typen Schwechat-Pallersdorf und Várpalota liegt und somit chronologisch der Stufe SD 6 (555–580) zugewiesen werden kann.10 Die Perlen (Gruppen Schretzheim 3 und 20) widersprechen dieser Einordnung nicht. Im Jahre 2008 wurde ein drittes Gräberfeld im Neubaugebiet ‚Baumgarten‘ im Norden des Ortes entdeckt, im Jahr darauf die zugehörige Siedlung (Abb. 1). Während die über 80 Bestattungen zumeist beigabenlos oder -arm waren, wurden unter einem Grabhügel Reste reicher Beigaben aus einem ausgeraubten Männer- und Frauengrab entdeckt, die in das späte 7./frühe 8. Jahrhundert datieren.11 Aus der Siedlung „dominierte Keramik der jüngeren Merowingerzeit das bislang nicht sehr zahlreiche Fundgut“,12 doch „mehren sich die Hinweise, – unter anderem buckelverzierte Gefäßkeramik – dass von einem Beginn der Siedlungstätigkeit im 6. Jahrhundert auszugehen ist“.13 Der erfasste Gräberfeldausschnitt lässt an eine (ausschließlich) spätmerowingische Nutzung denken, doch kann das an der Größe des erfassten Ausschnittes liegen – hier könnten erst weitere Grabungen Gewissheit schaffen. 10 11 12 13 Koch 1977, 66. D. Bibby/J. Bofinger/D. Krausse/J. Scheschkewitz, Ein unbekanntes Gräberfeld der jüngeren Merowingerzeit aus Langenenslingen, Kreis Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2008, 180–183. J. Böhm/F. Klein, Archäologische Untersuchungen im Neubaugebiet „Baumgarten“. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2009, 206–209 hier 208. J. Böhm/F. Klein, Weitere Grabungen im Wohnbaugebiet „Baumgarten“ in Langenenslingen. Arch. Ausgr. BadenWürttemberg 2010, 204–208 hier 206. – Dies., Vielschichtiger Grabungsabschluss im Baugebiet „Baumgarten“ in Langenenslingen. Ebd. 2012, 156–160. 486 Dieter Quast Abb. 2: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), Grab von 1926. – 1 M 2 : 3; 2 M 1 : 1; 3.4 M 1 : 2. – Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Tübingen. Sicher ist derzeit, dass die entdeckten Grabgruppen unterschiedliche Bestattungsplätze repräsentieren; aufgrund der Entfernung zwischen den Fundstellen können sie nicht zu einer einzigen Nekropole gehören. Allem Anschein nach gab es also mehrere merowingerzeitliche Siedlungen auf der Gemarkung. Zwar sind keine Flurnamen überliefert, die auf Wüstungen hindeuten, doch geht auch die historische Forschung davon aus, dass das heutige langgestreckte Dorf aus einem östlichen und einem westlichen Siedlungskern zusammengewachsen ist. Seit dem 15. Jahrhundert wird anscheinend auch zwischen einem Ober- und Unterdorf unterschieden; in den frühen Quellen (seit dem 10. Jahrhundert) ist der Ort aber nur als Enselingen überliefert.14 Die eingangs erwähnten, 1849 entdeckten Gräber sollen im Folgenden etwas ausführlicher diskutiert werden, bietet das Fundmaterial doch einige interessante Mosaiksteinchen für die Rekonstruktion der merowingerzeitlichen Alamannia.15 14 15 Heinrichs (Anm. 8). – F. Knaupp, Langenenslingen, aus der Geschichte einer oberschwäbischen Gemeinde (Riedlingen, Langenenslingen 1984) 14 f. – Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Hrsg. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. VII: Regierungsbezirk Tübingen (Stuttgart 1978) 501. – Landkreis Biberach (Anm. 8) 250. – Steim 2008, 17. – Vgl. jetzt Dürr (Anm. 6). Eigentlich sollte die Fundstelle durch S. Eisenmann im Rahmen einer Dissertation über die alamannischen Funde im Altkreis Sigmaringen vorgelegt werden, doch wurde diese Arbeit nicht fertiggestellt. Vgl. G. Schmitt, Die Alamannen im Zollernalbkreis. Materialh. Arch. 80 (Stuttgart 2007) 5 (Vorwort J. Biel). Die vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart finanzierten Zeichnungen befinden sich im Dienstsitz Tübingen. Sie wurden mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Für freundliche Unterstützung möchte ich den Kollegen Prof. Dr. H. Reim, Dr. F. Klein und Dr. R. Kreutle herzlich danken. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 487 Abb. 3: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 4“. Silberner Schwertknauf, teilweise vergoldet. – M 1 : 1. – Foto Volker Iserhardt, RGZM. Wie eingangs erwähnt, hatte Lindenschmit in seinem Katalog der „Vaterländischen Alterthümer der Fürstlich-Hohenzoller’schen Sammlungen zu Sigmaringen“ die Funde fünf Gräbern zugewiesen. Zumindest das von ihm als Grab 2 (Abb. 26 u. 27) publizierte Inventar lässt Zweifel an seiner Geschlossenheit aufkommen, denn es enthielt drei Bügelfibeln ganz unterschiedlicher Zeitstellung. Die Einzelfibel (Abb. 26,2) datiert in die Phase SD 4 (510–530; Code X 55) nach Ursula Koch, das Bügelfibelpaar (Abb. 27) in die Phase SD 6 (555–580; Code X 60).16 Beide Typen sind in Südwestdeutschland und im Rheinland, aber auch im östlichen Frankreich weit verbreitet.17 Die Gürtelschnalle aus „Grab 2“ (Abb. 26,1) gehört hingegen zu einem Typ, der sonst ausschließlich in Südwestfrankreich und Spanien verkommt und in die Zeit um 500 bzw. ins erste Drittel des 6. Jahrhunderts datiert. Joan Pinar hat kürzlich die sehr einheitlichen Exemplare als Typ Azille zusammengefasst.18 Charakteristisch für die cloisonnierten rechteckigen Beschläge sind die halbkreisund bogenförmigen Einlagen. Aufgrund der Datierungen könnte man vermuten, dass die Einzelfibel und die Schnalle aus einer Bestattung stammen, das Bügelfibelpaar aus einer jüngeren, also zwei Inventare vermengt wurden. Auch bei den beiden von Lindenschmit vorgelegten Männergräbern könnte eine Vermischung oder Vertauschung einiger Funde vorliegen. Der kleine pyramidenförmige Schwertknauf (Abb. 3; 28,1a) würde chronologisch besser in Grab 1 als in Grab 4 passen. Letzteres ist durch eine Lanzenspitze mit spitzovalem Blatt und durchlaufender Mittelrippe (Abb. 28,2) in die SD-Phasen 7–8 (580–620) datiert.19 Auch die Gürtelschnalle (Abb. 28,6) mit festem durchbrochenem Beschlag gehört zu einer Form („Form Krainburg), die erst seit dem letzten Viertel des 6. Jahrhunderts auftritt.20 Gerhard Fingerlin hat die Schnallen als „Erzeugnisse byzantinischer, besser einheimisch-romanischer Werkstätten“ des langobardenzeitlichen Italiens erkannt.21 Zu diesen beiden Funden aus Grab 4 passt der silberne Schwertknauf vom Typ Bifrons-Gilton nach Menghin (Abb. 3; 28,1a) kaum, denn dabei handelt es sich um eine Form aus der Mitte des 6. Jahrhunderts.22 Auffällig ist die ungleiche Niet- 16 Koch 2000, 74 Abb. 14; 78 Abb. 16. Vermutlich wird die Phase SD 4 noch Anlass zu Diskussionen geben, was aber hier nicht weiter von Belang ist. – Zur Datierung vgl. Koch 1990, 150 f. – A. Koch, Bügelfibeln der Merowingerzeit im westlichen Frankenreich. Monogr. RGZM 41 (Mainz 1998) 261 f. 17 A. Koch (Anm. 16, 1998) Karte 9 u. 19. – Trésors mérovingiens d’Alsace. La nécropole d’Erstein (6e–7e siècle après J.-C.). Fouilles récentes en Alsace 6. Ausstellungskat. Strasbourg (Strasbourg 2004) 38; 82 „Grab 49“. 18 Pinar 2012, 106–108 mit Taf. 34. 19 Koch 2000, 63; 87 Abb. 24,7 („Code Y35). Vgl. dies. 1977, 111 f. 20 G. Fingerlin, Eine Schnalle mediterraner Form aus dem Reihengräberfeld Güttingen, Ldkrs. Konstanz. Bad. Fundber. 23, 1967, 159–184 bes. 167. 21 Fingerlin (Anm. 20) 174 f. 22 Menghin 1983, 67 „überwiegend späte Zeitgruppe C“. – Zu den absolutchronologischen Daten der Arbeit Menghins vgl. M. Martin, Bayer. Vorgeschbl. 53, 1988, 337–340. – Zur Datierung der französischen Exemplare vorwiegend in das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts vgl. jetzt S. Fischer, „Les seigneurs des anneaux“. Bull. Liaison de AFAM, Hors Ser. 2 (= Inscriptions runiques de France I) (Saint-Germain-en-Laye 2007) 49; 77; 101; 108; 112; 126. 488 Dieter Quast zahl an den Seiten des Langenenslinger Knaufes, nämlich drei an der einen, zwei an der anderen. Bereits Rainer Christlein hat daher vermutet, dass es sich um eine Knaufringspatha gehandelt haben muss.23 Knäufe vom Typ Bifrons-Kent zeigen einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in Südostengland, doch sind mittlerweile ebenso viele Exemplare aus dem nordöstlichen Frankreich überliefert. In der Alamannia stellt das Langenenslinger Stück eine ‚Fremdform‘ dar.24 Die Datierung des Knaufs passt weder zu der Schnalle noch zu der Lanzenspitze aus Grab 4. Besser würde sie sich in Grab 1 einfügen, denn dieses dürfte bereits um die Mitte des 6. Jahrhunderts angelegt worden sein. Datierend sind der Schildbuckel, die Lanzenspitze und die Gürtelschnalle. Der Buckel mit schwach gewölbter kegelförmiger Haube, Spitzenknopf und flachen bronzeplattierten Nieten (Abb. 24,5) ist in die SD-Phase 5 (530–555) zu stellen.25 Die Lanzenspitze mit geschweiftem Blatt (Abb. 23,3) ist leider nicht erhalten, so dass nicht überprüft werden kann, ob sie – wie die meisten anderen Exemplare mit vergleichbarer Form – stempelverziert war. Auch das Material der Haubenniete an der Tülle ist unbekannt. Dennoch kann sie in die SD-Phase 6 (555–580) datiert werden.26 Ango und Franziska (Abb. 23,2; 24,4) sind chronologisch nicht präziser zu fassen; letztere datieren in die SD-Phasen 4–6 (510–580), die Angonen mit Schlitztülle in die SD-Phasen 4–5 (510–555).27 Die Langenenslinger Waffe weist allerdings eine Federtülle auf, die nach Sigmar von Schnurbein in der frühen Reihengräberzeit häufiger zu sein scheint.28 Aber auch in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und sogar um 600 sind Federtüllen noch nachzuweisen, etwa in Gammertingen (Lkr. Sigmaringen, D), oder in Beckum (Lkr. Warendorf, D).29 Dennoch wird man Angonen im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts als Ausnahmeerscheinung betrachten dürfen. Zeitlich besser zu fassen ist die silberne Schnalle mit Goldfiligran (Abb. 7; 23,7). Sie steht dem Typ Concevreux nahe, der von Renata Windler in einer detaillierten Untersuchung dem mittleren 6. Jahrhundert zugewiesen wurde.30 Diese Schnallen wurden „in Nordgallien, vielleicht auch in den Gebieten südlich der Seine hergestellt“.31 Die Datierung – man möchte sie auf das dritte Jahrhundertviertel präzisieren – wird durch die Dornform der Langenenslinger Schnalle unterstrichen.32 Hermann Ament hat die Schnalle vor über 40 Jahren dem Spathagurt zugewiesen und sogar einen Schwertgurt vom Typ Langenenslingen herausgestellt. Er bezog sich dabei besonders auf das Grab von Sutton Hoo (Suffolk, UK) und dessen Spathagurt mit einer typologisch verwandten Schnalle 23 Christlein (Anm. 6) 168. – Vgl. H. Westphal, Beobachtungen bei der Restaurierung und Untersuchung ausgewählter Funde aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg. In: W. Melzer, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg. Bodenaltertümer Westfalens 25 (Münster 1991) 91–119 bes. 93 f. mit Abb. 3–5. 24 Menghin 1983, 312–315 mit Karte 2. – Fischer (Anm. 22) 16 Karte 1. – Zur Datierung der angelsächsischen Exemplare, die ausschließlich der Stufe AS M B (525/50–545/65) vorkommen, vgl. A. Bayliss/J. Hines/K. Høilund Nielsen/G. McCormac/C. Scull, Anglo-Saxon Graves and Grave Goods of the 6th and 7th Centuries AD: A Chronological Framework (London 2013) 184 (Code SW2-b) 482 u. 485. 25 Koch 2000, 84 Abb. 22 „Code M12“, 275 mit Anm. 55. 26 Ebd. 323 mit Abb. 126; 584 f. Liste 12.42. 27 Ebd. 83 Abb. 21 „Codes Y22 und M72“. 28 S. von Schnurbein, Zum Ango. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie [Festschrift für Joachim Werner zum 65. Geburtstag]. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. Ergbd. 1 (München 1974) 411–433 bes. 414. 29 Zu Gammertingen zuletzt: F. Stein: Alamannische Siedlung und Kultur. Das Reihengräberfeld in Gammertingen (Sigmaringen 1999) 57–63. – E. Riemer/P. Heinrich, Zur Restaurierung der Funde aus dem „Fürstengrab“ von Gammertingen. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 26/2, 1997, 54–60. – B. Theune-Großkopf, Die Kontrolle der Verkehrswege, ein Schlüssel zur fränkischen Herrschaftssicherung. In: Die Alamannen. Ausstellungskat. Stuttgart, Zürich, Augsburg (Stuttgart 1997) 237–242 bes. 239 Abb. 252. – Zu Beckum zuletzt A. Weisgerber/V. Brieske, Technische Bemerkungen zu den Goldbeschlägen aus dem Fürstengrab von Beckum. In: T. Otten et al. (Hrsg.), Fundgeschichten – Archäologie in Nordrhein-Westfalen (Mainz 2010) 365–367. – Chr. Stiegemann/M. Wemhoff (Hrsg.), 799 – Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn. Ausstellungskat. Paderborn (Mainz 1999) Bd. 1, 211 f. Nr. IV.26 (beide mit älterer Lit.). 30 Windler 1989, 187. – Dies. 1994, 52 mit Abb. 68 und Anm. 302. – Ich möchte auch an dieser Stelle Dr. Renata Windler, Zürich, für zusätzliche Informationen zu den Schnallen vom Typ Concevreux danken. 31 Windler 1994, 52. 32 Koch 2000, 297: SD-Phase 6. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 489 mit rechteckigem Beschlag und abgesetzter Nietreihe am Ende. Zudem fiel ihm auf, dass sowohl in Langenenslingen als auch in einigen weiteren Gräbern mit vergleichbaren Schnallen ein Sax im Grab fehlt.33 Der seinerzeit noch nicht bekannte Befund aus Elgg (Kt. Zürich, CH) Grab 164 zeigt aber, dass derartige Schnallen durchaus auch zum Verschließen des Leibgurtes genutzt werden konnten und sogar in Frauengräbern vorkamen.34 Als letztes sei kurz noch Grab 5 genannt, das lediglich ein Bronzebecken (Abb. 29,2; 30) und eine (?) cloisonnierte goldene Scheibenfibel mit roten und grünen Einlagen (Abb. 29,1) enthielt. Unter den zahlreichen Almandinscheibenfibeln des westlichen Reihengräberkreises findet sich keine Parallele.35 Es liegt aber dennoch nahe, die Langenenslinger Fibel in die ersten beiden Drittel des 6. Jahrhunderts zu datieren. Das getriebene Bronzebecken mit zwei Henkeln, (heute verlorenem Standring) und Gravur unter dem Boden weist einen umgelegten Rand auf. Koch sieht in den getriebenen Becken mit zwei Henkeln eine „seit der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts bekannte, vor allem aber in der zweiten Jahrhunderthälfte häufig belegte Form“.36 Fasst man die Datierung der Gräber zusammen, ergibt sich folgendes Bild: Grab Grab Grab Grab Grab 2 (Einzelfibel und Schnalle): erstes Drittel 6. Jh. 5: Mitte 6. Jh., wohl zweites Drittel 1: ca. 550–570 2 (Fibelpaar): ca. 555–580 4: letztes Viertel 6. Jh. Das Gräberfeld wurde also anscheinend nur im 6. Jahrhundert belegt. Zwar ist es äußerst unvollständig überliefert, doch ist es sehr unwahrscheinlich, dass bei einem großen, länger belegten Bestattungsplatz ausschließlich Gräber der älteren Merowingerzeit erfasst wurden. Auch die nur als Notiz bei Lindenschmit überlieferten schon vor 1849 „zerstörten und verschleppten Gegenstände“, nämlich „viele Aexte“, weisen auf das 6. Jahrhundert hin, während die „großen Becken aus Erz“ ohne Abbildung nicht präziser zu datieren sind. Auch Hundegräber waren während der gesamten Merowingerzeit üblich.37 Allem Anschein nach hat es sich also um ein kleineres Gräberfeld wie beispielsweise in Klepsau (Stadt Krautheim, Hohenlohekreis, D) gehandelt.38 Mit diesem hat Langenenslingen auch den hohen Prozentsatz an ‚ortsfremden‘ Beigaben gemein. Die zwei auffälligsten davon sollen im Folgenden intensiver untersucht werden, denn an ihnen lassen sich interessante Details aufzeigen. 2. Funde aus dem westgotischen Herrschaftsbereich in der Alamannia Die Schnalle aus Grab 2 gehört zum Typ Azille, dessen Beschläge ein nahezu identisches Zellwerk aufweisen, bestehend aus einem rechteckigen Mittelfeld und einer Randzone (Abb. 4). Charakteris33 H. Ament, Merowingische Schwertgurte vom Typ Weihmörting. Germania 52, 1974, 153–161. 34 Windler 1989, 182 Abb. 2; 195 f. 35 Lindenschmit 1860, 201 Nr. 25 Taf. 5,25 bildet für die Gräber aus dem benachbarten Hedingen (Stadt Sigmaringen) eine absolut gleiche Zierscheibe/Fibel ab. Die Zeichnungen sind nahezu identisch, beim Hedinger Exemplar sind lediglich vier Einlagen ausgefallen. Leider sind beide Funde nicht mehr auffindbar. Vermutlich hat sich bei der Fundvorlage bei Lindenschmit ein Fehler eingeschlichen, der heute nicht mehr aufzuklären ist. Interessant ist in diesem Kontext die Tabelle bei A. Schliz, Die alamannischen Grabfelder des Schwabenlandes in ihrer Stellung zur germanischen Kunstübung des frühen Mittelalters. Fundber. Schwaben 11, 1903, 21-62 bes. 39, in der für Langenenslingen zwei „Rundfibeln und Zierstücke mit Farbglaszellen“ aufgeführt sind. – Vgl. allgemein K. Vielitz, Die Granatscheibenfibeln der Merowingerzeit. Europe médiévale 3 (Montagnac 2003) (die Langenenslinger Fibeln sind dort nicht aufgenommen). 36 Koch 1990, 227 f. 37 W. Prummel, Early medieval dog burials among the Germanic tribes. Helinium 32, 1992, 132–194 bes. 135 Tab. 1. 38 Koch 1990. 490 Dieter Quast Abb. 4: Schnallen vom Typ Azille. 1 Azille (Dép. Aude, F) Grab 1141; 2 Castiltierra (Prov. Segovia, E); 3 Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) Sarkophag 87; 4 „Duratón oder Castiltierra“ (Prov. Segovia, E); 5 Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) „Grab 2“; 6 Fundort unbekannt „Spanien“. – Ohne Maßstab. Nachweise vgl. Fundliste 5,1. tisch sind die halbkreisförmigen Zellen in der Randzone und die halbbogenförmigen Zellen im Mittelfeld. Außer aus Langenenslingen sind die Schnallen dieses Typs nur aus Südwestfrankreich und aus Spanien bekannt (Abb. 4 u. 5). Es gibt nur wenige datierbare Fundkontexte. Im Sarkophag 87 aus Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) waren zwei Frauen bestattet, deren Beigaben sich nicht trennen ließen, die insgesamt aber gut den SD-Phasen 3 und 4 zugewiesen werden können.39 39 S. Poignant, Chasseneuil-sur-Bonnieure (Charente): la nécropole Saint-Saturnin. In: Wisigoths et Francs autour de la bataille de Vouillé (507). Actes des XXVIIIe Journées internationales d’archéologie mérovingienne, Vouillé et Poitiers (Vienne, France). Mémoires AFAM 22 (Saint-Germain-en-Laye 2010) 171–182 bes. 174 f. mit Abb. 3. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 491 5 3 ( ) 2 6 4? 1 Abb. 5: Verbreitung der Schnallen vom Typ Azille. – Nachweise vgl. Fundliste 5,1. – Grafik Monika Weber, RGZM. Für das Grab 1011 aus Azille (Dép. Aude, F) sind die weiteren Beigaben noch nicht publiziert.40 Für keines der spanischen Exemplare liegt ein gesicherter Kontext vor.41 Wichtig für die Schnallen vom Typ Azille ist aber, dass sie sich in eine große Gruppe der frühen „gotischen Schnallen“ der Gruppen B 1 und B 2 nach Ebel-Zepezauer bzw. des Typs A nach Ripoll einordnen lassen, die alle in das ausgehende 5. und frühe 6. Jahrhundert datieren.42 Die Schnalle aus Grab 2 entstammt zweifellos Werkstätten, die im westgotischen Herrschaftsbereich arbeiteten. Gerade aus dem tolosanischen Teil sind nur wenige beigabenführende Bestattungen überliefert, so dass die materielle Kultur dieses Raumes nur schwer einzuschätzen ist.43 In den letzten Jahrzehnten sind aber einige Materialzusammenstellungen und auch neue Grabungen (zumindest in Vorberichten) vorgelegt worden, die einen besseren Überblick erlauben.44 Gerade im 40 S. Duchesne/J. Hernandez, Le cimetière du haut Moyen Âge d’Azille (Aude). In: La Méditerranée et le monde mérovingien: témoins archéologiques. Actes des XXIII Journées internationales d’archéologie mérovingienne, Arles. Bull. Arch. Provence, Suppl. 3 (Aix-en-Provence 2005) 207–217 bes. 211 f. mit Abb. 4. 41 Pinar 2012, Taf. 34,3–5. 42 V. Bierbrauer, Les Wisigoths dans le royaume franc. Antiquités Nationales 29, 1997, 167–200. - W. Ebel-Zepezauer, Studien zur Archäologie der Westgoten vom 5.–7. Jh. n. Chr. Iberia Arch. 2 (Mainz 2000) 47–49 mit Abb. 10,1.2. (ohne Datierung). – G. Ripoll López, La ocupación visigoda en época romana a través de sus necrópolis [Hispania]. Collecció de tesis doctorals microfitxades 912 (Barcelona 1991) 102; 129–133 bes. 129. – Feinere Typologie bei Pinar 2012, 100–115 mit Taf. 31–35. 43 E. James, The Merovingian Archaeology of South-West Gaul. BAR Suppl. Ser. 25 (Oxford 1977). – V. Bierbrauer, Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.–7. Jahrhundert. Frühmittelalterl. Stud. 28, 1994, 51–171 bes. 153–155. – A. M. Jiménez Garnica, Settlement of the Visigoths in the Fifth Century. In: P. Heather (Hrsg.), The Visigoths from Migration Period to the Seventh Century. Studies in Historical Archaeoethnology 4 (Woodbridge 1999) 93–115. 44 Zusammenfassend jetzt Pinar 2012. 492 Dieter Quast 5. Jahrhundert waren die Westgoten in Gallien ein überaus bedeutender Machtfaktor. Sie bildeten die dominierende Militärmacht, aber die Frage nach möglichen Beziehungen zur Alamannia sind bislang nicht erörtert worden.45 Als Grundlage dafür soll die folgende Zusammenstellung rechtsrheinischer Funde zwischen Main und Donau dienen. Da nach der Entstehung des tolosanischen Reiches 418 die Prägestätten von Toulouse und Arles im westgotischen Herrschaftsgebiet lagen, waren auch die Emissionen dieser Münzen westgotisch kontrolliert. Darüber hinaus gibt es westgotische Nachbildungen offizieller Münzen.46 Einige dieser Solidi gelangten in die Alamannia: eine westgotische Nachprägung eines Solidus Valentinian III (425–455), geprägt gegen 439–450, wohl in Toulouse, wurde mit einer Henkelung versehen in dem Frauengrab 334 des frühen 6. Jahrhunderts in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis, D) entdeckt.47 Eine westgotische Nachahmung eines Solidus des Libius Severus (461–465) enthielt das Männergrab 24 aus Fridingen a. d. Donau (Lkr. Tuttlingen, D) aus der SD-Phase 3 (480–510).48 Eine weitere westgotische Nachahmung eines Solidus des Libius Severus stammt von der Altenburg (Gem. Jestetten-Altenburg, Lkr. Waldshut, D).49 Leider ohne weitere Bestimmung geblieben ist ein 1852 in Wurmlingen (Stadt Rottenburg, Lkr. Tübingen, D) entdeckter Münzfingerring „drei Dukaten schwer, worin eine Münze von Kaiser Libius Severus (461–465 n. Chr.) eingesetzt war“.50 Aus dem Gräberfeld wird ebenfalls ein vergoldeter Schwertgriff (Goldgriffspatha?) erwähnt. Bei einem Gewicht von „drei Dukaten“ (= 3,49 g × 3 = 10,47 g) war der Fingerring relativ schwer und würde ungefähr zwei Solidi (4,55 g × 2) und einem Tremissis (1,5 g) entsprechen. Im British Museum befindet sich ein goldener Fingerring mit einem Tremissis des Libius Severus unbekannten Fundorts, doch wiegt er nur 2,98 g.51 Eine in Toulouse (F) geprägte westgotische Nachahmung eines Solidus des Anthemius (t. p. 467) stammt aus Herrenberg (Lkr. Böblingen, D) Grab 291, das in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts angelegt wurde.52 Damit liegen immerhin fünf Solidi aus der Alamannia vor, von denen zumindest vier aus dem tolosanischen Westgotenreich stammen. Darüber hinaus gibt es fünf westgotische Nachprägungen auf 45 Allgemeine Zusammenstellungen „westgotischer Funde“ im Osten des Merowingerreiches bei W. Ebel-Zepezauer (Anm. 42) 149–152; 288–294. – M. Grünewald/U. Koch, Zwischen Römerzeit und Karl dem Grossen. Die frühmittelalterlichen Grabfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms im Andreasstift. Bd. I: Worms und seine Stadtteile (Lindenberg/Allgäu 2009) 86 (mit weiteren neuen [linksrheinischen] Funden aus Rheinhessen und der Pfalz). 46 Vgl. allgemein zu den barbarischen Nachahmungen aus Gallien: C. E. King, Roman, local, and barbarian coinages in fifth-century Gaul. In: J. Drinkwater/H. Elton (Hrsg.), Fifth-century Gaul: a crisis of identity? (Cambridge 1992) 184–195. – S. White et al., A Mid-Fifth Century Hoard of Roman and Pseudo-Roman Material from Patching, West Sussex. Britannia 30, 1999, 310–315 bes. 307. 47 J. F. Fischer, Der Münzumlauf in Südwestdeutschland während der Merowingerzeit. Ungedr. Magisterarbeit (Freiburg 1996) 89 f.; 257 M 349. – H. Steuer, Handel und Fernbeziehungen. Tausch, Raub und Geschenk. In: Die Alamannen. Ausstellungskat. Stuttgart, Zürich, Augsburg (Stuttgart 1997) 389–402 bes. 390 Abb. 440,3. 48 A. von Schnurbein, Der alamannische Friedhof bei Fridingen an der Donau (Kreis Tuttlingen). Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 21 (Stuttgart 1987) 88 mit Anm. 386. – Fischer (Anm. 47) 257 M 350. – Koch 2000, 85 datiert das Grab in die Phase 4, da zuvor bei den Alamannen die Obolussitte fremd war. Doch auch in der Phase 4 fehlen weitere Belege dafür. Aussagekräftiger sind Krug und Schmalsax. Vgl. D. Quast, Bemerkungen zum merowingerzeitlichen Gräberfeld bei Fridingen an der Donau, Kreis Tuttlingen. Fundber. BadenWürttemberg 20, 1995, 803–836 bes. 805 f. 49 Arch. Deutschland 2005/1, 44 f. 50 Beschreibung des Oberamtes Rottenburg (= Beschreibung des Königreichs Württemberg 5) (hrsg. K. Statistisches Landesamt) (2Stuttgart 1899) 544. – W. Veeck, Die Alamannen in Württemberg. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 1 (Berlin, Leipzig 1931) 282. 51 Für freundliche Hinweise habe ich Barry Ager und Richard Abdy vom British Museum zu danken. Es handelt sich anscheinend um den bei F. H. Marshall, Catalogue of the Finger Rings, Greek, Etruscan, and Roman in the Department of Antiquities, British Museum (London 1907) 47 f. Nr. 270 publizierten Ring, für den eine unleserliche Inschrift als möglicherweise Arcadius gelesen wurde. 52 C. Oeftiger/K.-D. Dollhopf, Weiterführende Untersuchungen auf dem alamannischen Friedhof im „Zwerchweg“ bei Herrenberg, Kreis Böblingen. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1999, 158–161 bes. 160 mit Taf. 11 unten. – U. Klein, Fundmünzen in Württemberg. Ebd. 262–268, bes. 264 f. mit Abb. 189 i. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 493 1 2 Abb. 6: 1 Scheibenfibel aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim); 2 Gürtelschnalle aus El Carpio de Tajo (Prov. Toledo, E) Grabstelle 258. – 1 M 1 : 1, 2 M 3 : 4. – 1 Foto Sabine Steidl, RGZM, 2 nach Sasse (Anm. 65) Taf. 34 e. Emissionen Justinians aus Gräbern des 6. Jahrhunderts aus Eppstein (Stadt Frankenthal, D) Grab 405, Rheinsheim (Stadt Philippsburg, Lkr. Karlsruhe, D), Munningen (Lkr. Donau-Ries, D) und Landau in der Pfalz (D) sowie ein kontextloses Exemplar aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen, D).53 Bei den Münzen aus dem spanischen Westgotenreich handelt es sich durchweg um Tremisses. Zwei weitere Fundgruppen belegen Kontakte in den westgotischen Raum, nämlich Fibeln und Gürtelschnallen. Neben dem Exemplar aus Langenenslingen (Abb. 4,5; 26,1) sind aus Buggingen (Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald, D) und Fridingen (Lkr. Tuttlingen, D) Grab 139 Schnallen mit rechteckigem Beschlag mit jeweils neun aufgesetzten Cabochons bekannt.54 Pinar hat die Beschläge mit sieben und neun Cabochons zu einem Typ zusammengefasst.55 Dass sie im spanischen Westgotenreich gefertigt wurden, belegen mehrere Exemplare. Ob sie allerdings ausschließlich dort hergestellt wurden, ist unsicher, denn auch aus Nordgallien sind mehrere Typvertreter bekannt.56 Dasselbe 53 Chr. Engels, Das merowingische Gräberfeld von Eppstein, Stadt Frankenthal (Pfalz). Internat. Arch. 121 (Rahden 2012) 187 mit Anm. 1267. – FMRD I 6 (Berlin 1975) 6048,1. – FMRD I 7 (Berlin 1962) 7334,9 f. – FMRD II 1 (Berlin 1963) 1020,1. – FMRD IV 2 (Berlin 1965) 2187,7.8. – X. Barral i Altet, La circulation des monnaies Suèves et Visigotiques. Francia, Beih. 4 (München 1976) 175 f. Nr. 41–43. – Fischer (Anm. 47) 257 f. M 351–M354. 54 M. Martin, Zur frühmittelalterlichen Gürteltracht der Frau in der Burgundia, Francia und Aquitania. In: L’art des invasions en Hongrie et en Wallonie. Actes du Colloque tenu au Musée royal de Mariemont du 9 au 11 avril 1979. Monogr. Musée Royal Mariemont 6 (Mariemont 1991) 31–84 bes. 72 mit Anm. 95 und Abb. 36,4. – von Schnurbein (Anm. 48) 41 f. Taf. 31 B 6. 55 Pinar 2012, 80–83 mit Taf. 24. 56 In diesem Sinne Martin (Anm. 54) 63–79 („weit verbreitete mediterrane/romanische Schnallenform“). 494 Dieter Quast gilt für die Schnalle aus Basel-Kleinhüningen (CH) Grab 125. Sie weist einen großen rechteckigen Beschlag aus Eisen auf, der auf der Schauseite silberplattiert ist.57 Dies erlaubt sie dem Typ Mailhac nach Pinar zuzuweisen, der in Gallien bereits seit der Mitte des 5. Jahrhunderts auftritt, in Spanien aber auch noch in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Gebrauch war.58 Das Kleinhüninger Grab datiert aufgrund der Rautenfibel und der trommelförmigen Reticellaperle in das zweite Drittel des 6. Jahrhunderts.59 Fibeln aus dem südfranzösisch-spanischen Raum sind in der Alamannia sehr rar. Die besonders in Spanien häufig vorkommenden Silberblechfibeln fehlen komplett in Südwestdeutschland. Aus Mannheim-Sandhofen ist aber eine cloisonnierte Adlerfibel mit tropfenförmigem Brustschild bekannt.60 Diese Form aus Bronze mit Glaseinlagen weist einer Verbreitungskarte zufolge eindeutig in den spanischen Raum.61 Dies wird durch die einfachen bronzenen Exemplare ohne Einlagen unterstrichen, die ebenfalls konzentriert auf der Iberischen Halbinsel vorkommen.62 Es gibt ein weiteres Grab aus der Alamannia, das möglicherweise eine Fibel aus dem südfranzösischspanischen Raum enthält. 1970 wurden in Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D) einige Gräber beim Aushub eines Kanalgrabens zerstört. Zu den Funden, die aus dem Aushub geborgen wurden, gehören einige Objekte aus einer Frauenbestattung. Die Geschlossenheit ist nicht gesichert, aber wahrscheinlich. Die Objekte sind bislang nur in einer Fundnotiz erwähnt63 und werden daher im Anhang aufgeführt. Hier seien nur ein Paar bronzener Drahtohrringe (vermutlich Körbchenohrringe), einige Glasperlen und die bronzene Scheibenfibel (Abb. 6,1; 20–22) erwähnt. Diese ähnelt auf den ersten Blick durchaus den „burgundo-romanischen Pressblechscheibenfibeln“, die hauptsächlich in der Westschweiz verbreitet waren.64 Allerdings ist die Dürrmenzer Fibel aufgrund technischer Detail klar von diesen abzugrenzen, denn während bei den westschweizerischen Exemplaren die zumeist mugeligen Einlagen durch ein Pressblech gefasst sind, wurden bei ihr die Glaseinlagen von hinten in die Deckplatte in Form eines plate inlaying eingelassen. Diese Technik ist im Reihengräberkreis äußerst selten und die wenigen Vorkommen datieren zumeist ins ausgehende 5. bis frühe 6. Jahrhundert. Später sind derartige Einlagen aus Südfrankreich und Spanien belegt, beispielsweise 57 U. Gielser-Müller, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen. Katalog und Tafeln. Basler Beitr. Ur- u. Frühgesch. 11 B (Derendingen, Solothurn 1992) 113 f. Nr. 6; Taf. 26,6; 57,4. 58 R. Legoux/P. Périn/F. Vallet, Chronologie normalisée du mobilier funéraire mérovingien entre Manche et Lorraine. Bull. Liaison de l’AFAM, hors série 1 (Condré-sur-Noireau 2004) 31 u. 52. – Pinar 2012, 89–95 mit Taf. 27. 59 Giesler-Müller (Anm. 57) Taf. 26,3.6. – Zur Datierung Windler 1994, 82; 86 f. 60 U. Koch, Einheimische und Fremde werden Franken. In: H. Probst (Hrsg.), Mannheim vor der Stadtgründung. Bd. I/2 (Regensburg 2007) 192–223 bes. 192 ff. – Dies., Ein frühmittelalterliches Gräberfeld in MannheimSandhofen. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1999, 152–155 bes. 153 f. mit Taf. 10. 61 Koch 2007, 193. Nachtrag: Madrona (Prov. Segovia) Grab 17 (Fragment): A. Molinero Pérez, Aportaciones de las excavaciones y hallazgos casuales (1941–1959) al Museo Arqueologico de Segovia. Excavaciones Arqueologicas en España 72 (Madrid 1971) 55 Taf. 72,1. – Pinar 2012, Taf. 126–128. 62 Pinar 2012, Taf. 129 u. 130 (leider ohne Verbreitungskarte). – Vgl. auch Ph. von Rummel, Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert. RGA Ergbd. 55 (Berlin, New York 2007) 331–337 bes. 334 mit Anm. 256. 63 Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 255. 64 A. Rettner, Das Inventar des Frauengrabes 11. In: R. Marti/H.-R. Meier/R. Windler, Ein frühmittelalterliches Gräberfeld bei Erlach BE. Antiqua 23 (Basel 1992) 13–28. 65 J.-M. Lassure, La nécropole Wisigothique des Martels à Giroussens. Arch. Midi Medieval 6, 1988, 51–64 bes. 75 Abb. 15,2. – B. Sasse, „Westgotische“ Gräberfelder auf der Iberischen Halbinsel am Beispiel der Funde aus El Carpio de Tajo (Torrojos, Toledo). Madrider Beitr. 26 (Mainz 2000) Taf. 34 e. – S. Consuegra/R. Parra, La necrópolis visigoda de Acedinos en Getafe. In: Huellas, actuaciones de la Comunidad de Madrid en el Patrimonio Histórico. Ausstellungskat. Madrid (Madrid 2005) 78–83 mit Abb. auf S. 83. – M. Almagro Basch, Materiales visigodos del Museo Arqueológico de Barcelona, Memorias de los Museos Arqueológicos Provinciales 8, 1947, 55–76 bes. 61 Nr. 17, Taf. 15,17. – J. Werner, Katalog der Sammlung Diergardt. Bd. I: Die Fibeln (Berlin 1961) 42 Nr. 203 Taf. 39. – H. Zeisss. Die Grabfunde aus dem spanischen Westgotenreich. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 2 (Berlin, Leipzig 1934) Taf. 6,1. – U. Koch 2007 (Anm. 60) 192–223 bes. 193. – Pinar 2012, Taf. 126. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 495 auf einem Taschenbügel aus Giroussens (Dép. Tarn, F) Grab 14, auf Gürtelschnallen aus El Carpio de Tajo (Prov. Toledo, E) Grabstelle 258 (Abb. 6,2), Getafe (Prov. Madrid, E), Duratón oder Castiltierra (beide Prov. Segovia, E), oder auf den Adlerfibeln aus Ville-sous-Cousance (Dép. Meuse, F) und Talavera de la Reina (Prov. Toledo, E).65 Dies lässt eine Herkunft der Fibel aus Dürrmenz aus Südfrankreich oder Spanien zumindest vermuten. Eine vergleichbare Scheibenfibel ist aus diesem Raum aber nicht bekannt. Eine mögliche Parallele liegt nur aus dem westfranzösischen Gondrecourt (Dép. Meuse, F) vor, doch ist die Einlagetechnik nicht beschrieben und aus der Zeichnung nur ungenau zu erschließen.66 Insgesamt sind Nachweise für Beziehungen zum westgotischen Herrschaftsbereich in Südwestgallien und auf der Iberischen Halbinsel also nicht sehr zahlreich. Doch ist zu bedenken, dass gerade im Tolosanischen Reich beigabenführende Gräber sehr selten sind. Daher ist die Kenntnis der dortigen Kleinfunde ungenügend. Politisch handelt es sich zweifellos um einen wichtigen Raum. Vor allem die Solidi aus den südfranzösischen Prägestätten belegen alamannische Kontakte dorthin.67 Als bedeutendste militärische Macht in Gallien waren die Westgoten sicherlich ein Anziehungspunkt für ganz unterschiedliche Kriegergruppen.68 Die weitgestreute Verbreitung der in ihrem Herrschaftsraum geprägten Solidi der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bezeugt dies eindrücklich.69 3. Die Schnalle aus Grab 1 und der Horizont der filigranverzierten Schnallen „false chip carving“ Auch die Schnalle aus Grab 1 (Abb. 7) ist kein lokal gefertigtes Produkt, wie oben bereits erwähnt wurde. Renata Windler hat sie als ihrem Typ Concevreux verwandt beschrieben, dessen Herstellung sie „in Nordgallien, vielleicht auch in den Gebieten südlich der Seine“ vermutet.70 Die Langenenslinger Schnalle unterscheidet sich durch einige Merkmale: Zunächst einmal weist der Beschlag eine niellierte Rahmung auf – beim Typ Concevreux (Abb. 8,1) sind Rahmungen mit Filigrandraht üblich. Bedeutender ist aber die Ausführung des goldenen Filigrans der Langenenslinger Schnalle. Es ist nicht einfach auf ein flaches Blech aufgelötet. Vielmehr sind die Konturen des Flechtbandes in das Blech gepresst und auf diese Erhebungen wurden die Drähte aufgelötet. Dadurch erscheint das Ornament sehr plastisch (Abb. 7). George Speake hat diese technische Ausführung als „unechten bzw. nachgeahmten Kerbschnitt“ (false chip-carved effect) bezeichnet, Niamh Whitfield nennt sie „filigree with single back-plates in relief“.71 Sie ist im Reihengräberkreis nicht häufig nachzuweisen (Abb. 9). Lediglich eine weitere Schnalle, die dem Typ Concevreux verwandt ist, ist mit einem Goldblech im nachgeahmten Kerbschnitt verziert. Bereits 1913 wurde bei Erdarbeiten in Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) eine Schnalle gefunden, die weit aufwändiger und sorg- 66 L. Maxe-Werly, Note sur des objets antiques découverts à Gondrecourt (Meuse) et à Grand (Vosges). Mém. Soc. Nat. Ant. France 48, 1887, 153–178 bes. 164 Taf. 12,5. 67 Vgl. allgem. Barral i Altet (Anm. 53). 68 H. Wolfram, Geschichte der Goten (München 1979) 207–227. – W. Pohl, Die Völkerwanderung, Eroberung und Integration (2Stuttgart 2005) 58–65 (mit weiterer Lit.). 69 S. White/J. Manley/R. Jones/J. Orna-Ornstein/C. Johns, L. Webster, A Mid-Fifth Century Hoard of Roman and Pseudo-Roman Material from Patching, West Sussex. Britannia 30, 1999, 301–315 bes. 307–310. – R. Abdy, After Patching: Imported and Recycled Coinage in Fifth- and Sixth-Century Britain. In: B. Cook/G. Williams (Hrsg.), Coinage and History in the North Sea World c. 500–1250 [Essay in Honour of Marion Archibald]. The Northern World 19 (Leiden, Boston 2006) 75–98. – M. Blackburn, Three silver coins in the name of Valentinian III (425–55) and Anthemius (467–72) from Chatham Lines, Kent. The Numismatic Chronicle 148, 1988, 169–174 bes. 173 f. 70 Windler 1994, 52. 71 Speake 1980, 52. – N. Whitfield, Motifs and techniques in Early Medieval Celtic filigree: their ultimate origins. In: R. Moss (Hrsg.), Making and Meaning in Insular Art. Proceedings of the fifth international conference on Insular art held at Trinity College Dublin, 25–28 August 2005 (Dublin 2007) 18–39 bes. 37. 496 Dieter Quast Abb. 7: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D). 1 Gürtelschnalle aus Grab 1. – 2.3 Details des false chip carvings. – 1 M 1 : 1, 2.3 o. M., vergrößert. – 1 Foto Volker Iserhardt, RGZM, 2.3 Foto Dieter Quast, RGZM. fältiger gearbeitet ist, als das Langenenslinger Exemplar.72 Jüngst publizierte Fotos, besonders jene der Rückseite, lassen sehr gut erkennen, dass es sich um false chip carving handelt (Abb. 10,1).73 Der entwickelte Tierstil II der Filigranverzierung zeigt, dass die Schnalle jünger ist als die Langenenslinger und wohl in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert.74 Die Rijnsburger Schnalle ist mit einem cloisonnierten Dornschild versehen, was sie mit einigen weiter unten noch zu diskutierenden angelsächsischen Schnallen verbindet. Von der Ausführung in false chip carving steht der Schnalle aus Langenenslingen ein jüngst von Gerhard Fingerlin publiziertes Exemplar aus Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335 sehr nahe (Abb. 11).75 Auch dieses zeigt ein goldenes Pressblech mit aufgelegten Filigrandrähten im Tierstil II, doch weicht ihre Form insofern ab, als ihr hinteres Ende als Raubvogelkopf ausgearbeitet ist. Die Herkunft dieser Schnalle aus dem langobardischen Italien hat Fingerlin anhand einer ähnlichen Schnalle (allerdings ohne Pressblech sondern mit gegossenem Ornament) aus Nocera Umbra (Prov. Perugia, I) Grab 6 aus dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts überzeugend aufgezeigt.76 Die Technik des false chip carving mit Filigranauflage findet sich in einem weiteren Grab aus dem langobardenzeitlichen Italien, nämlich am Beschlag eines vorderen Sattelbogens aus Castel Trosino 72 73 74 Fundliste 5,2 Nr. 10. Willemsen 2014, 153. Eine mögliche Datierung noch ins ausgehende 6. Jahrhundert sieht M. F. P. Dijkstra, Rondom de Mondingen van Rijn & Maas (Amsterdam 2011) 232. Vgl. zum chronologischen Wechsel von Stil I zu Stil II im angelsächsischen England S. Lucy, The Anglo-Saxon Way of Death. Burial Rites in early England (Strout 2000) 20 f. (mit Lit.). 75 Fingerlin 2013, 28–33 bes. Abb. 2 u. 3. 76 C. Rupp, Das langobardische Gräberfeld von Nocera Umbra I. Katalog und Tafeln. Ricerche Arch. Altomedievale e Medievale 31 (Borgo S. Loronzo 2005) Taf. 15,16. – Zur Datierung vgl. dies., La necropoli longobarda di Nocera Umbra (loc. Il Portone): l’analisi archeologica. In: Umbria Longobarda. La necropoli di Nocera Umbra nel centenario della scoperta. Ausstellungskat. Nocera Umbra, Museo Civico (Roma 1996) 23–130 bes. 35 Taf. 1 (Periode 1 = 572–590). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 497 Abb. 8: Typen filigranverzierter Gürtelschnallen. 1 Typ Concevreux: Elgg (Kt. Zürich, CH); 2 mit festem, triangulärem oder profiliertem/gezacktem Beschlag: ohne Fundort „Colección Torkom Demirjian“; 3 mit triangulärem Beschlag: Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D); 4 Typ Beckum – Templeux-la-Fosse: Marchélepot (Dép. Somme, F); 5 mediterrane Schnalle, vielteiliger Gürtel: Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I); 6 mediterrane Schnalle, Typ Trapezunt: Latakia (SYR). – M 1 : 1. - Nachweise vgl. Fundliste 5,2. 498 Dieter Quast (Prov. Ascoli Piceno, I) Grab 119. Auf dem gepressten Goldblech sind an fünf Stellen Flechtbänder aus Filigrandraht aufgelegt.77 Das Grab datiert allerdings bereits in das erste Drittel des 7. Jahrhunderts.78 Dies sind nicht die einzigen Nachweise für die beschriebene Technik aus dem Mittelmeergebiet (Abb. 9). Aus Hama und aus einem Schatzfund aus Latakia (Abb. 8,6), beide in Syrien, sowie von unbekanntem Fundort sind goldene byzantinische Gürtelschnallen vom Typ Trapezunt bekannt, deren Beschläge Flechtbänder aus Filigran besitzen.79 Sie datieren in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts.80 Auch von einigen goldenen Riemenzungen vielteiliger Gürtelgarnituren sind mit Filigran aufgelegte Flechtbänder bekannt, doch ist anhand der Abbildungen und Beschreibungen nicht immer zu entscheiden, ob die Drähte auf ein flaches Blech aufgelötet sind, oder ob es sich um false chip carving handelt. Bei den Exemplaren aus dem Cleveland Museum of Art, aus dem Bodemuseum Berlin und aus Caesarea Maritima (IL) ist dies nach den publizierten Fotos zu vermuten.81 Bei der prächtigen, goldenen Garnitur aus Sremska Mitrovica Sirmium (okr. Srem, Vojvodina, SRB) ist ein false chip carving wohl auszuschließen, dennoch erzeugen die aufgelegten Drähte auch so einen sehr plastischen Eindruck.82 Die genannten Riemenzungen vielteiliger Gürtel und Schnallen datieren aber bereits in die ersten beiden Drittel des 7. Jahrhunderts.83 Aus dieser Zeit sind auch noch einige Gürtelschnallen mit U-förmigem Beschlag vielteiliger Garnituren überliefert (Abb. 8,5), die aber seltene Ausnahmen darstellen.84 Sie sind in jedem Fall jünger als die Exemplare aus dem Merowingerreich. Im westlichen Reihengräberkreis stellen die in der false chip carving Technik verzierten Schnallen aus Langenenslingen (Abb. 7), Rijnsburg (Abb. 10,1) und Hüfingen (Abb. 11) Ausnahmen dar, und es gibt nur wenige weitere Beispiele. Aus Marchélepot (Dép. Somme, F) (Abb. 8,4)85 liegt eine Taschenschnalle (?) aus Goldblech vor, die zu einem weit verbreiteten Typ gehört, der im Folgenden nach zwei Fundorten als Typ ‚Beckum-Templeux-la-Fosse‘ bezeichnet werden soll. Er wurde vor 20 Jahren zusammenfassend von Françoise Vallet behandelt und datiert in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts.86 Das älteste Exemplar aus Hordain (Dép. Nord, F) Grab 260 ist als loser Beschlag noch mit einer Schilddornschnalle kombiniert, den jüngsten Befund stellt das um 600 datierte Grab von Beckum (Lkr. Warendorf, D) dar.87 In diesen zeitlichen Rahmen ist auch die Schnalle aus Marchélepot (Abb. 8,4)einzuordnen, für die leider der Grabkontext unbekannt ist. Sie stellt den einzigen 77 L. Paroli/M. Ricci, La necropoli altomedievale di Castel Trosino. Ricerche di Archeologia Altomedievale e Medievale 32/33 (Borgo San Lorenzo 2005) 84 f. Nr. 44a Taf. 107,44 a; 223. – H. Dannheimer, Ostmediterrane Prunksättel des frühen Mittelalters. Bayer. Vorgeschbl. 65, 2000, 193–205 bes. 197 f. Taf. 27. 78 V. Bierbrauer, Die Langobarden in Italien aus archäologischer Sicht. In: Die Langobarden, das Ende der Völkerwanderungszeit. Ausstellungskat. Rheinisches LandesMuseum Bonn (Darmstadt 2008) 109–151 bes. 136 Abb. 28. 79 Fundliste 5,2 Nr. 43–45. – Zur Typbeschreibung J. Werner, Byzantinische Gürtelschnallen des 6. und 7. Jahrhunderts aus der Sammlung Diergardt. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 1, 1955, 36–48 bes. 36 f. 80 M. Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Teil 2. Kat. vor- u. frühgesch. Altertümer 30/2 (Mainz 2009) 55–61 bes. 60. 81 B. Tobias, Riemenzungen mediterraner Gürtelgarnituren mit Monogrammen. Studien zur Chronologie und Funktion. Acta Praehist. et Arch. 43, 2011, 151–188 bes. Abb. 10,10; 24,1; 27. 82 I. Popović, Golden Avarian Belt from the Vicinity of Sirmium. Nat. Mus. Belgrad Monogr. 10 (= Arch. Inst. Belgrad Monogr. 32) (Belgrade 1997) 32 Abb. 22; 39 Abb. 25; Abb. 34 b; 36 b. – Vgl. auch das Exemplar aus einem Kriegergrab mit Lamellenhelm aus Kerč auf der Krim: W. Arendt, Beiträge zur Entstehung des Spangenharnischs. Ein alttürkischer Waffenfund aus Kertsch. Zeitschr. Hist. Waffen- u. Kostümkde. 13 (= N. F. 4) 1932, 49–55 bes. 51 mit Abb. 4. – J. Werner, Nomadische Gürtel bei Persern, Byzantinern und Langobarden. In: La Civiltà dei Longobardi in Europa. Accademia Nazionale dei Lincei, Quaderno 189 (Roma 1974) 109–139 bes. 111 mit Taf. 9,9. 83 Tobias (Anm. 81) 151–188. – Popović (Anm. 82) 86 f. 84 Fundliste 5,4 Nr. 46 u. 47. 85 C. Boulanger, Le cimetière franco-mérovingien et carolingien de Marchélepot (Somme) (Paris 1909) 96 Taf. 6,10. – Kat. Soissons 1986, 134 Nr. 59 mit Abb. 86. 86 Vallet 1993. 87 V. Brieske, Tradition und Akkulturation. Neue Untersuchungen zum „Fürsten“ von Beckum. In: B. Ludowici/H. Pöppelmann (Hrsg.), Das Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander von Kulturen. Zur Archäologie und Geschichte wechselseitiger Beziehungen im 1. Jahrtausend n. Chr. Neue Stud. Sachsenforsch. 2 (Stuttgart 2011) 124–133 bes. 127. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 20 31 499 34 27 33 28 21 25 23 24 32 30 ( ) 35 36 39 26 22 29 13 4 11 1 3 2 10 12 14 38 9 7 6 17 37 8 5 16 Abb. 9: Verbreitung der filigranverzierten Arbeiten in false-chip-carving-Technik aus dem 6. und frühen 7. Jahrhundert. – Nachweise Fundliste 5,3. Vertreter dieses Typs dar, der im false chip carving mit Vierpassknoten verziert ist; bei allen anderen Exemplaren ist das Filigran auf ein flaches Goldblech aufgelötet. Ein weiteres Beispiel für die hier interessierende Technik stammt aus dem Frauengrab unter dem Kölner Dom (Abb. 12,2.3).88 Durch eine Halbsiliqua des Athalarich (526–534) ist die Bestattung ins zweite Viertel des 6. Jahrhunderts datiert.89 Auf den Kopf- und Fußplatten der beiden Bügelfibeln sind die zentralen Felder – jeweils gerahmt durch Cloisonné – mit Filigranflechtbänder ausgelegt. Die Bügelfibeln selbst bestehen aus Silber, sind aber auf der Schauseite komplett mit Goldblech bedeckt, das als Träger für sämtliche Verzierung dient. Otto Doppelfeld beschreibt die technische Ausführung wie folgt: „Die Flechtbandmuster aus doppeltem Filigran an der Kopf- und Fußplatte wurden zunächst auf einer gesonderten Goldplatte aufgelötet. Dann wurden die Zwischenräume 88 O. Doppelfeld, Das fränkische Frauengrab unter dem Chor des Kölner Domes. Germania 42, 1962, 156–188. 89 K. Böhner, Zur Zeitstellung der beiden fränkischen Gräber im Kölner Dom. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 9, 1967/68, 124–135. 500 Dieter Quast Abb. 10: Filigranverzierte Schnallen mit rechteckigem Beschlag. 1 Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland, NL); 2 Gilton (Kent, UK). – M 1 : 1. – 1 nach Willemsen 2014, 153 Abb. 209, 2 nach Speake 1980, 59 Taf. 9 g. Abb. 11: Schnalle mit filigranverzierter Goldblecheinlage in false chip carving aus Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335. – M 1 : 1. – Nach Fingerlin 2013, 30 Abb. 2. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 501 Abb. 12: 1 Bügelfibel aus Skodborg (Syddanmark, Jütland, DK); 2 Bügelfibel aus dem Frauengrab unter dem Kölner Dom; 3 Detail der Kopfplatte mit Filigranverzierung in false-chip-carving-Technik. – 1.2 M 1 : 1, 3 M 2 : 1. – 1 nach Haseloff 1981, Taf. 32,1, 2.3 nach Doppelfeld (Anm. 88) Taf. 15,10; 17,10 b. des Untergrundes mit dem Stichel weggearbeitet ...“.90 Somit stehen die Flechtbänder etwas erhöht, genau wie beim false chip carving, wenngleich sie anscheinend abweichend gearbeitet wurden. Whitfield hat diese technische Besonderheit mit Durchbrüchen, die mit einer Platte hinterlegt sind, als „hollow platform technique“ beschrieben.91 Die Kölner Fibeln sind von großer Bedeutung, da sie klar in das soziale Umfeld weisen, in dem vergleichbare Filigranarbeiten heimisch waren. Bei den führenden Familien waren die hervorragenden Goldschmiede ansässig, die der Verzierung durch den unechten Kernschnitt eine zusätzliche Plastizität verliehen. Filigranarbeiten in false-chip-carving-Technik sind auch aus dem angelsächsischen England bekannt. Dort treten sie etwas später auf als auf dem Kontinent. Speake hat neun Gürtelschnallen mit tri- 90 Doppelfeld (Anm. 88) 96 mit Taf. 15,10; 17,10 b. 91 Whitfield (Anm. 71) 37. 502 Dieter Quast angulärem Beschlag zusammengestellt, die mit filigranverzierten Pressblechen belegt sind.92 Die Exemplare datieren in das ausgehende 6. und vor allem in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, ein repariertes Exemplar aus Alton (Hampshire, UK) Grab 16 datiert in die Phase 4 der dortigen Belegung, die der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts entspricht.93 Die meisten dieser Schnallen weisen einen cloisonnierten Dornschild auf, wie die oben schon erwähnte Gürtelschließe aus Rijnsburg. Da es aus Südostengland zudem Schnallen mit rechteckigem Beschlag mit abgesetzter hinterer Nietleiste gibt (Abb. 10,2), zudem auch Rechteckbeschläge mit beidseitig abgesetzter Nietleiste und Filigranverzierung (formal dem Typ Weihmörting ähnlich), hat Speake das Rijnsburger Exemplar als „kentisch“ bezeichnet.94 Ruth Mazo Karras stellte sie dagegen nach detaillierten Untersuchungen zu den friesischen Filigranarbeiten als Produkte lokaler Werkstätten heraus, die allerdings unter kentischem Einfluss arbeiteten und oftmals skandinavische Form und angelsächsische Verzierung zu etwas Einmaligem kombinierten.95 Doch bleiben wir noch bei dem false chip carving. Vorbilder dafür sind in Skandinavien zu finden. Von dort sind Schwertscheidenmundbleche aus massivem Gold bekannt, deren Schauseiten ein Tierstil-IOrnament in (echter) Kerbschnitttechnik zeigen (Abb. 13), dessen erhöhte Grate aber mit Filigran dekoriert sind.96 Günther Haseloff hat diese Mundbleche in den Zeitraum zwischen 450 und 550 eingeordnet, doch konnte Siv Kristoffersen die Datierung der norwegischen Exemplare in ihre Phase D2b (ca. 520–575) präzisieren.97 Die Verzierung im frühen Stil II auf dem Mundblech aus Hou im Norden der dänischen Insel Langeland (Abb. 13,2) wirkt zudem wie ein Vorbild des Filigrans auf der goldenen Schnalle aus Taplow (Buckinghamshire, UK), wie bereits Speake erkannt hat.98 Neben den Mundblechen gibt es auch skandinavische Arbeiten im false chip carving, nämlich die Schwertknäufe von unbekanntem Fundort aus dem Kirchspiel Skurup (Skåne, S) (Abb. 14,2), Ødeberg (Østfold, N) und Hodneland (Hordaland, N) (Abb. 14,1).99 Haseloff ordnet sie in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts ein, Kristoffersen datiert das Grab aus Hodneland in ihre Phase D2b (520–575); dazu passt die Zuweisung durch Jan Bemmann und Güde Hahne in ihre NerhusGruppe (510/525–565/570).100 Auch die Bügelfibel aus Skodborg (Vejen Kommune, Syddanmark, Jütland, DK), weist auf Kopf- und Fußplatte Tierstil in der genannten technischen Ausführung auf. Sie stammt aus einem Schatzfund, der mindestens zehn bis zwölf Solidi enthielt, deren jüngste 92 Speake 1980, 52–57 Taf. 6 a–f; 7 a–c.f. – Vgl. bereits Åberg 1926, Abb. 216–221. 93 Speake 1980, 52–57. – V. I. Evison, An Anglo-Saxon Cemetery at Alton, Hampshire. Hampshire Field Club Monogr. 4 (Gloucester 1988) 43 f. mit Tab. 18 f. – S. Marzinzik, Early Anglo-Saxon Belt Buckles (late 5th to early 8th centuries A.D.). BAR Brit. Ser. 357 (Oxford 2003) 50. - Bayliss et al. (Anm. 24) 140 f. (Codes BU3-c und BU3-e), 482 f. u. 485. 94 Die kentischen Exemplare sind allerdings nicht filigranverziert, sondern cloisonniert. – Speake 1980, 59 („be perfectly at home in a Kentish context“). – Åberg 1926, 123 Abb. 224 u. 225; 129 Abb. 230 u. 231. – R. BruceMitford, The Sutton Hoo Ship Burial. 2: Arms, Armour and Regalia (London 1978) 456–473 mit Abb. 324–337. – Dijkstra (Anm. 74) 232 mit Abb. 6,7. – Willemsen 2014, 155. 95 R. Mazo Karras, Seventh-Century Jewellery from Frisia: A Re-Examination. In: Anglo-Saxon Studies in Archaeology and History 4 (Oxford 1985) 159–177. – J. A.W. Nicolay, The Splendour of Power (Groningen 2014) konnte leider nicht mehr berücksichtigt warden. 96 Lindqvist 1926, 61–70 Abb. 64 u. 68–80. – Haseloff 1981, 246–262 Taf. 36–38. – H. Thrane, Goldene Schwertteile der Völkerwanderungszeit aus Gudme auf Fünen, Dänemark. In: H. Keller/N. Staubach (Hrsg.), Iconologia Sacra [Festschrift für Karl Hauck] (Berlin, New York 1994) 106–117 bes. 112 f. – Whitfield (Anm. 71) 37 rechnet die goldenen Mundbleche abweichend seiner „hollow platform technique“ zu. 97 Haseloff 1981, 261 f. – S. Kristoffersen, Sverd og spenne. Dyreornamentik og sosial kontekst. Studia Humanitatis Bergensia 13 (Kristiansand 2000) 88 Tab. 7; 283 Nr. F 23; 291 f. Nr. F 28; 332 f. Nr. F 63. – Vgl. zur norwegischen Chronologie jetzt J. Eberlein, Die Gürtelringe der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit in Südwestnorwegen. Univforsch. Prähist. Arch. 251 (Bonn 2014) 29–37. 98 Lindqvist 1926 70 Abb. 80. – Speake 1980, 53. – Haseloff 1981, 256–259; 261 f. 99 Lindqvist 1926, 62 Abb. 65 u. 67. – Haseloff 1981, 241–245 Taf. 34 u. 35. – J. Bemmann/G. Hahne, Waffenführende Grabinventare der jüngeren römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Skandinavien. Studien zur zeitlichen Ordnung anhand der norwegischen Funde. Ber. RGK 75, 1994, 283–640 bes. 383, 500 Nr. 6, 535 Nr. 266. 100 Haseloff 1981, 242–245. – Kristoffersen (Anm. 97) 351 f. Nr. F 79. – Bemmann/Hahne (Anm. 99) 334. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 503 Abb. 13: Goldene Scheidenmundbleche. 1 Bergsaker (Vest Agder, N); 2 Hou (Langeland, DK). – M 1 : 1. – Nach Haseloff 1981, Taf. 36,3 u. 37,1. Abb. 14: Schwertknäufe mit Filigranverzierung in false-chip-carving-Technik. – 1 Hodneland (Hordaland, N); 2 Fundort unbekannt, Kirchspiel Skurup (Skåne, S). – M 1 : 1. – Nach Haseloff 1981, Taf. 34,1 u. 35,2. Prägung eine Münze des oströmischen Kaisers Anastasius I (491–518) einen Terminus post quem gibt.101 Somit sind drei Regionen auszumachen, in denen in false-chip-carving-Technik verziert wurde, nämlich im Skandinavien/England, in Gallien bzw. dem westlichen Reihengräberkreis und im Mittelmeergebiet. Die ältesten Nachweise sind aus dem skandinavischen Raum, aber auch aus Köln bekannt. (Etwas) jünger sind die angelsächsischen und mediterranen Belege. Wie das Auftreten dieser Technik in den unterschiedlichen, zum Teil weit voneinander entfernten Gebieten zu erklären ist, muss offen bleiben. Sicherlich wird man Bezüge zwischen Skandinavien und England mühelos aufzeigen können,102 doch will man Aussagen aus der räumlichen und chronologischen Verteilung ableiten, so gilt es die Überlieferung zu beachten. Arbeiten mit false chip carving sind an das Material Gold gebunden, kommen auf dem Kontinent dementsprechend nur in ‚Oberschichtgräbern‘ vor. In Skandinavien sind die Vorkommen hingegen durch einen Horizont mit zahlreichen Goldhortfunden bedingt. Im (östlichen) Mittelmeerraum fehlen entsprechende Befunde! Gerade Italien ist im mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts ausgesprochen fundarm. Daher ist kaum zu bestimmen, ob 101 Haseloff 1981, 236–241 (mit älterer Lit. in Anm. 30) Taf. 32. Haseloff führt noch weitere Bügelfibeln mit Filigranverzierung auf, bei denen aber nur einzelne Tierfiguren plastisch hervorgehoben sind. 102 Vgl. oben S. 502 mit Anm. 95 (Mazo Karras). 504 Dieter Quast auch dort Filigranarbeiten auf profilierten Blechen hergestellt wurden. Auffälligerweise zeigen die angelsächsischen und skandinavischen false-chip-carving-Arbeiten aber niemals mediterrane Flechtbänder, sondern stets die Weiterentwicklung zum Tierstil; es dürfte sich also kaum um mediterrane Importe handeln.103 Ein Blick auf die frühen Filigranarbeiten aus dem merowingischen Gebiet – und zwar auf all jene mit flacher Grundplatte – kann weitere Informationen liefern. Frühe Filigranarbeiten auf flachen Blechen Holger Arbman hat bereits vor über 60 Jahren die skandinavischen Filigranarbeiten von kontinentalen, fränkischen hergeleitet.104 Auch wenn man seinen Datierungen nicht immer zustimmen können wird,105 sind doch mehrere filigranverzierte Arbeiten aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts überliefert. Besonders aus sehr reichen Frauengräbern kennt man einige hervorragende Arbeiten, bei denen man durchaus an mediterrane Importe denken könnte. Neben den Almandinscheibenfibeln aus dem Frauengrab unter dem Kölner Dom sind hier die Funde aus Picquiny (Dép. Somme, F) und beispielsweise die Fassung einer Bergkristallkugel aus Alzey (Lkr. Alzey-Worms, D) zu nennen.106 Auch in reichen Männergräbern setzen frühe Goldfiligranarbeiten bereits im ersten Drittel des 6. Jahrhunderts ein, etwa auf dem Pferdegeschirr aus Krefeld-Gellep (D) Grab 1782 oder auf den fünfeckigen Saxscheidenbeschlägen aus Planig (Stadt u. Lkr. Bad Kreuznach, D) und Chaouilley (Dép. Meurthe-et-Moselle, F), um nur einige Beispiele zu nennen.107 Enge Beziehungen zwischen kontinentalen und skandinavischen Filigranarbeiten belegen in jedem Fall sowohl die identisch verzierten Schwertbeschläge aus Saint-Dizier (Dép. Haute-Marne, F) Grab 11 und Lejde (Skultuna, Västmansland, S) als auch die gleichartigen Filigranornamente auf einem Mundblech aus Tureholm (Södermanland, S) und auf der Schnalle aus Picquiny (Dép. Somme, F) (Abb. 19,2).108 Allerdings sollten bei der Frage der Beziehungen zwischen kontinentalen und skandinavischen Filigranarbeiten die hervorragenden skandinavischen Zeugnisse wie die Goldhalskragen in Zukunft stärker berücksichtigt werden.109 Für die Frage des Entstehungsgebietes des false chip carvings lässt sich aus all dem nur eine große vernetzte Region (westlicher Reihengräberkreis, Skandinavien) ausmachen, in der Filigranverzierung auf Kerbschnittverzierung traf, bei letzterer vornehmlich auf Tierstil. Damit erscheint eine Entstehung im Mittelmeergebiet unwahrscheinlich, und bezeichnenderweise sind die mediterranen Nachweise für diese technische Ausführung auch jünger. 103 Zu den angelsächsisch-byzantinischen Beziehungen vgl. A. Harris, Byzantium, Britain & the West. The Archaeology of Cultural Identity AD 400–600 (Strout 2003). 104 H. Arbman, Verroterie cloisonnée et filigrane. Meddelanden Lund 1950, 136–172 bes. 147–172. 105 Arbman (Anm. 104) 150 (zu Chaouilley „pas postérieurs à l’an 500“). 106 Köln: O. Doppelfeld, Die Rosettenfibeln aus dem Kölner Dom. In: Museion. Studien zur Kunst und Geschichte für Otto H. Förster (Köln 1960) 168–173. – Alzey: H. Rupp, Die Herkunft der Zelleneinlage und die AlmandinScheibenfibeln im Rheinland. Rhein. Forsch. Vorgesch. 2 (Bonn 1937) Taf. 30,8. – H. Ament, Fränkische Adelsgräber von Flonheim in Rheinhessen. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 5 (Berlin 1970) 118 Anm. 22. – Picquiny: Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80. 107 Krefeld-Gellep Grab 1782: R. Pirling, Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep 1960–1963. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 8 (Berlin 1974) 129–132 mit Farbtaf. B 1. – Zu den Saxscheidenbeschlägen vgl. Fundliste mit Nachweisen bei D. Quast, Völkerwanderungszeitliche Frauengräber aus Hippo Regius (Annaba/Bône) in Algerien. Jahrb. RGZM 52, 2005, 237–315 bes. 309 Fundliste 5 d. – A. Burzler/M. Höneisen/ J. Leicht/B. Ruckstuhl, Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Arch. 5 (Schaffhausen 2002) 127 mit Taf. 31,3 (Grab 391). 108 C. Varéon (Hrsg.), Nos ancêtres les barbares. Voyage autour de trois tombes de chefs francs. Ausstellungskat. SaintDizier (Paris, Saint-Dizier 2008) 80 Abb. 12. – Arbman (Anm. 104) 148 mit Abb. 14. – Lindqvist 1926, 74 Abb. 89. – Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80. 109 A. Pesch, Die Kraft der Tiere. Völkerwanderungszeitliche Goldhalskragen und die Regeln, Bedeutungen und Prinzipien germanischer Kunst. Kat. vor- u. frühgesch. Altertümer 47 (Mainz, im Druck). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 28 19 5 22 26 29 23 25 38 21 40 35 505 10 9 15 ( ) 36 34 37 1 2 41 8 31 11 4 27 14 13 16 33 12 6 39 18 7 24 3 42 30 32 20 47 46 44 43 (45 ) Abb. 15: Verbreitung der filigranverzierten Gürtelschnallen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts. Farben kennzeichnen unterschiedliche Typen. – Nachweise Fundliste 5,2. – Grafik Monika Weber, RGZM. Filigran und Imitationsstufen Zurück zur Schnalle aus Langenenslingen. Sie bildet insofern eine Ausnahme, als die Filigrandrähte das mediterrane Flechtband noch sehr gut erkennen lassen, während charakteristische Teile von Tierkörpern nicht klar auszumachen sind. Zudem zeigt die Form der Schnalle einzig kontinentale Vergleiche. In weiten Teilen des ehemaligen weströmischen Reiches, in Spanien, Gallien und Italien, bildete sich kurz nach der Mitte des 6. Jahrhunderts ein Horizont filigranverzierter Gürtelschnallen heraus110 (Abb. 15). Hier wurden aber einfach geometrische Ornamente auf ein flaches glattes Blech gelötet. False chip carving und Tierstil sind hier nicht vertreten. Nur ungefähr bis zur Jahrhundertwende wurden auf dem Kontinent filigranverzierte Gürtelbeschläge genutzt, wobei sich die Verzierungstechnik an unterschiedlichen Typen findet. Der Typ Concevreux mit rechteckigem 110 Ausgeklammert bleiben hier die Schnallen mit triangulärem Beschlag mit runden bzw. ovalen Zellen mit Einlagen aus einer bleihaltigen Masse, in die Silberdrähte eingelegt waren: vgl. Koch 2000, 284, 576 Liste 12.34. – M. Martin, Das frühmittelalterliche Grabgebäude unter der Kirche St. Pankratius in Hitzkirch. Arch. Schweiz 11, 1988, 89–101 bes. 96 mit Abb. 10 u. 11. – F. Vallet, Plaques-boucles de Tabariane (Ariège) au Musée des Antiquités Nationales. Ant. Nat. 10, 1978, 65–73, bes. 69 f. 506 Dieter Quast Beschlag (Abb. 8,1) wurde bereits erwähnt. Zusätzlich gibt es Schnallen mit festen unterschiedlich profilierten Beschlägen und Schilddorn, beispielsweise aus Gondrecourt (Dép. Meuse, F) (Abb. 17,1) und Maastricht (NL) St. Servatius.111 Auch die Schnalle aus Basel Bernerring Grab 33 wird man zu dieser Gruppe zählen müssen.112 Ebenso sind silberne Schnallen mit triangulärem Beschlag und goldenem Filigran bekannt, zwei davon aus Bayern (Altenerding und München-Aubing) (Abb. 8,3), die aufgrund der Ornamente vermutlich aus Italien stammen dürften.113 Interessanterweise stammt aus Grab 1 der Nekropole San Stefano in Pertica in Cividale del Friuli (Prov. Udine, I) eine massiv goldene Gürtelgarnitur mit Filigrandrähten, die allerdings nicht zu Ornamenten geformt, sondern einfach als gerade Linien aufgelegt sind.114 Die filigranverzierten Gürtel- oder Taschenbeschläge vom Typ ‚Beckum-Templeux-la-Fosse‘ wurden anscheinend von der Mitte bis zum Ende des 6. Jahrhunderts benutzt (Abb. 8,4).115 Die Vorliebe für Filigranverzierung ist keinesfalls auf Gürtelschnallen beschränkt. Auch Schwertknäufe wurden in der zweiten Hälfte des 6. und im frühen 7. Jahrhundert in dieser Technik verziert, wie die Beispiele aus Nocera Umbra (Prov. Perugia, I) Grab 1 und 32, Gyírmót (Kom. Győr-Sopron, H), aus dem angelsächsischen Aldbrough (East Yorkshire, UK) und jetzt auch aus dem Staffordshire Hoard zeigen.116 Bei den beiden angelsächsischen Knäufen sind die Filigrandrähte beidseitig mit dünneren Drähten gerahmt, so dass sie plastischer wirken und durchaus an false chip carving erinnern. Wiederum gibt es etwas ältere Vorformen aus Skandinavien, nämlich aus Hodneland (Hordaland, N) (Abb. 14,1), Ødeberg (Østfold, N), und von unbekanntem Fundort aus dem Kirchspiel Skurup in Schonen (S) (Abb. 14,2).117 Das Exemplar aus Gyírmót ist aufgrund seiner Ornamentik eng verwandt mit schwedischen Knäufen.118 Diese weite Vernetzung frühmittelalterlicher Eliten zeigt auch die Verbreitung einer kleinen Gruppe goldener Spathagriffbeschläge mit Filigranverzierung. Sie treten ausschließlich an Prunkschwertern auf, nämlich in Nocera Umbra (Grab 1 und 32), in Castel Trosino (Grab von 1872), aus Reggio Emilia (I), Sutton Hoo (Suffolk, East Anglia), „Cumberland“ (UK).119 Der hohe Wert der filigranverzierten Schnallen wird auch dadurch unterstrichen, dass es Nachahmungen gibt, die soweit dies archäologisch zu beschreiben ist, zeitgleich sind.120 Bereits 1955 hat Joachim Werner einige gegossene Bronzeschnallen mit geperltem Flechtbanddekor aus dem Mittelmeerraum als Nachahmungen goldener (nicht überlieferter) Vorbilder interpretiert.121 Nörd111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 Fundliste 5,2 Nr. 14 u. 15. Fundliste 5,2 Nr. 12. Fundliste 5,2 Nr. 18 u. 24. – Windler 1989, 194 f. mit Abb. 27. Fundliste 5,2 Nr. 20. Vgl. S. 498. Menghin 1983, 66–69 (zur Chronologie) 309–312 Nr. 36. – Rupp 2005 (Anm 76) Taf. 1; 51,1. Zur Chronologie dies. 1996 (Anm. 76) Taf. 1. – D. Hinton, Gold and Gilt, Pots and Pins. Possessions and People in Medieval Britain (Oxford 2005) Taf. B 3. – Treasure Annual Report 1998–99, 34 Nr. 60 (A. C. Evans). – K. Leahy/R. Bland, The Staffordshire Hoard (London 2009) 33 Abb. unten. Menghin 1983, 66–69 (zur Chronologie) 310–312 Nr. 19, 38 u. 41. – Zur Chronologie der skandinavischen Exemplare vgl. auch oben S. 502. Vgl. z. B. die Rück- und Oberseite des Knaufes aus Endrebacke (Gotland). J. Werner, Die Schwerter von Imola, Herbrechtingen und Endrebacke. Acta Arch. (Kopenhagen) 21, 1950, 45–81 bes. Taf. 6,3. – Gute Abbildung des ungarischen Knaufes jetzt bei A. Molnár/A. Nagy/P. Tomka (Hrsg.), Sie kamen und sie gingen. Langobarden und Awaren in der Kleinen Tiefebene. A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3 (Győr 2008) 20. F. Vallet, Une tombe de riche cavalier lombard découverte à Castel Trosino. In: F. Vallet/M. Kazanski (Hrsg.), La noblesse romaine et les chefs barbares du IIIe au VIIe siècle. Mémoires AFAM 9 (Condé-sur-Noireau 1995) 335–349 bes. 337 f. Abb. 4,1.5.6 (die Funde galten lange Zeit als aus Chiusi stammend, vgl. O. von Hessen, Secondo contributo alla archeologia longobarda in Toscana [Firenze 1975] 13–20). Rupp 2005 (Anm. 76) Taf. 1; 51,1. – J. Werner, Langobardische Grabfunde aus Reggio Emilia. Germania 30, 1952, 190–193 bes. 192 f. mit Taf. 9,6.7. – Bruce-Mitford (Anm. 94) 298 f. mit Abb. 225. – R. A. Smith, British Museum, A Guide to the Anglo-Saxon and foreign Teutonic Antiquities (London 1923) 92 f.Taf. 7. In diesem Sinne bereits Martin (Anm. 110) 96. Werner (Anm. 79) 41. – M. Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Teil 1. Kat. Vor- u. Frühgesch. Altertümer 30/1 (Mainz 2002) 215–217. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 507 Abb. 16: Silberne Gürtelschnalle mit goldenem Pressblech aus Schwenningen (Lkr. VillingenSchwenningen, D). – M 1 : 1. – Nach Fingerlin (Anm. 123) Abb. 6. Abb. 17: 1 Silberne Gürtelschnalle mit festem profiliertem Beschlag und eingesetztem, filigranverziertem Goldblech, Gondrecourt (Dép. Meuse, F); 2 „Erste Imitationsstufe“ Bronze mit punzverziertem Bronzeblech, Bulles (Dép. Oise, F) Grab 439; 3 „Zweite Imitationsstufe“, Bronze mit punzverziertem Beschlag, Bulles (Dép. Oise, F) Grab 127. – 1 o. M., 2.3 M. 1 : 1. – 1 nach Maxe-Werly (Anm. 66) 164 Taf. 12,6, 2.3 nach Legoux (Anm. 130) Bd. 1, 129 Abb. 139. 508 Dieter Quast lich der Alpen gibt es zwei Stufen der Imitation, beide zumeist aus Bronze gefertigt. Gut als solche zu erkennen sind die Exemplare, bei denen ein Pressblech eingesetzt ist, das Filigranverzierung nachahmt. Im angelsächsischen England sind tierstilverzierte Bleche verwendet worden (und auch gegossene Beschläge mit Tierstil).122 Auch auf dem Kontinent waren derartige Arbeiten bekannt, wie beispielsweise eine silberne Schnalle mit goldenem Pressblech aus Schwenningen (Lkr. VillingenSchwenningen, D) (Abb. 16) und eine Bronzeschnalle aus Mainz–Finthen (D) Grab 25 zeigen.123 Häufiger sollten aber Kreisaugen auf den Blechen kleine Drahtauflagen vortäuschen. Bereits bei den Exemplaren mit losem Beschlag, die chronologisch vor den mehrteiligen Garnituren auftreten,124 sind Belege von Nordostfrankreich bis nach Slowenien anzuführen.125 Für diese Schnallenform sind allerdings keine filigranverzierten Exemplare bekannt. Ob es sie gegeben hat, kann derzeit nicht geklärt werden, doch liegen zweifellos zeitgleich filigranverzierte Schnallen anderer Typen vor. Deutlicher sind die Imitationen bei den Schnallen mit triangulärem Laschenbeschlag erkennbar. Die unmittelbaren Vorbilder aus Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D) (Abb. 8,3), München-Aubing (D) und Cividale (Prov. Udine, I) wurden bereits erwähnt. Wiederum sind Pressbleche mit Kreisaugenpunzen eingesetzt, die Filigranverzierung vortäuschen sollen. Bislang sind sie nur aus dem östlichen Merowingerreich und aus der Westschweiz bekannt.126 In einer zweiten Imitationsstufe wurden überhaupt keine Bleche mehr eingesetzt, sondern die kleinen Kreispunzen wurden direkt in die vertieften Mittelfelder der Beschläge eingeschlagen. Diese einfache Herstellung hat sicherlich zu der insgesamt weiten Verbreitung beigetragen. Derartig verzierte Beschläge finden sich von Nordfrankreich über das Mittelrhein- und Moselgebiet bis nach Mittelitalien.127 Zweifellos gehört auch die massive, punzverzierte Bronzeschnalle aus Goudelan122 Speake 1980, Taf. 6 g; 8 d–j. – A. MacGregor/E. Bolick, Ashmolean Museum Oxford. A Summary Catalogue of the Anglo-Saxon Collections (non ferrous Metals). BAR Brit. Ser. 230 (Oxford 1993) 196–198 Nr. 34.17–34.21. 123 W. Veeck, Ein alamannisches Frauengrab aus Schwenningen a. N. Germania 23, 1939, 40–42 bes. 42 mit Abb. 2. G. Fingerlin, Das alamannische Reihengräberfeld von Schwenningen „Auf der Lehr“. Ausstellungskat. Schwenninger Heimatmuseum (Villingen-Schwenningen 1987) 9 f. mit Abb. 6 (nochmals abgedruckt in: Almanach, Heimatjahrb. Schwarzwald-Baar-Kreises 11. Folge, 1987, 82–104). – Chr. Engels, Die merowingischen Grabfunde von Mainz-Finthen. Mainzer Arch. Schr. 8 (Mainz 2008) 81 Taf. 20,6. – Weitere Beispiele zusammengestellt bei J. Giesler, Frühmittelalterliche Funde aus Niederkassel, Rhein-Sieg-Kreis. Bonner Jahrb. 183, 1983, 475–590 bes. 518 Anm. 60. – W. Timpel, Das fränkische Gräberfeld von Alach, Kreis Erfurt. Alt-Thüringen 25, 1990, 61–155 bes. 81–83. 124 Vgl. Koch 2000, 85 f. Abb. 86 Code M54 = SD-Phase 6 (555–580). – M. Martin, Die absolute Datierung der Männergürtel im merowingischen Westen und im Awarenreich. Antaeus 29/39, 2008, 143–174 bes. 156. 125 A. Nice, La nécropole mérovingienne de Goudelancourt-lès-Pierrepont (Aisne). Rev. Arch. Picardie, Numéro Special 25 (Senlis 2008) 199 Abb. 273 u. 388,6.10 (Grab 178). – R. Joffroy, Le cimetière de Lavoye, nécropole mérovingienne (Paris 1974) 105 Taf. 1,2 (Grab 8). – R. Legoux, La nécropole mérovingienne de Cutry (Meurtheet-Moselle). Mémoires AFAM 14 (Saint-Germain-en-Laye 2005) 145; 329 Taf. 41 (Grab 910). – A. Wagner/ J. Ypey, Das Gräberfeld auf dem Donderberg bei Rhenen. Katalog (Leiden 2011) 42 Abb. 64; S. 168–170 (Grab 182). – B. Päffgen, Die Ausgrabungen in St. Severin zu Köln. Kölner Forsch. 5 (Mainz 1992) Taf. 106,7 (Grab IX 92). – H. Stoll, Die Alamannengräber von Hailfingen in Württemberg. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 4 (Berlin 1939) Taf. 23,23.24 (Grab 371 und 436). – V. Stare, Kranj, nekropola iz časa preseljevanja ljudstev. Katalogi in Monografije 18 (Ljubljana 1980) Taf. 95,6. – Zd. Vinski, Kasnoantički starosjedioci u Salonitanskoj regiji prema arheološkoj ostavštini predslavenskog supstrata. Vjesnik Arh. Hist. Dalmatinsku Split 69, 1967 (1974) 5–86 bes. Taf. 47. 126 P. Leman/Ph. Beaussart, Une riche tombe mérovingienne à Famars (France, Nord). In: M. Fleury/P. Périn (Hrsg.), Problèmes de chronologie relative et absolue concernant les cimetières mérovingiens d’entre Loire et Rhin (Paris 1978) 145–156 bes. 151 f. Nr. 28 mit Abb. 8. – U. Koch, Die merowingerzeitlichen Friedhöfe. In: H. Probst (Hrsg.), Mannheim vor der Stadtgründung. Bd. I/2 (Regensburg 2007) 34–117 bes. 86 Abb. 88. – R. Marti, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Saint-Sulpice VD. Cahiers Arch. Romande 52 (Lausanne 1990) 86 Taf. 11,13; 17,4 (Grab 193). – P. Glazema/J. Ypey, Merovingische ambachtskunst (Barn 1956) Abb. 72 (Maastricht, St. Servatius Grab 128). 127 H. Neumayer, Die merowingerzeitlichen Funde aus Frankreich. Mus. Vor- u. Frühgesch. Staatl. Mus. Berlin, Bestandskat. 8 (Berlin 2002) Taf. 9, 5 (Chivres-en-Laonois, Dép. Aisne, F, Grab 58). – M. Schulze-Dörrlamm, Die spätrömischen und frühmittelalterlichen Gräberfelder von Gondorf, Gem. Kobern-Gondorf, Kr. Mayen-Koblenz). German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 14 (Stuttgart 1990) 264 f. (mit weiteren Beispielen aus dem Mittelrheingebiet) Taf. 52,50. – Rupp 2005 (Anm. 76) Taf. 152,10.11 (Grab 145). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 509 court-lès-Pierrepont (Dép. Aisne, F) Grab 190 in diesen Kontext, auch wenn die Punzen nicht in ein vertieftes Mittelfeld geschlagen wurden.128 Die beiden beschriebenen Imitationsstufen lassen sich auch für die anderen filigranverzierten Schnallentypen aufzeigen. Allerdings fehlt in einigen Fällen die Stufe 1 mit Pressblech. Ob dies erhaltungsbedingt, der geringen Gesamtzahl geschuldet ist oder das tatsächliche Vorkommen beschreibt, lässt sich derzeit nicht feststellen. Der 1989 von Renata Windler definierte Typ Maastricht dürfte die zweite Imitationsstufe der Schnallen vom Typ Concevreux darstellen – die erste Stufe ist bislang nur aus dem angelsächsischen England bekannt.129 Sehr klar hingegen zeigen sich beide Stufen für die Schnallen mit festem profiliertem Beschlag. Zu dem Exemplar aus Gondrecourt (Dép. Meuse, F) (Abb. 17,1) liegen aus dem Gräberfeld von Bulles (Dép. Oise, F) deutliche Imitationen mit Pressblech (Grab 127) und gepunzt (Grab 439) (Abb. 17,2.3) vor.130 Auch für die Schnallen vom Typ ‚BeckumTempleux-La-Fosse‘ existieren Imitationen mit vertieftem Mittelfeld. Nietlöcher ließen schon Anne Roes 1960 vermuten, dass diese zur Fixierung von Zierblechen dienten.131 Verwandt sind zweifellos einige Silberschnallen mit eingelegten, gepunzten Bronzeblechen aus der „Nähe von Amiens“, Thennes (beide Dép. Somme, F) und Waben (Dép. Pas-de-Calais, F).132 Die zweite Imitationsstufe mit vertieftem, punzverziertem Mittelfeld ist aus Liévin (Dép. Pas-de-Calais, F) überliefert.133 Ein Horizont? Es wurde bereits mehrfach der Terminus ‚Horizont‘ für das Auftreten der filigranverzierten Gürtelschnallen verwendet. Nun ist es an der Zeit, den Begriff kurz zu definieren, bisherige Ergebnisse zusammenzufassen und zu fragen, ob der Begriff passend gewählt wurde. Als Horizont wird hier ein kurzfristiges, aber weit verbreitetes Phänomen verstanden. Trotz der relativen Kurzfristigkeit muss der Horizont nicht nur eine chronologische Stufe darstellen, sondern er kann auch zwei oder sogar drei umfassen. Es handelt sich somit nicht um die vereinzelt in den späten 60er- und 70er-Jahren propagierten ‚Altertümer-Horizonte‘, die die chronologischen Stufen ersetzen sollten.134 Der Vorteil des hier benutzten Begriffes liegt darin, aufgrund der weiten Verbreitung bestimmter Phänomene (kultur)geschichtliche Aussagen treffen zu können. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts treten (nach den schlichten Schilddornschnallen) aufwändig gearbeitete Gürtelschnallen als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen ‚Schicht‘ im gesamten Merowingerreich auf. Einfacher gearbeitete Imitationen dieser Schnallen unterstreichen den hohen, anscheinend für alle erkennbaren Wert und die Bedeutung der filigranverzierten Schnallen. Hier sei nur kurz erwähnt, dass auch die große Gürtelgarnitur der Königin Arnegunde († 573–579) mit filigranverzierten Goldblechen verziert war.135 Der hohe Grad der Vernetzung der Eliten in den Merowingerreichen führte anscheinend zur Herausbildung einheitlicher ‚Statussymbole‘. Andererseits werden gerade die politischen Strukturen innerhalb der Reichsteile entsprechende Grundlagen für einen hohen Vernetzungsgrad gelegt haben. 128 Nice (Anm. 125) 196 f.; 198 Abb. 272; 276; 392,5. 129 Windler 1989, 191 mit Anm. 36. – Speake 1980, Taf. 9 a.c. (St. Peter’s Broadstairs, Kent, Gräber 59 und 98). 130 R. Legoux, La nécropole mérovingienne de Bulles (Oise). Mémoires AFAM 24 (Saint-Germain-en-Laye 2011) Bd. 1, 127 mit Abb. 139. – Vgl. dazu auch ein Exemplar aus Minerve (Dép. Hérault) « Le Pech » Grab 2: J. Hernandez/ C. Raynaud, La Septimanie du Ve au VIIIe siècle: archéologie du changement culturel. In: La méditerranée et le monde mérovingien. Bull. Arch. Provence Suppl. 3 (Aix-en-Provence 2005) 177–188 bes. 184 Abb. 6 c. 131 A. Roes, Plaques-boucles mérovingiennes coulées d’une seule pièce. Rev. Arch. Est et Centre-Est 11, 1960, 214–218 bes. 216 f. – C. Lorren, Fibules et plaques-boucles à l’époque mérovingienne en Normandie. Mémoires AFAM 8 (Paris 2001) 340 f. Taf. 48,6–10. 132 A. MacGregor, Ashmolean Museum Oxford. A Summary Catalogue of the Continental Archaeological Collections. BAR Internat. Ser. 674 (Oxford 1997) 155 f. Nr. 77,4.6.7 und 182 Nr. 78,3. 133 Neumayer (Anm. 127) 171 Nr. 4826, Taf. 32,14. 134 H. Ament, Archäologie der Merowingerzeit, Literaturbericht 1977. Ber. RGK 58, 1977, 643–701 bes. 671–673. 135 Fundliste 5,2 Nr. 41. 510 Dieter Quast Interessanterweise werden die angelsächsischen Reiche allem Anschein nach erst etwas später Teil dieses Kommunikationraumes und zwar im ausgehenden 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, in der Zeit, in der auch die ersten „princely graves“ (z. B. Prittlewell, Sutton Hoo) dort angelegt werden.136 Allerdings verläuft die Entwicklung in England nicht immer synchron mit derjenigen auf dem Kontinent, denn im angelsächsischen Raum werden gerade im 7. Jahrhundert auf hohem Niveau die Ziertechniken Cloisonné und Filigranverzierung verwendet und kombiniert, die im Merowingerreich längst aus der Mode gekommen waren.137 Doch zurück auf den Kontinent: Die beschriebene Vorliebe für filigranverzierter Arbeiten war in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts nicht auf die Ausstattungsgegenstände von Männern begrenzt. Sie findet sich auch bei typischen Bestandteilen weiblicher Kleidung. Beispielhaft sei auf unterschiedliche Typen der Kleinfibeln, Vogelfibeln, Greifenfibeln, aber auch kleine Scheibenfibeln, mit flächendeckendem Filigrandekor hingewiesen.138 Und auch für einige dieser Typen sind bronzene Imitationen mit Filigran imitierenden Kreisaugenpunzen bekannt.139 Als weitere Schmuckformen seien die kleinen filigranverzierten Goldanhänger, oft rund mit kleinem Mittelbuckel, angeführt, die gerne mit durchbohrten Amethysten kombiniert wurden.140 Bei den Saxscheidenbeschlägen und Kleinfibeln wird deutlich, dass Filigran Cloisonné als Zierstil ablöst, wobei es selbstverständlich zu zeitlichen Überschneidungen kommt. Aus Vichy (Dép. Allier, F) stammt eine filigranverzierte Gürtelschnalle, die formal älteren, cloisonnierten Typen entspricht (Abb. 18).141 Bei den oben genannten fünfeckigen Saxscheidenbeschlägen gehen den filigranverzierten ebenfalls cloisonnierte voraus. Erst die Betonung oder die weitgehende ‚Reduzierung‘ auf Filigranverzierung kennzeichnet die Arbeiten der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Es lässt sich ein auffälliges Phänomen feststellen, dass sowohl beim Cloisonné als auch beim Filigran – abgesehen von einigen mediterranen Importen – der neue Zierstil zunächst bei der Ausstattung reicher Krieger zur Anwendung kam und erst etwas zeitversetzt auch in der weiblichen Sphäre Aufnahme fand, dort dann aber eine echte ‚Breitenwirkung‘ entwickelte. Dementsprechend ist der jeweilige Zierstil länger in der weiblichen als in der männlichen Welt en vogue. Während Filigran nach 600 auf den Ausstattungsgegenständen der Männer weitestgehend verschwindet (und anscheinend durch Tauschierung ersetzt wird?), hält sich die Verzierungstechnik in der Schmuckausstattung merowingerzeitlicher Frauen länger, wird bei den großen Filigranscheibenfibeln des 7. Jahrhunderts das namengebende Merkmal, dort allerdings wiederum mit unterschiedlichen anderen Ziertechniken kombiniert.142 Auch zwei Schatzfunde aus dem friesischen Raum aus der Zeit um ca. 630 zeigen noch einmal die Bedeutung der Filigranornamentik auf Bestandteilen der weiblichen Kleidung. In Hogebeintum (Prov. Friesland, NL) kam eine entsprechend verzierte Bügelfibel mit Bügelscheibe zum Vorschein, in Wieuwerd (Prov. Friesland, NL) die Fußplatte einer ebenfalls goldenen Bügelfibel.143 136 M. Welch, The Mid Saxon “Final Phase”. In: H. Hamerow/D. A. Hinton/S. Crawford (Hrsg.), The Oxford Handbook of Anglo-Saxon Archaeology (Oxford 2011) 266–287 bes. 269–275. 137 Vgl. dazu zukünftig A. Hilgner, Granat-Cloisonné im 7. Jahrhundert an der nord-westlichen Peripherie des Merowingerreiches. Diss. Uni Mainz, in Vorber. 138 F. Vallet, Le mobilier de Jouy-le-Comte (Val-d’Oise). Ant. Nat. 9, 1977, 77–91 bes. 86–90. – F. Moreau, Collection Caranda, fasc. 2 (Saint Quentin 1880) Taf. K. – Nice (Anm. 125) 133–137. – G. Thiry, Die Vogelfibeln der germanischen Völkerwanderungszeit. Rhein. Forsch. Vorgesch. 3 (Bonn 1939) Taf. 21,494–503. – Willemsen 2014, 66 Abb. 86. – Zur Chronlogie der filigranverzierten Vogelfibeln vgl. U. Haimerl, Die Vogelfibeln der älteren Merowingerzeit. Ungedr. Diss. (München 1996) 79 f. 139 z. B. Kat. Soissons 1986 132 f. Nr. 56b; Nr. 58. – Thiry (Anm. 138) Taf. 22,512–515. 140 M. Martin, Das fränkische Gräberfeld von Basel-Bernerring. Basler Beitr. Ur- u. Frühgesch. 1 (Mainz 1976) 76 f. – Koch 1990, 124 mit Anm. 44. – Grünewald/Koch (Anm. 45) 108. – S. Keim, Kontakte zwischen dem alamannisch-bajuwarischen Raum und dem langobardenzeitlichen Italien. Internat. Arch. 98 (Rahden 2007) 112–117; 193 f. Fundliste 27 u. 28; mit Karte 27. 141 Vichy: Fundliste 5,2 Nr. 42. – Cloisonnierte Exemplare z. B. F. Moreau, Collection Caranda, fasc. 2 (Saint-Quentin 1880) Taf. K und fasc. 3 (Saint-Quentin 1881) Taf. 8 nouvelle série. 142 Zuletzt G. Graenert, Merowingerzeitliche Filigranscheibenfibeln westlich des Rheins. Europe Médiévale 7 (Montagnac 2007). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 511 Abb. 18: 1 Filigranverzierte Schnalle aus Vichy (Dép. Allier, F). Cloisonnierte Schnallen aus (2) Arcy-SainteRestitute (Dép. Aisne, F) und (3) Breny (Dép. Aisne, F). – M ca. 1 : 1. – Nachweise Anm. 141. 4. Die Altfunde aus Langenenslingen: eine Einordnung Im Allgemeinen werden Gräberfelder des mittleren 6. Jahrhunderts aus der Alamannia mit Angonen und Franzisken als fränkische Straßenposten interpretiert. Oftmals wird dabei eine Ansiedlung fremder Gruppen vorausgesetzt, deren Aufgabe in der Sicherung der Verkehrswege bestand.144 Betrachtet man allerdings Verbreitungskarten der beiden genannten Waffentypen, so sind so viele Vorkommen im heutigen Südwestdeutschland bekannt, dass wohl andere Distributionsmechanismen überdacht werden müssen.145 Gerade Waffen und militärtechnisches Knowhow erfuhren zu allen Zeiten eine schnelle und jegliche Grenzen übergreifende Verbreitung. Man muss also in den Gräbern mit Franziska und/oder Ango keine Zugewanderten erkennen, denn es drückt sich darin 143 P. C. J. A. Boeles, Friesland tot de elfde eeuw, zijn vóór- en vroege geschidenis (2’S-Gravenhage 1951) 328, 331 f. mit Taf. 42,3; 43,2. – J. Lafaurie/B. Jansen/A. N. Zadoks-Josephus Jitta, Le trésor de Wieuwerd. Oudheidkundige Mededelingen 42, 1961, 78–107 bes. 103 f. mit Taf. 8 R. – J. C. Besteman/J. M. Bos, H. A. Hedinga, Graven naar Friese Koningen. De opgravingen in Wijnaldum (Franeker 1993) 20–23. – E. Knol, De Noordnederlandse kustlanden in de Vroege Middeleeuwen (Groningen 1993) 218–221 mit Abb. 77; 226. – Könige der Nordsee, 250–850 n. Chr. Ausstellungskat. Leeuwarden, Nijmegen, Husum, Stavanger, Newcastle upon Tyne, Esbjerg (Leeuwarden 2000) 150 Nr. 79; 152 Nr. 106. – Willemsen 2014, 125–127 mit Abb. 177 und 211. – Mazo Karras (Anm. 95) 165–170 mit Abb. 5,4; 7; 8. 144 R. Reiß, Der merowingerzeitliche Reihengräberfriedhof von Westheim (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen. Anz. German. Nationalmus., Wiss. Beibände 10 (Nürnberg 1994) 221–223. – Theune-Großkopf (Anm. 29) 237– 242. – Grünewald/Koch (Anm. 45) 216 f. 145 In diesem Sinne S. Brather, Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. RGA Ergbd. 42 (Berlin, New York 2004) 315. – Kartierungen bei R. Reiß, Die ersten Franken in Franken. In: Die ersten Franken in Franken. Das Reihengräberfeld von Westheim. Ausstellungskat. Nürnberg (Nürnberg 1994) 33–56 bes. 48 f. Abb. 19 a.b. 512 Dieter Quast ‚nur‘ ein neuer waffentechnischer Standard in reichen Kriegergräbern aus. Und dass das Führen bestimmter Waffen mit Verpflichtungen gegenüber dem merowingischen Königshaus verbunden war, ist nicht nachzuweisen. Auch ein Versuch, die Langenenslinger Gräber anhand der von Frank Siegmund errechneten Kulturmodelle einzuordnen und evtl. als ‚fremd‘ zu bestimmen, scheitert schon im Ansatz, denn diese Kulturmodelle zeigen sich gerade bei den überdurchschnittlich reichen Gräbern nicht.146 Und selbst wenn sie das täten, wären die unsachgemäß geborgenen Langenenslinger Gräber kaum in dieser Hinsicht auszuwerten. Das vollständige Fehlen von Keramik war bereits Lindenschmit aufgefallen (der aber gar nicht an die Möglichkeit dachte, dass dies der unsachgemäßen Ausgrabung geschuldet sein könnte).147 Für die Interpretation des kleinen Gräberfeldes scheint die Herausarbeitung des ‚Horizontes filigranverzierter Gürtelschnallen‘ weiterführender. In weiten Teilen Europas stellten reiche Männer (Funktionsträger?) sich durch das Tragen entsprechend feinteilig verzierter Edelmetallschnallen dar. Regionale Unterschiede sind in den Formen zu erkennen, doch waren die Träger sicherlich auch durch andere ‚Accessoires‘ ausgezeichnet und sowohl in ihrem regionalen Umfeld als auch international entsprechend einzuordnen gewesen. Die zeitgleichen Imitationsformen lassen zudem eine breite gesellschaftliche Verankerung der Bedeutung erkennen. Es sind also ‚Kulturräume‘ mit gleichen Zeichensystemen vorauszusetzen.148 Eine weite Vernetzung merowingerzeitlicher Eliten ist – wie zu allen Zeiten – durch eine hohe Mobilität dieser Gruppen gekennzeichnet. Verständlich wird das nicht nur vor dem Hintergrund politischer und militärischer Aktivitäten, sondern auch über die z. T. weite Streuung von Ländereien, die sich wohl nur ansatzweise in den wenigen erhaltenen Testamenten der Merowingerzeit spiegeln.149 Bereits Rainer Christlein hatte Streubesitz als einen möglichen Grund für die fehlende Bestattungskontinuität innerhalb der frühmittelalterlichen Kirchen der Alamannia angeführt.150 Es ist anzunehmen, dass Streubesitz nicht nur die Mobilität Einzelner bedingte, sondern diese stets auch mit entsprechendem Gefolge unterwegs waren. In diesem Elitennetzwerk war auch der in Langenenslingen Grab 1 bestattete Mann verankert. Seine Silberschnalle mit goldenem Filigran gehört auch international zu den herausragenden Objekten. In der Folgezeit treten diese Netzwerke noch deutlicher als durch den Horizont der filigranverzierten Schnallen – Eliten sind in dieser Zeit häufig auch großräumig agierende Militärs – in Verwendung des Tierstils II auf. Er ist sehr viel häufiger als der Stil I belegt und zeigt durch seine Verbreitung Räume mit gleichem ideologischem oder kulturellem Hintergrund.151 Die zum Teil enormen Entfernungen, über die die Eliten miteinander verknüpft waren, zeigen archäologisch auch einige identische Schwertknäufe zwischen Italien und Gotland, ebenso die Verwendung gleicher Bildchiffren im 7. Jahrhundert.152 146 F. Siegmund, Alemannen und Franken. RGA Ergbd. 23 (Berlin, New York 2000) 87 f.; 253–350. 147 Lindenschmit 1860, 200. 148 Vgl. in diesem Kontext jetzt auch von Seiten der Historiker: H. Stegeman, The growth of an Austrasian identity. Processes of identification and legend construction in the Northeast of the Regnum Francorum, 600–800 (Groningen 2014). 149 M. Weidemann, Das Testament des Bischofs Berthramn von Le Mans vom 27. März 616. Untersuchungen zu Besitz und Geschichte einer fränkischen Familie im 6. und 7. Jahrhundert. Monogr. RGZM 9 (Mainz 1986) 79 ff. – A. Frey, Gürtelschnallen westlicher Herkunft im östlichen Frankenreich. Untersuchungen zum Westimport im 6. und 7. Jahrhundert. Monogr. RGZM 66 (Mainz 2006) 204. 150 R. Christlein, Merowingerzeitliche Grabfunde unter der Pfarrkirche St. Dionysius zu Dettingen, Kr. Tübingen, und verwandte Denkmale in Süddeutschland. Fundber. Baden-Württemberg 1, 1974, 573–596 bes. 593 f. 151 K. Høilund Nielsen, Animal Art and the Weapon-Burial Rite – a Political Badge? In: C. Kjeld Jensen/K. Høilund Nielsen (Hrsg.), Burial and Society. The Chronological and Social Analysis of Archaeological Burial Data (Aarhus 1997) 129–148. – Dies., Animal Style – A Symbol of Might and Myth. Salin’s Style II in a European Context. Acta Arch. (Kopenhagen) 69, 1998, 1–52. 152 Werner (Anm. 118) 45–81. – Ders. Kirmukarmu – Monza – Roes – Vendel XIV. Suomen Museo 1958, 29–43. – D. Quast, Kriegerdarstellungen der Merowingerzeit aus der Alamannia. Arch. Korrbl. 32, 2002, 267–280.. – H. Steuer, Helm und Ringschwert. Prunkbewaffnung und Rangabzeichen germanischer Krieger. Eine Übersicht. Stud. Sachsenforsch. 6 (Hildesheim 1987) 189–236. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 513 Geht man davon aus, dass die Objekte fremder Herkunft nicht vollkommen zufällig nach Langenenslingen gelangten, so kann man darin über Generationen andauernde Kontakte der hier bestatteten ‚Familie‘ nach Gallien erkennen, und zwar in unterschiedliche Herrschaftsgebiete, nämlich das westgotische und das fränkische. Wäre die Anzahl der Funde nicht so gering, so könnte man fast sagen, dass sie den machtpolitischen Wandel in Gallien im 6. Jahrhundert spiegeln. Ganz gleich, wie diese Kontakte im Einzelfall ausgesehen haben, die Langenenslinger ‚Familie‘ hat ihre hervorgehobene Rolle über die Jahrzehnte nicht eingebüßt.153 5. Fundlisten 1. Schnallen vom Typ Azille (Abb. 5) (nach Pinar 2012, 107 und Taf. 34) 1. Azille (Dép. Aude, F) Grab 1141 (Abb. 4,1) Lit.: vgl. Anm. 40. 2. Castiltierra (Prov. Segovia, E) (Abb. 4,2) Lit.: J. Martínez Santa-Olalla, El cementerio visigodo de Madrid (capital). Anuario de Prehistoria Madrileña 4–6, 1933/35 (1936) 167–174 bes. 171 mit Taf. 1,2. 3. Chasseneuil-sur-Bonnieure (Dép. Charente, F) Sarkophag 87 (Abb. 4,3) Lit.: vgl. Anm. 39. 4. „Duratón oder Castiltierra“ (Prov. Segovia, E) (Abb. 4,4) Lit.: M. Almagro Basch, Materiales visigodos del Museo Arqueológico de Barcelona. Memorias de los Museos Arqueológicos Provinciales 8, 1947, 56–76 bes. 67 f. Nr. 33 Taf. 20,33. 5. Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) „Grab 2“ (Abb. 4,5) 6. Fundort unbekannt „Spanien“ (Abb. 4,6) Lit.: I. Arias Sánchez/F. Novoa Portela, Un conjunto de broches de cinturón de época visigoda ingresados en el Museo Arqueológico Nacional 14, 1996, 71–86 bes. 75 f. Nr. 9. 2. Filigranverzierte Schnallen (Abb. 15) a) Typ Concevreux (und verwandte Schnallen) (Abb. 15,1-11) (nach Windler 1989, 197 Fundliste 1 und dies. 1994, 53 Anm. 302) 1. Baron (Dép. Oise, F) „Le Buisson Saint-Cyr“ Grab 30 Lit.: Windler 1994, 53 Anm. 302. 2. Concevreux (Dép. Aisne, F) Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,2, 197 Fundliste 1,1. 3. Elgg (Kt. Zürich, CH) Grab 164 (Abb. 8,1) Lit.: Windler 1989. 181–185 Abb. 1; 5. – Dies. 1994, 52 Abb. 67 Taf. 50. 4. Gondorf (Gem. Kobern-Gondorf, Lkr. Mayen-Koblenz, D) Lit.: Schulze-Dörrlamm (Anm. 127) Taf. 48,2.3. – Windler 1994, 53 Anm. 302. 5. Gilton (Kent, UK) Lit.: Åberg 1926, 123 Abb. 224. – Speake 1980, 59 Taf. 9 g. 6. Kirchheim unter Teck (Lkr. Esslingen, D) Grab 133 Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,4; 197 Fundliste 1,3. 7. Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) Grab 1 (Abb. 7) 8. Normée (Dép. Marne, F) Grab 25 Lit.: Windler 1994, 53 Anm. 302. 9. Orp-Le-Grand (Prov. Brabant Wallon, B) Grab 9 Lit.: Windler 1989, 187 Abb. 8,3; 197 Fundliste 1,4. 10. Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) (Abb. 10,1) Lit.: Åberg 1926, 123 Abb. 223. – Speake 1980, Taf. 9 b. – Könige der Nordsee, 250–850 n. Chr. Ausstellungskat. Leeuwarden, Nijmegen, Husum, Stavanger, Newcastle upon Tyne, Esbjerg (Leeuwarden 2000) 147 Nr. 49. – Willemsen 2014, 153 Abb. 209. 11. Fundort unbekannt, vermutl. Rheinland Lit.: Windler 1989 197 Fundliste 1,5. 153 Siegmund (Anm. 146) 320. 514 Dieter Quast b) mit festem, triangulärem oder profiliertem/gezacktem Beschlag (Abb. 15,12–17) 12. Basel (CH) Bernerring Grab 33 Lit.: Martin (Anm. 140) 282 f. Nr. 33,5 Taf. 1,1. 13. Briarres-sur-Essonne (Dép. Loiret, F) Lit.: L. Dumuys, Le cimetière franc de Briarres-sur-Essone (Loiret). In: Congrès Archéologique de France 59, Orléans 1892 (Paris, Caen 1894) 177–226 bes. 210 Taf. 9,68–70. – H. Zeiss, Die germanischen Grabfunde des frühen Mittelalters zwischen mittlerer Seine und Loiremündung. Ber. RGK 31, 1941, 5–173 bes. 85 Abb. 19,2.3. 14. Gondrecourt (Dép. Meuse, F) (Abb. 17,1) Lit.: Maxe-Werly (Anm. 66) 164 Taf. 12,6. 15. Maastricht (NL) St. Servatius Grab 128 Lit.: Glazema/Ypey (Anm. 126) 69. – Vinski (Anm. 125) Taf. 42,1. 16. Schleitheim-Hebsack (Kt. Schaffhausen, CH) Grab 766 Lit.: Burzler et al. (Anm. 107) 142 f. Abb. 92. 17. Ohne Fundortangabe a) Musée Lorrain, Nancy Lit.: A. Thouvenin, Les décors de rubans hachures dans l’orfèvrerie mérovingienne. Revue Arch. Est et Centre-Est 23, 1972, 441–444 bes. 443 Abb. 2. b) „Colección Torkom Demirjian“ (Abb. 8,2) Lit.: D. Kornfeld (Hrsg.), Tesoros de la edad oscura (Valencia 2002) 188 Nr. 253. c) mit triangulärem Beschlag (Abb. 15,18–29) 18. Altenerding (Gem. u. Lkr. Erding, D) Grab 969 (Abb. 8,3) Lit.: W. Sage, Das Reihengräberfeld von Altenerding in Oberbayern I. German. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 14 (Berlin 1984) 245 Taf. 121,26; 200,14. – W. Menghin, Frühgeschichte Bayerns (Stuttgart 1990) Taf. 22. 19. Alton (Hampshire, UK) Grab 16 Lit.: Speake 1980, 54 (mit Lit. in Anm. 14) Taf. 6 b. – Evison (Anm. 93) 94 Abb. 27,2 und Frontispiz. – Willemsen 2014, 156 Abb. 213. 20. Cividale del Friuli (Prov. Udine, I), San Stefano in Pertica Grab 1 Lit.: G. P. Brogiolo/A. Chavarría Arnau (Hrsg.), I Longobardi, dalla caduta dell’Impero all’alba dell’Italia. Ausstellungskat. Torino, Novalese (Milano 2007) 248–250 (mit älterer Lit.). 21. Crundale (Kent, UK) Lit.: Åberg 1926, 122 Abb. 222. – Speake 1980, Taf. 7 d. 22. Faversham (Kent, UK) (2 Exemplare) Lit.: Åberg 1926, 120 Abb. 217 u. 218. – Lindqvist 1926, 78 Abb. 99. – Speake 1980, 54 (mit Lit. in Anm. 15 u. 16) Taf. 6 c.e. – Willemsen 2014, 155 Abb. 212 Mitte und unten. 23. Gilton (Kent, UK) Grab 23 und ohne Grabzusammenhang Lit.: Åberg 1926, 119 Abb. 216; 120 Abb. 219. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 20 u. 21) Taf. 7 a (Grab 23); Taf. 7 b. – Willemsen 2014, 155 Abb. 212 oben. 24. München-Aubing (D) Grab 328 Lit.: H. Dannheimer, Das baiuwarische Reihengräberfeld von Aubing, Stadt München (Stuttgart 1998) 119 Taf. 37,2; 108,14. 25. Rochester (Kent, UK) Watts Avenue Grab 6 Lit.: Åberg 1926, 215 Nr. 78. – Speake 1980, 55 mit Anm. 23. 26. Sarre (Kent, UK) Grab 68 Lit.: Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 18) Taf. 6 f. – Willemsen 2014, 158 Abb. 217. 27. Seligenstadt (Lkr. Offenbach, D) Lit.: J. Möller, Katalog der Grabfunde aus Völkerwanderungs- und Merowingerzeit im südmainischen Hessen (Starkenburg). German. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 11 (Stuttgart 1987) 128 Taf. 141,2. 28. Taplow (Buckinghamshire, UK) (2 Exemplare, eines davon aus Gold). Lit.: Åberg 1926, 121 Abb. 220. – Lindqvist 1926, 131 Abb. 129,1.3. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 22) Taf. 7 c.f. – S. Marzinzik, Masterpieces, early Medieval Art (London 2013) Nr. 43. – Willemsen 2014, 182 Abb. 243. 29. Wickhambreux (Kent, UK) Lit.: Åberg 1926, 121 Abb. 221. – Speake 1980, 55 (mit Lit. in Anm. 17) Taf. 6 d. Es gibt eine weitere Schnalle mit goldenem triangulärem Beschlag mit Filigran und mugeligen Granateinlagen: N. Adams, Bright Lights in the Dark Ages. The Thaw Collection of Early Medieval Ornaments (New York 2014) 73 f. Nr. 2.11. Sie wurde nicht in die Liste aufgenommen, da sie ungewöhnlich aussieht und unsicher ist, ob es sich nicht um eine Fälschung handelt. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 515 Abb. 19: Sonderformen filigranverzierter Schnallen. 1 Faversham (Kent, UK), Gold; 2 Picquiny (Dép. Somme, F), Gold. – M 1 : 1. – Nachweise Fundliste 5,2 Nr. 38 u. 40. d) Goldblechbeschläge vom Typ Beckum-Templeux-la-Fosse (Abb. 15,30–37) (nach Vallet 1993, mit bibliographischen Ergänzungen) 30. Beaucaire-sur-Baïse (Dép. Gers, F) „La Turraque“ Grab 92 Lit.: M. Larrieu/B. Marty/P. Périn/É. Crubézy, La nécropole mérovingienne de La Turraque, Beaucairesur-Baïse (Gers) (Toulouse 1985) 145 f. 31. Beckum (Lkr. Warendorf, D) Lit.: Vallet 1993, 109 Abb. 6. – Weisgerber/Brieske (Anm. 29) 365–367. 32. Castiltierra (Prov. Segovia, E) Lit.: R. Menéndez Pidal, Historia de España. III: España Visigoda (Madrid 1940) 636 mit Abb. 409. 33. Chaffois (Dép. Doubs, F) Lit.: Vallet 1993, 110 Abb. 9. 34. Hordain (Dép. Nord, F) Grab 260 Lit.: Die Franken, Wegbereiter Europas. Ausstellungskat. Mannheim (Mainz 1996) 891 Nr. V.3.2. – Varéon (Anm. 108) 36. – P. Demolon (Hrsg.), La nécropole mérovingienne de Hordain (Nord). Arch. Duacensis 20 (Douai 2006) Abb. auf CD. 35. Marchélepot (Dép. Somme, F) (Abb. 8,4) Lit.: Boulanger (Anm. 85) 96; 105 f. mit Taf. 6,10; 10,3. – Kat. Soissons 1986, 78 Abb. 86. – Vallet 1993, 110 Abb. 7. 36. Marœuil (Dép. Pas-de-Calais, F) Lit.: Vallet 1993, 105 f. Abb. 1 u. 2. 37. Templeux-la-Fosse (Dép. Somme, F) Lit.: Vallet 1993, 110 Abb. 8. e) Sonderformen (Abb. 15,38–42) 38. Faversham (Kent, UK) (Abb. 19,1) Lit.: Åberg 1926, 124 Abb. 226. – Marzinzik (wie Nr. 28) Nr. 55. 39. Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) Grab 335 (Abb. 11) Lit.: Fingerlin 2013, 28–33 bes. Abb. 2 u. 3. 40. Picquiny (Somme, F) (Abb. 19,2) Lit.: Kat. Soissons 1986, 79 Abb. 80. – MacGregor (Anm. 132) 156 Nr. 77,8. 41. St. Denis (Dép. Seine-Saint-Denis, F) Grab 49 „Arnegundegrab“ Lit.: M. Fleury/A. France-Lanord, Les trésors mérovingiens de la basilique de Saint-Denis (Woippy 1998) II-138. – P. Périn, Die Bestattung in Sarkophag 49 unter der Basilika von Saint-Denis. In: E. Wamers/P. Périn (Hrsg.), Königinnen der Merowinger. Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und Frankfurt am Main. Ausstellungskat. Frankfurt (Regensburg 2012) 101–121 bes. Abb. 71 u. 79. 42. Vichy (Dép. Allier, F) (Abb. 18,1) Lit.: A. Morlet, Vichy celto-grec et Vichy mérovingienne (Mâcon 1966) 167 Abb. 22. f) mediterrane Schnallen (Typ Trapezunt; 7. Jh.) (Abb. 15,43–45) 43. Hama (SYR) Lit.: Early Christian and Byzantine Art. Ausstellungskat. Walters Art Gallery Baltimore (Baltimore 1947) 99 Nr. 468 Taf. 66,468. 44. Latakia (SYR) Schatzfund (Abb. 8,6) Lit.: M. C. Ross, Catalogue of the Byzantine and Early Medieval Antiquities in the Dumbarton Oaks Collection. 2: Jewelry, Enamels, and Art of the Migration Period (Washington 1956) 4–6 Nr. 2 Taf. 7 C. 516 Dieter Quast 45. Fundort unbekannt Lit.: Werner (Anm. 79) Taf. 4,8 (Fundort unbek.), zu dieser Schnalle auch O. d’Assia, Schema per la relazione su „alcune oreficerie bizantine“. In: XXIX Corso di Cultura sull’Arte Ravennate e Bizantina (Ravenna 1982) 23–29 Abb. 3. g) mediterrane Schnallen vielteiliger Gürtel (spätes 6./7. Jh.) mit U-förmigem Beschlag (Abb. 15,46–47) 46. Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I) (Abb. 8,5) Lit.: Vallet (Anm. 119) 337 Abb. 3,4. Vgl. dazu auch Schulze-Dörrlamm (Anm. 80) 46 f. mit Abb. 20 (die Funde galten lange Zeit als aus Chiusi stammend; vgl. O. von Hessen, Secondo contributo alla archeologia longobarda in Toscana [Firenze 1975] 13–20). 47. Perugia (I) Frauengrab, münzdatiert (t. p. q. 578) Lit.: G. Ciampoltrini, Considerazioni sul „tesoro“ di Perugia. Prospettiva 40, 1985, 53–56 bes. 54 Abb. 3. – Schulze-Dörrlamm (Anm. 121) 72 mit Abb. 26. 3. Filigranarbeiten im „false-chip-carving“-Technik a) Schnallen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Alton (Hampshire, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 19. Crundale (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 21. Faversham (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 22. Gilton (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 23. Hama (SYR) = Fundliste 5,2 Nr. 43. Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kr., D) = Fundliste 5,2 Nr. 39 (Abb. 11). Langenenslingen (Lkr. Biberach, D) = Fundliste 5,2 Nr. 7 (Abb. 7). Latakia (SYR) Schatzfund = Fundliste 5,2 Nr. 44. (Abb. 8,6). Marchélepot (Dép. Somme, F) = Fundliste 5,2 Nr. 35 (Abb. 8,4). Rijnsburg (Gem. Katwijk, Prov. Zuid-Holland; NL) = Fundliste 5,2 Nr. 10 (Abb. 10,1). Rochester (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 25. Sarre (Kent, UK) Grab 68 = Fundliste 5,2 Nr. 26. Taplow (Buckinghamshire, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 28. Wickhambreux (Kent, UK) = Fundliste 5,2 Nr. 29. Fundort unbekannt = Fundliste 5,2 Nr. 45. b) Riemenzungen 16. 17. 18. 19. Caesarea Maritima (IL) (vgl. Anm. 81). Kerč auf der Krim (vgl. Anm. 82). Ohne Fundort, Cleveland Museum of Art (vgl. Anm. 81). Ohne Fundort, Bodemuseum Berlin (vgl. Anm. 81). c) Schwertknäufe 20. Hodneland (Hordaland, N). (Haseloff 1981, 241 Nr. 3) (Abb. 14,1). 21. Ødeberg (Østfold, N). (Haseloff 1981, 241 Nr. 2). 22. Fundort unbekannt, Kirchspiel Skurup (Skåne, S). (Haseloff 1981, 241 Nr. 1) (Abb. 14,2). d) Scheidenmundbleche 23. Åmdal (Vest Agder, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 14). 24. Bakka (Västergötland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 1). 25. Bergsaker (Vest Agder, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 7) (Abb. 13,1). 26. Darum (Jütland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 8). 27. Egge (Oppland, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 12). 28. Etne (Hordaland, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 13). 29. Gudme (Fünen, DK) 2 Exemplare (eines davon bislang unter dem Fundort Oure publiziert). (Haseloff 1981, 246 Nr. 2. – Thrane [Anm. 96] 112 f. mit Abb. 29 u. 30). 30. Hou (Langeland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 15) (Abb. 13,2). 31. Langbakk (Åkerhus, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 11). 32. Mällby (Västergötland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 2). 33. Sletner (Østfold, N). (Haseloff 1981, 246 Nr. 4). 34. Stavijordet (Åkerhus, N) 2 Exemplare. (Haseloff 1981, 246 Nr. 5 u. 6). 35. Tureholm (Södermanland, S). (Haseloff 1981, 246 Nr. 10). 36. Væth (Jütland, DK). (Haseloff 1981, 246 Nr. 3). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 517 e) Sattelbögen 37. Castel Trosino (Prov. Ascoli Piceno, I) Grab 119. (vgl. Anm. 77). f) Fibeln 38. Köln (D), Frauengrab unter dem Dom. (vgl. Anm. 90) (Abb. 12,2.3). 39. Skodborg (Syddanmark, Jütland, DK). (vgl. Anm. 101) (Abb. 12,1). 6. Anhänge 1. Die Funde aus Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D) Im Jahr 1970 wurden bei Kanalisationsarbeiten in der Flur ‚Leimengrube‘ am Südrand des Ortes Dürrmenz im Nelkenweg, etwa 30 m von der Ernst-Händle-Straße entfernt, vier gemauerte Gräber zerstört. Neben einem Breitsax wurden die unten angeführten Funde geborgen. Eine Zuweisung zu einem bestimmten Grab war nicht möglich, es ist aber denkbar, dass sie aus einem Frauengrab stammen. Es liegt nur eine kurze Fundnotiz vor, die aber alle Informationen zur Fundstellen zusammenfasst (Fundber. Baden-Württemberg 2, 1975, 255 [H. Zürn]). Die Funde kamen ins Württembergische Landesmuseum Stuttgart (Inv.-Nr. F 70/405). Für die Möglichkeit der Ausleihe danke ich Dr. G. Kokkotidis herzlich. Eine Kopie der Ortsakten aus dem Dienstsitz Karlsruhe des Landesamts für Denkmalpflege stellte mir freundlicherweise Dr. G. Wieland zur Verfügung. Wichtige Beobachtungen machte S. Kaiser M. A. bei der Restaurierung im RGZM. Auch ihr gilt ein herzliches Dankeschön! 1. Scheibenfibel (Abb. 6,1; 20,1; 22), Bronze, Dm. 5,7 cm. Nadelapparat aufgenietet, Spirale aus Eisen; minimale Fadenreste auf der Rückseite. Grundplatte ist mit einer 0,4 mm hohen Zarge aus Bronzeblech umfasst, die so entstandene ‚Dose‘ wurde mit organischem Material gefüllt. Abgeschlossen wird das Ganze durch eine aufgenietete verzinnte Bronzescheibe mit rechteckigen und kreuzförmigen Durchbrüchen. Einige dieser Durchbrüche mit (Resten von) farblosen Glaseinlagen. Auf der Schauseite Punzverzierung (Abb. 22,2). Zusätzlich zu den ursprünglich vier Nieten mit halbkugeligem Kopf, die Grund- und Bodenplatte verbinden, findet sich ein weiterer mit nahezu völlig eingeebnetem Kopf (Abb. 22,1): Er ist weiter zur Mitte hin angebracht und zeugt vermutlich von einer Reparatur. Weitere Zeugnisse dafür stellen vermutlich Arbeitsspuren an einem Nietloch der Grundplatte dar, die vom Aufhebeln eines umgelegten Nietendes mit einem scharfkatigem Werkzeug stammen (Abb. 22,3). Vgl. Anhang 6.2 zu den Materialanalysen. 2.3. Paar Ohrringe aus Silberdraht, doppelter Hakenverschluss, bei einem Exemplar Mittelteil ausgeschmiedet. Dm. 3,4 cm. (Abb. 21,2.3). 4. 24 Perlen, 1 transluzid hellblau mit Wickelspuren. 2.3 Mehrfachperle, grün opak. 4 Mehrfachperle, gelb opak. 5.6 doppelkonisch bis tonnenförmig, orange opak. 7–11 doppelkonisch bis tonnenförmig, rotbraun opak. 12–14 doppelkonisch bis tonnenförmig, weiß opak. 15–18 doppelkonisch bis tonnenförmig, türkisblau opak. 19.20 melonenkernförmig, schlierig graugrün opak. 21 ringförmig, türkisblau mit weißen Punkten (Koch 1.14). 22 tonnenförmig, weiß opak mit türkisblauen und rotbraunen Punkten (Koch 3.2). 23 quaderförmig, rotbraun opak, punktförmige Einlage ausgefallen (Koch 4.1–4.3). 24 zylindrisch weiß opak mit türkisblauen sich kreuzenden Fadenauflagen (Koch 34.7) (Abb. 20,4). 5. Durchzug aus Bronzeblech, drei Niete, davon einer ausgefallen. L. 3,8 cm. (Abb. 21,5) 6. Bronzering, gegossen. Dm. 3,3 cm (Abb. 21,6). 7. Glasring aus hellgelbem, fast farblosem Glas, transluzid. Dm. 2,6 cm (Abb. 21,7). 8. Mugelige, kobaltblau transluzide Glaseinlage (Dm. 2,1 cm) und passende ‚Fassung‘ aus Bronzeblech; unklar ob zur Fibel gehörig oder eventuell zu Ohrring (Körbchenohrring?), die Ohrringe sind allerdings aus Silber (Abb. 21,8). 518 Dieter Quast Abb. 20: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). Funde aus einem Frauengrab? M 1 : 1. – Zeichnung Michael Ober, RGZM. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 2 519 3 6 5 8 7 Abb. 21: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). Funde aus einem Frauengrab? (Fortsetzung). M 1 : 1. – Zeichnung Michael Ober, RGZM, Foto Sabine Steidl, RGZM. 2. Materialanalysen der Scheibenfibel aus Dürrmenz (S. Hartmann) Analysenergebnis Da das Objekt stark korrodiert ist, ist die quantitative Auswertung der Messungen unsicher. Die Messung erlaubt keine Aussage darüber, ob ein nachgewiesenes Element Bestandteil der ursprünglichen Legierung ist oder Reste von Lot, einer Oberflächenbeschichtung oder zugewanderten Korrosionsprodukten. Die Schauseite der Fibel ist verzinnt. Das Blech der Schauseite ist Messing, möglicherweise mit einem unbekannten Anteil an Blei und Zinn (Messung auf der Korrosionsschicht). Eine Messung an einer Stelle an einem abgebrochenen Steg, wo die Korrosionsschicht entfernt wurde, ergab sehr hohe Anteile von Blei und Zinn neben Kupfer und Zink (Lotreste?). Eine Stelle an einem Niet (auf Korrosion gemessen) zeigt ebenfalls sehr hohe Anteile an Zinn und Blei, die als Lot zur Füllung/Befestigung der Nietkappe gedeutet werden können. Eine Nietkappe (ohne Korrosion gemessen) besteht aus einer Kupfer-Zinn-Zink-Blei-Legierung. 520 Dieter Quast Ein kleines rundes Blech in der Mitte der Schauseite besteht aus Kupfer mit geringen Konzentrationen von Zink, Blei und Zinn. Der grausilbrige Ring oder Rahmen auf diesem Blech ist Zinn/ Verzinnung. Lot (hohe Konzentrationen von Blei oder Blei/Zinn) wurde nicht gefunden. Ein Stift, der auf dem Röntgenbild sichtbar ist und im Zentrum des runden Bleches sitzt, lässt sich als Material nicht von der Scheibe unterscheiden und besteht wohl ebenfalls aus Kupfer. Einige Messwerte (halbquantitative Auswertung) sind zur Orientierung angefügt (Angaben in Gew%): Fe Ni Cu Zn Pb Sn Fibelmitte auf Korrosion 0.13 n.n. 96.09 1.33 1.49 0.96 Blech auf Korrosion 0.05 0.06 87.81 10.44 0.17 1.47 Blech auf Metall 0.28 0.12 63.83 15.51 9.15 11.12 Nietkappe auf Metall 0.20 n.n. 87.49 3.98 2.21 6.12 Glaseinlagen Das Glas ist ein Kalk-Soda-Glas und entspricht am ehesten einer spätrömischen Rezeptur. Na2O MgO Al2O3 SiO2 P2O5 SO3 Cl2O K2O CaO 19.62 0.30 1.93 8.19 2.07 1.60 64.14 0.50 0.69 TiO2 MnO 0.14 0.11 FeO SrO ZrO2 0.62 0.10 0.02 Füllmaterial Das Füllmaterial besteht im Wesentlichen aus Ton/Erde, das durch die Elemente Al, Si, P, S, K, Ca und Fe identifiziert wurde (RFA). Hellere Bereiche enthalten höhere Anteile von Kalzium (‚Kalk‘). Außerdem enthält das Füllmaterial Bienenwachs (Raman- und IR-Spektroskopie). Die Oberflächen einer Glaseinlage sowie der Abdruck, den dieses Glas im Füllmaterial hinterlassen hat, wurden besonders betrachtet, um zu klären, ob es ursprünglich eine Hinterlegung der Glaseinlagen mit einer dünnen Metallfolie gegeben hat, von der keine Reste optisch erkennbar sind. Gold, Silber oder Zinn wurden nicht nachgewiesen. Kleine Konzentrationen an Kupfer und Zink stammen vermutlich aus der Korrosion des Messingbleches, wobei auffällt, dass bei gleichem Zinkgehalt die Konzentration an Kupfer auf einer Seite des Glasplättchens doppelt so hoch ist wie auf der anderen. Messmethode Mikro-Röntgenfluoreszenz Mit der µ-RFA Methode lassen sich die meisten Elemente in einer Probe qualitativ und quantitativ bestimmen. Die Methode ist zerstörungsfrei bzw. zerstörungsarm, es müssen lediglich evtl. vorhandene Korrosionsschichten abgetragen werden bzw. Proben aus dem Inneren des Objektes entnommen werden. Wegen des kleinen Messflecks (0,3 mm) kann diese Beschädigung sehr klein gehalten werden. Die Probe wird bei der Analyse durch eine dünne Glasfaserkapillare mit Röntgenstrahlung beschossen. Diese primäre Strahlung regt dann im Material der Probe eine sekundäre Röntgenstrahlung an, die Fluoreszenzstrahlung. Da der Messfleck nur 0,3 mm groß ist, lassen sich auch feine Strukturen analysieren. Jedes in der Probe vorhandene Element sendet nach der Anregung Röntgenstrahlung von bestimmter charakteristischer Energie aus (‚Linien‘). Die Intensität der Linie ist abhängig von der jeweiligen Konzentration in der Probe. Im Detektor werden Energie und Intensitäten der Röntgenfluoreszenzstrahlung analysiert und daraus ein Spektrum erzeugt, das über Eichverfahren mit Standardproben bekannter Zusammensetzung quantitativ ausgewertet werden kann. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 521 Abb. 22: Mühlacker-Dürrmenz (Lkr. Pforzheim, D). 1 Scheibenfibel; der Pfeil markiert den zusätzlichen Niet einer Reparatur; 2 Detail der Punzverzierung; 3 Arbeitsspuren an einem Nietloch der Grundplatte. – 1 M 1 : 1, 2 u. 3 vergrößert. – 1 Foto Sabine Steidl, RGZM. 2 u. 3 Foto Sandra Kaiser, RGZM. Raman-Mikroskopie Die Raman-Spektroskopie erlaubt eine genauere Aussage darüber, in welcher Form die mit der RFA detektierten Elemente vorliegen. Die Probe wird mit Laserlicht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt (verschiedene Wellenlängen stehen zur Verfügung und werden je nach vorliegender Probe ausgewählt). Die Moleküle der Probe und/oder das Kristallgitter werden dadurch zu Schwingungen angeregt, ein Teil der Energie der Photonen wird dabei verbraucht und die Wellenlänge ändert sich um einen bestimmten Betrag, der für die jeweilige Schwingung charakteristisch ist. Die Analyse des an der Probe gestreuten Laserlichtes ergibt ein ‚Ramanspektrum‘, das mit Spektren bekannter Proben verglichen wird. Sowohl organische als auch anorganische Proben können untersucht werden. Metalle und amorphe Materialien ergeben keine Ramanspektren, ebenso einige Moleküle, die sich mit dieser Methode nicht anregen lassen. Probenvorbereitung und Messung Das Glas wurde auf der frischen Bruchfläche eines kleinen Fragments gemessen. Für die RFA-Analyse des Füllmaterials wurde am Objekt eine Matrix aus 100 Punkten gemessen und an einer kleinen Probe, die für die Raman-Spektroskopie entnommen eine einzelne Stelle. 522 Dieter Quast RFA-Gerät Eagle III der Firma Röntgenanalytik, Taunusstein Rhodium-Röhre mit max. 40 kV, 1 mA, Oxford Instruments Si(Li)-Detektor, EDAX, Auflösung 148 eV für MnKα Probenkammer 75 × 75 × 135 cm Röntgenoptik: Monokapillare mit 0,3 mm Brennfleck (entspricht Analysenfläche) EDAX-Analytik, stickstoffgekühlt Raman-Mikroskop ‚Labram‘ Raman-Mikroskop der Fa. Jobin Yvon Laserwellenlänge: 532.21 nm Messfleck: 1–2 µm Messparameter RFA Glas und Füllmaterial Atmosphäre Röhrenspannung Röhrenstrom Messzeit Formungszeit Filter Quantifizierung Vakuum 40 kV 355 µA 300 sec 35 µs ohne Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode mit Eichkurve Messparameter RFA Metalle Atmosphäre Röhrenspannung Röhrenstrom Messzeit Formungszeit Filter Quantifizierung Luft 40 kV 125 µA 300 sec 35 µs Ti-25 Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode mit Eichkurve 7. Katalog 1. Die Funde aus Langenenslingen „beim alten Pfarrhof“ Vorbemerkung: Soweit die Funde noch vorhanden bzw. auffindbar waren, wurden sie im Original erfasst. Für die Möglichkeit einer Ausleihe nach Mainz ins RGZM danke ich der Leiterin der Sammlungen und Hofbibliothek der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, Frau A. Hähnel. Ursprünglich sollten die Langenenslinger Gräber von Frau S. Eisenmann als Teil ihrer Dissertation über „Die alamannischen Funde im Altkreis Sigmaringen“ publiziert werden, doch wurde diese Arbeit nie abgeschlossen. Die bereits fertig montierten Tafeln lagern im Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen, und konnten für diesen Aufsatz übernommen werden. Einige Funde auf diesen Tafeln sind derzeit nicht auffindbar. Leider war Frau Eisenmann trotz mehrfacher Anfragen nicht bereit, mir ihre Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Die Maßangaben im Katalog beziehen sich bei diesen Objekten auf die genannten Tafeln. Die Funde wurden 1860 von Ludwig Lindenschmit publiziert und fünf Gräbern zugewiesen. An der Geschlossenheit dieser Gräber wurden oben Zweifel geäußert. Da sie aber nur als – wenn auch begründeter – Verdacht bestehen, werden die Funde hier weiterhin den Inventaren Lindenschmits entsprechend vorgelegt, wobei sie in Anführungszeichen gesetzt werden. Alle Funde befinden sich in den ‚Sammlungen und Hofbibliothek‘ der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern auf Schloss Sigmaringen. Sie tragen keine Inventarnummern. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 523 „Grab 1“ (Abb. 23–25) 1. Spatha, Eisen, größere Partien der Holzscheide erhalten,154 an einer Stelle Reste einer Umwicklung, wohl aus Bast (Abb. 24). L. noch 78,2 cm. Gew. 845 g. 2. Ango mit Federtülle, vier Federringe, im Schaftloch geringe Holzreste festkorrodiert. L. insges. 116 cm. Gew. 586 g (von Schnurbein [Anm. 28] 430 Nr. 45 mit Abb. 2,4). 3. Lanzenspitze, Eisen, zwei halbkugelige Nietköpfe an der Tülle, (Material?), nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 33,3 cm. 4. Franziska, Eisen, Schaftloch annähernd quadratisch, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 18,2 cm. 5. Schildbuckel, Eisen, mit flachen bronzeplattierten Nieten, nicht auffindbar. Dm. (nach Zeichnung): 17,4 cm. H. (nach Zeichnung): 7,4 cm. 6. Schildfessel, Eisen, nicht auffindbar. Erhaltene L. (nach Zeichnung): 25,4 cm. rekonstruierte L. (nach Zeichnung): 41,2 cm. 7. Schnalle, Silber, gegossen, Nielloverzierung, stellenweise vergoldet (Beschlag und Dorn) (Abb. 7), Beschlag mit Goldblech mit Filigranverzierung mit vier Goldnieten in das vertiefte zentrale Feld des rechteckigen Laschenbeschlages eingenietet, Filigranstränge aus jeweils drei sehr feinen Perldrähten. Im Bügelinneren deutliche Abnutzungsspuren. L. insges. 6,5 cm. Beschlag-Br. 2,1 cm. Gew. 36,3 g. (Lindqvist 1926, 77 Abb. 97. – Windler 1989, 187 Abb. 10). Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,1–7. – Menghin 1983, 247 Nr. 95. „Grab 2“ (Abb. 26 u. 27) 1. Schnalle mit rechteckigem Beschlag, Bronze, vergoldet, mit Glaseinlagen. Bügel und Dorn gegossen, Dornschild mit mitgegossener runder Fassung, Einlage fehlt; Dornspitze als stilisierter Tierkopf. Beschlag aus rechteckiger Grundplatte mit aufgelötetem Stegwerk, drei farblose Glaseinlagen erhalten. Von der Laschenkonstruktion nur der Ansatz erhalten. Beschlag-L. 7 cm. Br. 5 cm. Gew. 59,4 g. Bügel-Br. 5,4 cm. Gew. Bügel und Dorn 58,8 g. (Ebel-Zepezauer [Anm. 42] 291 Nr. 29). – Vgl. Anhang 7.2 zu den Ergebnissen der Materialanalyse,. 2. Bügelfibel, gegossen, Silber, Schauseite mit Nielloverzierung, stellenweise vergoldet, kerbschnittverziert; Achsträger und Nadelhalter mitgegossen, am Nadelhalter deutliche Abnutzungsspuren. L. 8,7 cm. Gew. 28,9 g. 3 u. 4. Paar Bügelfibeln 3. Bügelfibel, gegossen, Silber, Schauseite mit Nielloverzierung, stellenweise vergoldet, kerbschnittverziert; Achsträger und Nadelhalter mitgegossen; Bruchstelle zwischen Fußplatte und Bügel mit minimaler Fehlstelle. L. 8,7 cm. Gew. 18,4 g. 4. wie 2, aber Reste der eisernen Spirale zwischen den Achsträgern erhalten. L. 8,5 cm. Gew. 20,5 g. Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,8–10. „Grab 3“ „Kindergrab ohne Beigabe“ Lit.: Lindenschmit 1860, 199. „Grab 4“ (Abb. 28) 1. Spatha, Eisen, beidseitig (unkenntliche) Reste der Holzscheide erhalten. L. 83,3 cm. Gew. 660 g. Knauf aus Silber gegossen, innen hohl, stellenweise vergoldet, Nielloverierung (Kreisaugen) (Abb. 3). Br. 3,95 cm. Gew. 18,3 g. Knauf (Menghin 1983, 314 Nr. 58. – Fischer [Anm. 47] 92 f. Nr. 19 [dort weitere Lit.]). 2. Lanzenspitze, Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 21,6 cm. 3. Franziska, Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 18 cm. 4. Schildbuckel, nicht erhalten, nicht dokumentiert (bei Lindenschmit nur unter Nr. 13 erwähnt „Schildknopf (Umbo) wie Nr. 3“ (= Schildbuckel aus Grab 1). 5. Messer , Eisen, nicht auffindbar. L. (nach Zeichnung): 16,2 cm. 154 Eine detaillierte Untersuchung konnte leider nicht durchgeführt werden. Vgl. allgem. U. Lehmann, Organische Bestandteile merowingischer Spathascheiden und ihre Verzierung im Gebiet der Alamannen und rechtsrheinischen Franken. Arch. Korrbl. 37, 2007, 129–146. 524 Dieter Quast Abb. 23: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“. – 1 M 1 : 5, 2 M 1 : 6, 3 M 1 : 3, 7 M 1 : 1. Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) Abb. 24: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“ (Fortsetzung). – M 1 : 2. Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen. 525 526 Dieter Quast Abb. 25: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 1“. Details der Spathascheide mit Spuren einer Bastumwicklung. – Foto Volker Iserhardt, RGZM. 6. Schnalle mit festem Beschlag, Silberlegierung, gegossen, drei Stegösen. L. insges. 6 cm. Gew. 19,8 g. – Vgl. Anhang 7.2 zu den Ergebnissen der Materialanalyse. 7. Taschenbügel? Feuerstahl?, Eisen, nicht auffindbar, ohne Maßangabe. 8. Pinzette, Bronzeblech, beidseitig mit Tremolierstich verziert. L. 7,2 cm. Gew. 5,3 g. Lit.: Lindenschmit 1860, 199 Taf. 1,11–18. – Menghin 1983, 248 Nr. 98. „Grab 5“ (Abb. 29 u. 30) 1. Scheibenfibel. „Gewandnadel von Gold, mit rothem und grünem Glase besetzt“; evtl. handelt es sich um eins vor ursprünglich zwei Exemplaren (vgl. Anm. 35). 2. Bronzebecken mit umgelegtem Rand, getrieben, Standring fehlt (bei Lindenschmit 1860 noch vorhanden), aber deutlich erkennbare Lötspuren am Boden, am Boden im Inneren des Standrings geritztes Linienmuster. Attaschen gegossen und ausgeschmiedet, zwei Henkel; Attaschen mit Gefäß verlötet. Dm. Rand max. 25,6 cm. Erhaltene H. 6,5 cm. Gew. 420,8 g (Koch 1990, 229 Nr. 10). Lit.: Lindenschmit 1860, 200 Taf. 1,19.20. Weitere Gräber Lindenschmit (1860, 199 f.) erwähnt „viele Sachen, Aexte und große Bronzebecken“, die „verschleppt“ wurden. Weitere, beigabenlose Gräber „Es fanden sich auch Gräber ohne jede Beigabe, in einem derselben wurde das Skelett eines Hundes gefunden“ (Zingeler [Anm. 1] 108). Grab von 1882 1882 wurde ein weiteres beigabenloses Grab entdeckt (Steim 2008, 15). Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) Abb. 26: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 2“. – M 1 : 1. - Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen, Fotos Volker Iserhardt, RGZM. 527 528 Dieter Quast Abb. 27: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 2“ (Fortsetzung). – M 1 : 1. Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) 529 Abb. 28: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 4“. – 1 M 1 : 5, 1a M 1 : 1, 2 M 1 : 3, 3 und 5 M 1 : 2, 6 und 8 M 2 : 3. – Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen. 530 Dieter Quast Abb. 29: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), „Grab 5“. – 1 M 1 : 1, 2 M 1 : 3, 2a.b M 1 : 2. Zeichnungen Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Tübingen. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) Abb. 30: Langenenslingen (Lkr. Biberach, D), Bronzebecken aus „Grab 5“. – Ohne Maßstab. Fotos Volker Iserhardt, RGZM. 531 532 Dieter Quast 2. Materialanalysen der Gürtelschnallen aus „Grab 2“ und „Grab 4“ (S. Hartmann) Gürtelschnalle aus „Grab 2“, Analysenergebnis Die Zusammensetzung des Glases der drei noch erhaltenen Einlagen sowie die Art der Vergoldung wurden bestimmt. Die drei Einlagen aus farblosem bis leicht grünlichem Glas sind aus einem Sodaglas gefertigt. Das Glas wurde mit Mangan entfärbt, ein Läutermittel (z. B. Antimon) wurde nicht nachgewiesen. Der hohe Zinngehalt an manchen Stellen ist ungewöhnlich für ein farbloses, transparentes Glas. Möglicherweise stammt das Zinn aus der Korrosion einer Bronzelegierung und ist in das Glas eingewandert; detaillierte Werte siehe Tabelle 1 (rechte Seite). Die Vergoldung auf der Platte und der Schnalle ist über den Quecksilbergehalt als Feuervergoldung identifiziert. Die Legierungen von Schnallenbügel, Dorn und Beschlag sind wegen der starken Korrosion nicht quantitativ bestimmt worden. Auf der Korrosionsschicht gemessen sind die Hauptkomponenten Kupfer und Zink, dazu kommen Blei und Zinn in geringeren Anteilen. Damit wäre das Objekt als Messing anzusprechen. Messmethode: Mikro-Röntgenfluoreszenz Siehe Anhang 6.2. Probenvorbereitung und Messung Für die Analyse des Glases wurde an je zwei Punkten je Einlage in einem kleinen Bereich die Korrosionsschicht mit einem Diamantwerkzeug abgetragen. Die stark korrodierten Metalle wurden ohne vorherige Präparation gemessen. RFA-Gerät Siehe Anhang 6.2. Messparameter Metalle Atmosphäre Röhrenspannung Röhrenstrom Messzeit Formungszeit Filter Quantifizierung Luft 40 kV 300 µA 300 sec 35 µs Ti-25 keine quantitative Auswertung Messparameter Glas: Atmosphäre Röhrenspannung Röhrenstrom Messzeit Formungszeit Filter Quantifizierung Vakuum 40 kV 300 µA 300 sec 35 µs ohne Kombination aus Fundamentalparametermethode und standardgestützter Methode mit Eichkurve MgO 1,38 1,14 1,26 l2O3 2,26 2,35 2,31 SiO2 64,99 66,02 65,51 SO3 0,24 0,27 0,26 K2O 0,63 0,61 0,62 CaO 7,39 7,64 7,52 TiO2 0,15 0,15 0,15 Cr2O3 0,01 0,03 0,02 MnO 1,44 1,50 1,47 FeO 0,72 0,81 0,77 CuO n.n. n.n. n.n. SrO 0,08 0,09 0,09 ZrO2 0,02 0,02 0,02 SnO 2,59 2,53 2,56 Na2O 17,57 18,64 18,11 MgO 1,34 1,26 1,30 Al2O3 2,35 2,08 2,22 SiO2 65,56 66,64 66,10 SO3 0,31 0,27 0,29 K2O 0,65 0,66 0,66 CaO 7,20 7,39 7,30 TiO2 0,13 0,13 0,13 Cr2O3 0,01 0,01 0,01 MnO 1,82 1,46 1,64 FeO 0,71 0,63 0,67 CuO n.n. n.n. n.n. SrO 0,09 0,08 0,09 ZrO2 0,02 0,02 0,02 SnO 2,24 0,72 1,48 Na2O MgO Al2O3 Einlage 3 St1 17,05 1,36 2,13 Einlage 3 St2 17,82 1,21 2,16 Einlage 3 MW 17,44 1,29 2,15 Zinn und Kupfer aus dem Boden/vom Objekt? SiO2 68,24 67,52 67,88 SO3 0,32 0,29 0,31 K2O 0,71 0,65 0,68 CaO 7,28 7,33 7,31 TiO2 0,13 0,14 0,14 Cr2O3 0,01 0,01 0,01 MnO 1,78 1,73 1,76 FeO 0,69 0,70 0,70 CuO 0,03 0,06 0,05 SrO 0,09 0,08 0,09 ZrO2 0,03 0,02 0,03 SnO 0,16 0,28 0,22 Einlage 2 Einlage 2 Einlage 2 St1 St2 MW Tab. 1: Gürtelschnalle aus Langenenslingen „Grab 2“, Analysewerte. Die merowingerzeitlichen Altfunde aus Langenenslingen (Lkr. Biberach) Messung 40/355/Vak/oFi Auswertung Glas2012.msf Na2O Einlage 1 St1 18,10 Einlage 1 St2 16,83 Einlage 1 MW 17,47 533 534 Dieter Quast Gürtelschnalle aus „Grab 4“, Analysenergebnis Unter einer dunklen Kruste befand sich ein helles, eher weiches Material, dessen Zusammensetzung bestimmt werden sollte. Dazu wurden 3 Stellen gemessen und mit einander verglichen. dunkle äußere Kruste helles Material Silberoberfläche Silber 5 20 76 Kupfer 85 23 15 Zink 7 55 5 sonstiges (Spuren) Co, Ni, Pb, S Co, Ni, Pb Au, Pb Alle Angaben sind ungefähre Werte, in Gew-%. Auch bei der Messung im Vakuum konnten kein Chlor, Brom oder Schwefel in dem hellen Material nachgewiesen werden. 8. Abgekürzt zitierte Literatur Åberg 1926 N. Åberg, The Anglo-Saxons in England during the early centuries after the Invasion (Cambridge, Uppsala, Leipzig, Haag 1926). Fingerlin 2013 G. Fingerlin, Leopard und Christusmonogramm – ein faszinierender Fund aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Hüfingen im Quellgebiet der Donau. Arch. Nachr. Baden 86/87, 2013, 28–33. Haseloff 1981 G. Haseloff, Die germanische Tierornamentik der Völkerwanderungszeit. Studien zu Salin’s Stil I (Berlin, New York 1981). Kat. Soissons 1986 La Picardie, berceau de la France. Clovis et les derniers Romains. Ausstellungskat. 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Römisch-Germanisches-Zentralmuseum Forschungsinstitut für Archäologie Ernst-Ludwig-Platz 2 55116 Mainz E-Mail: quast@rgzm.de Dipl.-Ing. (FH) Sonngard Hartmann Römisch-Germanisches-Zentralmuseum Forschungsinstitut für Archäologie Ernst-Ludwig-Platz 2 55116 Mainz E-Mail: hartmann@rgzm.de 535